Ich komme darauf, weil Du zwei Seiten zuvor die hier vorgetragene Kritik am Christentum und an den Kirchen als "künstlich" bezeichnest. Das seien sinngemäß alte Kamellen, und ich könne ja mal ne Liste machen, zwinker.
Darin sehe ich eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Dingen, die anderen Menschen im Namen der Kirchen oder des Christentums angetan wurden und werden.
"Künstlich" insofern, als dass ich glaube, dass islamische Extremisten für DE eine größere Gefahr darstellen, als es kath. tun. Wenn man selbst betroffen ist, ist natürlich keine Kleinigkeit lustig.
Du hast ja selbst schon oft Statistiken verlinkt, die untermauern, dass wir in DE jedes Jahr weniger Christen haben. Auf der anderen Seite gibt es Schätzungen, die einen Anteil der Muslime in DE mehr oder weniger stark ansteigen lassen. Da wir längst wissen, dass z.B. Judenhass oder Homophobie in anderen Religionen leider auch noch verbreitet sind, müsste man dort auch nachschauen. Und wenn du möchtest, dass Religion aus den Schulen rauskommt und das als zivilisatorische Errungenschaft ansiehst (das sehe ich im Prinzip auch so), dann bitte nimm das auch mit: https://www.welt.de/politik/deutschl...-Kopftuch.html
"Künstlich" und einseitig wird es für mich, wenn man auf der einen Seite in uralten Texten gräbt und auf der anderen Seite bei aktuellen Themen Toleranz walten lässt.
"Künstlich" insofern, als dass ich glaube, dass islamische Extremisten für DE eine größere Gefahr darstellen, als es kath. tun.
Warum möchtest Du die Debatte auf Extremisten einschränken? Ich finde, die ganz normale nichtextremistische Anhängerschaft der Katholiken oder Protestanten hat einen größeren Einfluss auf unser Leben, als die wenigen Extremisten.
Ich bin ganz gewiss kein Freund irgendwelcher Extremisten. Doch deren Auswirkungen auf unser Leben sind gering. Schau Dir als Beispiel das Leben gleichgeschlechtlich liebender Menschen in den letzten 50 oder 500 oder 1000 Jahren an. Wurden sie vor allem von Extremisten an der Entfaltung ihres Lebens gehindert, oder waren es gemäßigte, aber politisch hervorragend organisierte Christen, welche die Stigmatisierung dieser Menschen betrieben und betreiben?
Oder nimm die Ungleichbehandlung von Frauen in unserer Gesellschaft, und schließe dabei die letzten 50 oder 500 Jahre ein: Ist sie das Werk von Extremisten, oder das von ganz normalen gemäßigten Christen, die teils aus Überzeugung, überwiegend jedoch aus Gleichgültigkeit, die Gleichberechtigung verhinderten?
Ich sehe keinen Grund, diese Missstände durch den Hinweis auf islamische Extremisten zu relativieren.
"Künstlich" und einseitig wird es für mich, wenn man auf der einen Seite in uralten Texten gräbt und auf der anderen Seite bei aktuellen Themen Toleranz walten lässt.
In alten Schriften graben in erster Linie die Religionen selbst. Kein Mensch würde sich für die Evangelien oder Paulusbriefe interessieren, wenn diese nicht von den Religionen so überhöht würden. Das Desinteresse an diesen Texten ist so überwältigend, dass selbst gläubige Menschen sich zeitlebens nicht überwinden können, sie zu lesen.
Würden die Schriftreligionen dieses Graben in alten Schriften einfach unterlassen und sich stattdessen der realen heutigen Welt zuwenden, käme das der Abschaffung der Religionen gleich. Worin besteht denn die Kompetenz von Klerikern und Theologen, außer der Kenntnis und Auslegung der "Heiligen Schrift"?
Ich selbst habe keinerlei Problem mit Kopftüchern bei christlichen Nonnen oder muslimischen Frauen. Es gehört für mich zur freien Religionsausübung, die ich für richtig uns sinnvoll halte, sofern nicht die Rechte Dritter gestört werden. Entscheidend ist hier auch die Freiwilligkeit, die leider oft nicht gegeben ist.
