Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Noch eine Frage dazu:
Ist es realistisch, dass sich jemand unmittelbar vor wichtigen Wettkämpfen Blut in größeren Mengen abzapft und dann sehr kurzfristig wieder refundiert?
|
unmittelbar davor abnehmen und dann gleich wieder re-infundieren wäre natürlich Blödsinn (aber Pechstein hat ja bekanntlich auch Blödsinn gemacht, man denke nur an das Blutdoping mit UV-Bestrahlung, das sie ja zugegeben hat).
Was aber durchaus möglich ist, ist die Abnahme zwei oder drei Wochen vorher, gerade soviel dass durch die daraufhin überschießende Blutneubildung am Wettkampftag wieder normale HB-Werte erreicht sind. Bei Abnahme zwei Wochen vorher dürfte man ca. 500ml abnehmen.
Kurz vor dem Wettkampf wäre dann der Hb-Wert wieder im Normalbereich und die Retikulozytenzahl durch die stattgehabte Blutabnahme vor nur zwei Wochen noch deutlich erhöht. Das wären im Prinzip dieselben Werte, die man bei Pechstein gefunden hat (und die theoretisch auch durch eine Sphärozytose erklärbar wären).
Der Wettbewerbsvorteil ergibt sich natürlich erst, wenn das zwei Wochen zuvor abgenommene Blut dann kurz vor dem Wettkampf refundiert wird.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Nur mit diesem Szenario ergibt sich die volle Wirkung des Blutdopings.
|
Die volle Wirkung braucht man gerade bei enger Leistungsdichte heutzutage nicht mehr bei Doping. Ein kleiner Wettbewerbsvorteil langt oft aus um aus einem dritten oder vierten Platz einen potenziellen ersten Platz zu machen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Entscheidend ist dafür, dass die Blutneubildung abgeschlossen ist und alles abgezapfte Blut ersetzt wurde. [u] .
|
das ist richtig, lässt sich aber relativ genau berechnen. Bei gut gefüllten Eisenspeichern kann ein gesunder Erwachsener ca. 0,7-0,8g Hb pro Woche neu bilden.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die Blutneubildung muss deshalb zum Zeitpunkt der gewünschten Topform geringe Werte aufweisen.
|
das ist nicht richtig: die Retikulozyten sind junge rote Blutkörperchen, die zwar noch Zellkernreste enthalten und die ein bisschen anders aussehen als reie ältere Erys aber die durchaus bereits als Sauerstoffträger funktionieren. Auch wenn der Hab-Wert nach einem Blutverlust sich wieder normalisiert hat, sind erhöhte Retikulozyten (wie hoch, das hängt vom Ausmaß des vorherigen Blutverlustes ab) noch eine ganze Zeit lang nachweisbar.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Bei Pechstein wurden aber hohe Werte für die Blutneubildung gefunden, und zwar ausgerechnet vor wichtigen Wettkämpfen.
Die Kugelzellenanämie, die bei Pechstein festgestellt wurde, erklärt diese Befunde aus meiner Laiensicht überzeugend.
|
Ich verstehe den Zusammenhang immer noch nicht, dass mehrmals (die ISU sprach von 10 mal)
gerade vor wichtigen Wettkämpfen, die Retikulozyten anstiegen.
Vor wichtigen Wettkämpfen schraubt man das Training zurück, gönnt seinem körper besonders viel Ruhe. Warum sollten gerade dann die Blutzellen zerfallen?.
Die BLutabnahmen für den Blutpass erfolgen ja entweder im Training (so wie heute bei Kienle) oder als pre-competition-Test kurz
vor wichtigen Wettkämpfen.
Nach dem Ziel des Wettkampfes erfolgt dann nur noch eine Urinkontrolle und keine Blutabnahme für den Blutpass.
Und selbst wenn der Stress des gerade absolvierten WEttkampfes zu einem erhöhten Zerfall der genetisch veränderten Sphärozyten geführt haben sollte, würde man unmittelbar nach einem Wettkampf noch keine erhöhten Retikulozyten messen können, denn das dauert mehrere Tage, bis danach die Blutneubildung richtig in Gang gekomen ist.