Ist es nicht auffällig, dass Religion etwas mit der Biographie der Menschen zu tun hat? Dass beispielsweise Wissenschaftler in deutlich geringerer Anzahl gläubig sind als der Durchschnitt der Bevölkerung, und zwar in allen Ländern (also auch ungeachtet der dort vorherrschenden Religion)?
Ist es nicht auffällig, dass Religionen sich ungeachtet der Inhalte bilden? In Indien betet man Kühe und Affen an, während man im Westen in diesen Tagen die Himmelfahrt einer Jungfrau bejubelt. Ist das nicht ganz besonders erstaunlich? Die Austauschbarkeit der Inhalte?
Ist es nicht auffällig, dass Religionen überall auf der Welt auch wirtschaftlich sehr erfolgreich sind? Und dass die ranghöchsten Vertreter dieser Religionen auch stets zum größten Reichtum gelangen? Ist es da nicht plausibel, eine wirtschaftliche Motivation anzunehmen?
Ist es nicht auffällig, dass in allen erfolgreichen Religionen der Zweifel und der Widerspruch die höchste Sünde darstellen, die auch am schärfsten bestraft wird? Müsste man da nicht annehmen, dass diese Bestrafung eine Rolle spielt (und nicht etwa der spirituelle Inhalt)?
Ist es nicht auffällig, dass religiöse Würdenträger sehr oft auch sexuell verschroben sind? Enthaltsamkeit, Zölibat, das „Sich-Aufsparen für Jesus“ bei Nonnen, sexuell bedingte Schuldgefühle, die bizarre Idee der Erbsünde der gesamten Menschheit durch Sex... Kirchenlehrer wie Paulus, Augustinus oder Thomas von Aquin, die ganz offensichtlich sexuell einen größeren Dachschaden hatten und auch davon berichten... Bischöfe und Kardinäle, die jedwede Sexualität oder auch nur Männlichkeit leugnen, und die deswegen in femininen Gewändern einherschreiten...
Ist es nicht verblüffend, wie zuverlässig man sexuelle Motive in den Religionen vorfindet, die der Sexualität exakt entgegengesetzt sind? Diese Motive scheinen sich ungeachtet aller anderen Merkmale zu bilden, egal in welchen Ländern, egal in welchen Religionen, egal ob bei jungen, alten, klugen, dummen, armen oder reichen Menschen. Müsste uns das nicht stutzig machen?
Die Quellen kannst Du Dir bei Google suchen. Niemand zwingt Dich dazu, diese These zu debattieren, wenn sie Dir nicht einleuchtet. Unter anderem beschreibt Richard Dawkins diese These ausführlich (Evolutionsbiologe an der Oxford University).
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Dawkins ist selbst unter den Atheisten höchst umstritten. Dazu Joachim Kahl, Atheist und Humanist:
"Richard Dawkins’ Buch Der Gotteswahn, das ich hier als Hauptbeispiel des neuen Atheismus heranziehe, … ist ein charakteristisches Dokument intellektuellen Cäsarenwahns. Cäsarenwahn hat – nach dem Historiker Ludwig Quidde, der den Begriff 1894 geprägt hat – zwei sich ergänzende Merkmale: triumphalistische Selbstüberschätzung und abgründige Realitätsblindheit.“
"Die Selbstüberschätzung bestehe darin, dass Dawkins seine Kompetenz als Evolutionsbiologe „meint nutzen zu dürfen, um völlig fachfremde Themen der Religionsgeschichte, der Religionsphilosophie, der Religionskritik zu traktieren – mit dem Gestus des auch hier allseits belesenen und kundigen Experten … Dawkins' nassforsche Haltung … verrät auf jeden Schritt und Tritt eine bodenlose Unkenntnis in Sachen Religion und Religionskritik und enthüllt ein fatales Nichtverstehen ihrer geschichtlichen Entwicklungen und ihrer inhaltlichen Komplexität.“
Dawkins ist selbst unter den Atheisten höchst umstritten. Dazu Joachim Kahl, Atheist und Humanist...
Das ist interessant. Erzähle bitte mal, in welchen Punkten Du Joachim Kahl besonders zustimmst, und welche Argumente Dawkins’ Du falsch oder gar "caesarenhaft" findest. Einige hier haben hunderte Stunden mit Büchern, Sendungen und Diskussionen von Dawkins zugebracht und interessieren sich vermutlich für ein paar kritische Gedanken aus Deiner Feder.
Das ist interessant. Erzähle bitte mal, in welchen Punkten Du Joachim Kahl besonders zustimmst, und welche Argumente Dawkins’ Du falsch oder gar "caesarenhaft" findest. Einige hier haben hunderte Stunden mit Büchern, Sendungen und Diskussionen von Dawkins zugebracht und interessieren sich vermutlich für ein paar kritische Gedanken aus Deiner Feder.
Macht ein bissl Mühe, aber dieser Beitrag ist sehr lesenswert:
Ich kenne die Ansichten von Kahl. Mich interessieren aber Deine eigenen. An welcher Stelle würdest Du Kahl vor allem zustimmen, oder Dawkins am entschiedensten widersprechen?
Ohne das komplett gelesen zu haben, kommt mir der Konflikt zwischen "altem" und "neuem" Atheismus oder generell verschiedenen Strömungen des Atheismus ähnlich überflüssig vor, wie der zwischen den unzähligen Religionen.
Ohne das komplett gelesen zu haben, kommt mir der Konflikt zwischen "altem" und "neuem" Atheismus oder generell verschiedenen Strömungen des Atheismus ähnlich überflüssig vor, wie der zwischen den unzähligen Religionen.
Ich teile vor allem die Kritik an der Besserwisserei - man könnte auch sagen Klugscheißerei - sowie die willkürliche Beanspruchung anderer für die eigene Position. Letzteres meistens aus dem Kontext gerissen und an der grundlegenden Haltung des Zitierten vorbei (die sich dabei im Grabe umdrehen würden). Eine Arbeitsweise, die einem renommierten Naturwissenschaftler nicht gerecht wird und die in seinem wissenschaftlichen Hometurf offenbar nicht zur Anwendung kam. Dawkins scheint das aber in seiner narzisstischen Suche nach populärwissenschaftlicher Anerkennung für nötig zu halten. Die dabei von ihm verwendete Sprache ist abwertend, hochmütig und aggressiv. Sein Unfehlbarkeitsanspruch, seine Intoleranz und ideologische Überhöhung seiner Position steht der vieler Kleriker in nichts nach. dem Atheismus erweist damit sicher keinen Dienst in der Sache.