Meine Kritik entzündet sich erst, wie Du weißt, am Wahrheitsanspruch und am alleinigen Wahrheitsanspruch des Christentums, des Judentums und des Islam. Er ist nicht gerechtfertigt und sollte von einer aufgeklärten Gesellschaft zurückgewiesen werden.
Warum möchtest Du die Debatte auf Extremisten einschränken? Ich finde, die ganz normale nichtextremistische Anhängerschaft der Katholiken oder Protestanten hat einen größeren Einfluss auf unser Leben, als die wenigen Extremisten.
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Ich sehe keinen Grund, diese Missstände durch den Hinweis auf islamische Extremisten zu relativieren.
Wir können auch von den normalen Gläubigen reden. Ich würde es nicht wollen, dass meine Töchter oder Enkelkinder von Lehrerinnen mit Kopftuch unterrichtet werden. Das würde ich definitiv als Rückschritt ansehen. Wo kommt denn diesbezüglich heute in DE noch eine "Gefahr" von den Katholiken?
Ich bin ganz gewiss kein Freund irgendwelcher Extremisten. Doch deren Auswirkungen auf unser Leben sind gering.
Das sehe ich komplett anders. Eine Handvoll Extremisten hat vor 17 Jahren den Regierenden weltweit das Argument in die Hand gegeben, die Bürgerrechte von Milliarden Menschen massiv einzuschränken. Wir werden in vor 9/11 unvorstellbarer Weise überwacht, begrapscht und in unseren Rechten eingeschränkt.
Täglich kommen neue Irre dazu, die noch mehr Argumente für noch mehr staatlichen Durchgriff auf nahezu jeden Teil meines Privatlebens liefern. Teilweise erwische ich mich dabei, wie ich dem applaudiere.
Die Auswirkungen auf mein Lebensgefühl empfinde ich als massiv. Ich hätte mir vor 30 Jahren, als man sich wegen der Volkszählung Straßenschlachten geliefert hat, nicht vorstellen können, dass ich eines Tages in einem Käfig leben würde. Ein sehr bequemer, goldener zwar, aber dennoch ein Käfig.
Wir können auch von den normalen Gläubigen reden. Ich würde es nicht wollen, dass meine Töchter oder Enkelkinder von Lehrerinnen mit Kopftuch unterrichtet werden. Das würde ich definitiv als Rückschritt ansehen.
Warum eigentlich? Deine Kinder werden von christlichen Theologen unterrichtet, sogar zur künstlichen Intelligenz, obwohl der Theologe da keine Kompetenz hat. Das hast Du immer wieder positiv hervorgehoben. Was würde sich ändern, wenn es sich dabei um eine Frau mit Kopftuch handelte?
Du plädierst oft dafür, dass man Religion in einem allgemeinen, umfassenden und abstrakten Sinn zu verstehen habe. Nicht auf die fliegenden Jungfrauen und wiederauferstandene Gottmenschen käme es an, sondern auf einen inneren Wesenskern, auf eine Ahnung von einer höheren Ebene.
Macht es da so einen Unterschied, ob jemand ein Kreuz um den Hals oder ein Kopftuch trägt? Christentum und Islam sind doch zwei sehr eng verwandte Religionen.
Das sehe ich komplett anders. Eine Handvoll Extremisten hat vor 17 Jahren den Regierenden weltweit das Argument in die Hand gegeben, die Bürgerrechte von Milliarden Menschen massiv einzuschränken. Wir werden in vor 9/11 unvorstellbarer Weise überwacht, begrapscht und in unseren Rechten eingeschränkt.
... Die Auswirkungen auf mein Lebensgefühl empfinde ich als massiv.
Ich weiß nicht ganz, wovon Du hier sprichst. Mein Leben hat sich nach 9/11 nicht verändert. Ich werde weder abgehört noch verfolgt. Zumindest habe ich es nicht bemerkt.
Ein sehr pragmatisches Kriterium. Und vermutlich greift Dir am Flughafen auch niemand regelmäßig in den Schritt und Du darfst Dein mitgebrachtes Bionade-Sixpack weiterhin mit an Bord nehmen. Ich beneide Dich etwas um Deine Privilegien und Deinen Wahrnehmungsfilter!