Aus meinem bescheidenen Horizont heraus bleibt da noch genug Platz für einen "Gott".
Ja, zumindest kann man es nicht ausschließen. Vielleicht stoßen wir irgendwann auf ein "Etwas", das wir heute unbeholfen mit "Gott" bezeichnen.
Zwei Einschränkungen gehen mir dazu durch den Kopf:
Die Wahrscheinlichkeit dafür schwindet mit jeder weiteren Erkenntnis, die sich in das naturwissenschaftliche Weltbild einfügt. Denn ganz gleich, wo wir auch suchen, überall finden wir das Wirken der Naturgesetze. Nach mehreren Jahrhunderten Erforschung der Natur schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch auf ein Wunder stoßen werden.
Speziell die Existenz des christlichen Gottes ist sehr fraglich. Damit meine ich nicht eine abstrakte Kraft oder ein Wirkungsprinzip, sondern eine übernatürliche Wesenheit mit genau jenen Eigenschaften, welche die Christen ihrem Gott zusprechen. Als da wären: Güte, Allmacht, Allwissenheit, sowie sein ganz persönlicher Bezug zu jedem einzelnen Menschen. Er erhört Gebete und bewertet die Rechtgläubigkeit jedes Menschen.
Die Existenz dieses ganz bestimmten Gottes ist sehr unwahrscheinlich, weil die Eigenschaften der realen Welt nicht zu einem allmächtigen, allwissenden und gütigen Gott passen. Die Wahrscheinlichkeit ist hingegen sehr groß, dass es sich beim christlichen Gott um eine Erfindung der Menschen handelt. In der gleichen Weise, wie es sich bei den Menschenrechten um eine menschliche Erfindung auf der Basis abstrakter Wertvorstellungen handelt.
Angenommen, zukünftige Erkenntnisse über die Physik würden fliegende Jungfrauen ermöglichen. Wäre damit etwas gewonnen?
Für mich würde sich vor allem die Frage stellen, wo die jungfräuliche Maria am Ende der Flugreise ankam.
Für die Menschen der Antike war der Himmel ein konkreter Ort über unseren Köpfen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Vom Himmel haben wir, wenn überhaupt, eine viel abstraktere Vorstellung. Sie lässt sich nicht mehr vereinbaren mit der Vorstellung, dass Marias Leichnam von der Erde abhob, die Atmosphäre durchquerte, das Schwerefeld der Erde verließ und schließlich irgendwo landete.
Falls sich also Marias Flugreise bewahrheitete, würde aus dem Himmel eine Farce.
Hat schon das Wort "Jungfrau" nicht mit Sexismus zu tun ? Ist ja momentan in aller Munde.
Bei genauem hinblicken, könnte man sagen, das man das Wort abschafft oder zumindest verurteilt, da es Frauen in einen Zustand, sexueller Erlebnisse einstuft.
Wenn es jemand nicht verstanden hat, lag es an mir. Vergesst es einfach
Zum lachen ist es dennoch nicht.
Warum richtest Du Dich nicht nach jenen Wissenschaftlern, die sich tatsächlich der Erforschung dieser Dinge widmen? Diese sehen dort nämlich überhaupt keinen Gott. Schon allein deswegen nicht, weil niemand eine klare Vorstellung hat, was „Dunkle Materie“ und „Gott“ überhaupt sein sollen.
Ich schaue mir gern entsprechende populärwissenschaftliche Sendungen an und lese darüber, wenn ich Zeit habe. Kürzlich sah ich einen Abriss der Evolution. Vom ersten Fisch, der an Land ging, bis zum Menschen, der über sich selbst nachdenkt. Zwar wurden die einzelnen Schritte schlüssig und sachlich erklärt (wie es halt in nur 45min möglich ist), aber das "Gesamtkonzept" finde ich schon wunderbar. Je mehr ich darüber erfahre, desto schöner finde ich es.
Ich erinnere mich an den Prof in Zahlentheorie von vor fast 30 Jahren. Er konnte dir alles haarklein erklären und war trotzdem (oder deshalb?!) von seinem Fachgebiet begeistert, dass es ansteckend war. Es kann also sehr wohl sein, dass man mit mehr an Wissen die wahre Genialität, Schönheit und Wunder erst begreift.
Ja, ich finde ebenso, dass die Dinge durch Wissen nicht entzaubert werden, sondern meist an Zauber hinzugewinnen.
Von Gläubigen wird diese Tatsache allerdings gerne verdreht. Es läuft darauf hinaus, dass die Wissenschaft uns lediglich die Augen öffnet dafür, wie gewaltig die Schöpfung Gottes aussieht, um ihn deswegen noch begeisterter anzubeten.
Das ist jedoch eine völlige Verdrehung der wissenschaftlichen Befunde. Denn die Befunde sagen, dass Gott in diesem Spektakel erstens nicht sichtbar und zweitens völlig überflüssig ist. Was die Wissenschaft nämlich findet, sind Zwangsläufigkeiten und Kausalitäten. Es sind Wirkungsketten: Eins folgt aus dem anderen, alles ist erklärbar, nichts ist übernatürlich.
Die Wissenschaft sagt, dass die Schöpfung gewaltig ist, aber auch, dass es ohne Schöpfer funktioniert. Eben darin besteht der Zauber.
Wenn Du Dich also auf die Wissenschaft oder alte Mathe-Professoren berufst, dann solltest Du hinzufügen, dass diese nie irgendetwas Übernatürliches oder Göttliches gefunden haben — nicht mal das winzigste Fitzelchen. Deren Begeisterung ergibt sich aus eben dieser Tatsache: dass Geniales entstehen kann, ohne dass ein genialer Schöpfer existiert. Das ist die Faszination.
Hallo Jörn,
ich schätze Dein Wissen, Deine Argumente und Deine Hartnäckigkeit. Und ich teile oft Deine Meinung. In diesem Punkt sehe ich jetzt etwas anders. Zwar fasziniert auch mich, wie die moderne Naturwissenschaft in immer weitere und tiefere Bereiche vordringt und Erklärungen liefert. Auch halte ich die Existenz eines Schöpfergottes im christlichen Sinne für naiv ego- bzw. anthropozentrisch. Andererseits zeigt uns die Geschichte auch, dass die Menschen schon oft dachten, jetzt verstanden zu haben, was „die Welt im Innersten zusammenhält“. Insofern erscheint mir die Ansicht, dass alles erklärbar ist, auch sehr optimistisch. Unser heutiges Wissen enthält sicherlich viele Thesen und Modelle, die das Potenzial in sich tragen, später einmal als veraltet betrachtet zu werden. Wir erklären die Welt wahrscheinlich immer genauer, mit immer treffenderen Modellen; und doch bleibt, denke ich, manches offen, weil jede Erklärung innerhalb von Modellvorstellungen stattfindet. Alles erklärbar ja, aber immer nur als Modell innerhalb unserer jeweiligen zeitgemäßen Denkgrenzen.