Um das Bild abzurunden: In einer Leistungsdiagnostik werden nicht zwangsweise nur die klassischen Laktat-"Schwellen" gemessen. Es wird der genaue Verlauf der Laktatkurve in Relation gesetzt zu anderen Messwerten, zum Beispiel dem Verlauf des respiratorischen Quotienten.
Da steckt mehr Information drin als die Festlegung von Trainingsbereichen.
Damit kann man beispielsweise sehen, wo ein sehr schneller 10.000 Meter Läufer, der sich auf eine Langdistanz vorbereitet, Defizite hat, ohne dass er als "Test" eine Langdistanz zu absolvieren hätte.
Kurz: Eine Leistungsdiagnostik leistet heute mehr, als zu messen, bei welchem Tempo man 2 oder 4 mmol Laktat hat.
Es wird der genaue Verlauf der Laktatkurve in Relation gesetzt zu anderen Messwerten, zum Beispiel dem Verlauf des respiratorischen Quotienten.
Kannst Du mir als Laien das erklaeren?
Zitat:
Damit kann man beispielsweise sehen, wo ein sehr schneller 10.000 Meter Läufer, der sich auf eine Langdistanz vorbereitet, Defizite hat, ohne dass er als "Test" eine Langdistanz zu absolvieren hätte.
Es gibt laktataufbauende und laktatabbauende Systeme oder Prozesse im Körper. Misst man nur einen bestimmten Laktatwert, zum Beispiel 3 mmol, ist dadurch nicht bekannt, wie dieser Wert im Körper zustande kam. Zwei Möglichkeiten zur Auswahl:
a) Die aerobe Kapazität des Athleten ist sehr hoch, dadurch wird wenig Laktat gebildet
b) Die aerobe Kapazität des Athleten ist nicht sehr hoch, aber er kann gut Laktat abbauen, weil er Laktat wie einen Brennstoff in der Muskelzelle aerob verbrennt.
Hier repräsentiert ein bestimmter Laktatwert zwei unterschiedliche Stoffwechselwege. Für einen Langstreckler sind nicht beide Stoffwechselwege gleich gut. Über eine gleichzeitige Atemgasanalyse kann man herausfinden, ob eher Fall a) oder b) vorliegt.
Das ist nur ein Beispiel, ich hätte auch ein anderes nehmen können. Interessant ist auch die Dynamik der Messkurven, also die Form der Kurven. Hier kümmert man sich nicht um das Laktat als Ursache für die Ermüdung (die in dieser schlichten Form heute bestritten wird), sondern als simpler Marker, der sich bestimmten Verlaufstypen zuordnen lässt.
Zitat:
Zitat von dude
Vermutlich fehlt es an der Ausdauer.
Das kann auf den einen 10k-Läufer zutreffen, auf einen über 10 Kilometer gleichstarken 10k-Läufer jedoch nicht. Weißt Du ja selber.
Danke.
Halte ich fuer Spielerei.
Machen, nicht testen.
Die Birne begrenzt genauso wie der Koerper.
Sicher. Aber warum sollte man Informationen aus der diagnostischen Ecke kategorisch ablehnen?
Mal konkret: Wenn sich ein Athlet drei oder vier Monate vor einem großen Wettkampf an mich wendet, stehe ich wie jeder Coach vor zwei Fragen:
a) Fehlt ihm oder ihr eher Tempo oder eher Ausdauer?
b) Spricht sie oder er auf Temporeize gut an, oder brennen sie dabei leicht aus?
Frage b muss man mit "try & error" erforschen, und zwar möglichst früh in der Saison. Frage a kann man sicher durch Testwettkämpfe oder Testtrainings herausfinden, doch dazu braucht es einen ausgeruhten Athleten, ein in den Vorwochen ungestörtes Training und so weiter. Da läuft einem leicht die Zeit davon! Eine Leistungsdiagnostik kann hier einen wertvollen Beitrag leisten.
Zu beachten ist, dass in so einem Fall die Fragestellung an die Leistungsdiagnostik nicht lautet "Wo liegen meine Trainingsbereiche oder imaginäre Laktatschwellen?". Sondern man fragt nach der Leistungsfähigkeit des Fettstoffwechsels (im Falle eines Langstrecklers).
Recht hast Du IMO in dem Punkt, dass eine Leistungsdiagnostik dumme Antworten liefert, wenn man ihr dumme Fragen stellt.
Sicher. Aber warum sollte man Informationen aus der diagnostischen Ecke kategorisch ablehnen?
Weil es IMHO blendet und nicht erfassbares versucht fassbar zu machen.
Zitat:
Mal konkret: Wenn sich ein Athlet drei oder vier Monate vor einem großen Wettkampf an mich wendet, stehe ich wie jeder Coach vor zwei Fragen:
Als coach schaue ich da lieber in alte Trainings- und Wettkampfaufzeichnungen.
Zitat:
Eine Leistungsdiagnostik kann hier einen wertvollen Beitrag leisten.
Nee, denn die sagt Dir nur den status quo, der aber allein fast aussagelos ist. Da kann ich auch einen Wettkampf machen lassen.
Zitat:
Sondern man fragt nach der Leistungsfähigkeit des Fettstoffwechsels (im Falle eines Langstrecklers).
Und GENAU DA sind wir unterschiedlicher Meinung und werden uns wohl nie treffen. Du gehoerst zu denjenigen, die Versuchen physiologische Resultate wie eben den Fettstoffwechsel einzuordnen. Das ist IMHO zum Scheitern verurteilt, da es ein nicht greifbarer, hoch variabler und individuell verschiedener Wert ist, dessen Aussagekraft in meinen Augen gegen Null geht.
Woher kommt dieser Wille, unfassbares fassbar zu machen? Stoffwechselvorgaenge zu untersuchen und daraus Zukunftswerte abzuleiten erinnert mich stark an die technische Analyse einer Aktie.
Ehe es keine Fortschritte in der Hirnforschung gibt, rate ich von Laktatleistungstest und Co. ab. Reine Geldverschwendung. Ich weiss, ist schlecht fuer's Geschaeft.
Ich spreche von Leistungsvoraussetzungen und nicht von der Leistung selbst. Das Gehirn ist nicht allein für die sportliche Leistung zuständig. Der Körper und seine trainierbaren und untrainierbaren Fähigkeiten sind die Grundlage der körperlichen Leistung.
Du kannst auch unter Hypnose oder Todesangst keine 300kg-Hantel stemmen, oder einen Marathon in 1:30 Stunden laufen.
Dem entsprechend ist es nicht verkehrt, nach den Möglichkeiten des Körpers zu fragen, auch wenn letztlich das Gehirn darüber entscheidet, bis zu welchem Maße diese Fähigkeiten auch genutzt werden.
Für das Beispiel mit dem Fettstoffwechsel bedeutet das: Wenn er schlecht trainiert ist, werden die Glykogenvorräte des Athleten irgendwann zur Neige gehen. Dadurch wird er sein Tempo nicht halten können, ganz gleich wie kampfbereit die mentale Einstellung des Athleten oder seine unbewussten psychischen Fähigkeiten auch sein mögen.
Grüße,
Arne
(durchaus ein Anhänger der CG-Theorie)