Als fleißiger aber eher untalentierter Sportler konnte ich mit 45Jahren 1h lang ca. 300W treten - bei einem Gewicht von 75kg.
Das macht dann also ganz genau 4W/Kg und bedeutet, dass die Radsportprofis um die es hier gerade geht, 150% dessen zu leisten im Stande sind was ich konnte.
Ich finde das jetzt nicht unmenschlich, insbesondere deshalb weil die Jungs ganz andere physische Möglichkeiten haben und den ganzen Tag nichts anderes machen - und natürlich in der Blüte ihres Lebens stehen.
Der Captain kann glaube ich auch ca. 5W/kg oder so treten (weiß ich nicht wirklich genau) und der ist auch schon ein bisschen älter und geht einem normalen 9-5 Job nach.
Denn dann müsste gewissermaßen jeder der bei irgendeiner x-beliebigen Rundfahr oder einem Eintagesrennen mit langen Anstiegen im Klassement unter den besten 20 einfahren will, gedopt sein, ...
Wo ist das Problem? Warum schließt Du aus, dass die besten 20 gedopt sein könnten? Es gab Zeiten, da waren weitaus größere Teile des professionellen Radsports gedopt. Vom Kapitän bis zum hintersten Wasserträger. Es sind genügend Radprofis erwischt worden, die froh gewesen wären, mal irgendwo unter die ersten 20 zu kommen.
Man sehe sich mal Patrick Sinkewitz an. Nach seinem ersten Dopingfall und der Suspendierung durch das Team T-Mobile fuhr er für die drittklassigen Teams PSK Whirlpool, ISD-Neri, Farnese Vini-Neri Sottoli und Meridiana Kamen Team. Man sollte doch meinen, das Niveau dort schafft er auch ungedopt. Stattdessen flog er später erneut mit einem positiven Test auf. Ohne jedoch durch überragende Leistungen in diesem weniger leistungsstarken Umfeld aufzufallen.
Damit will ich sagen, man kann im Radsport nicht einfach die zweite Reihe für sauber erklären, mit der Begründung, es sei die zweite Reihe. Denn auch dort wird gedopt.
Das macht dann also ganz genau 4W/Kg und bedeutet, dass die Radsportprofis um die es hier gerade geht, 150% dessen zu leisten im Stande sind was ich konnte.
Ich bin als Schüler 12 Sekunden auf 100m gelaufen. Nehme ich die 150%-Regel, müsste die Weltspitze mit 8 Sekunden sauber sein.
Wo ist das Problem? Warum schließt Du aus, dass die besten 20 gedopt sein könnten? Es gab Zeiten, da waren weitaus größere Teile des professionellen Radsports gedopt. Vom Kapitän bis zum hintersten Wasserträger. Es sind genügend Radprofis erwischt worden, die wären froh gewesen, mal irgendwo unter die ersten 20 zu kommen.
Ein komplett flächendeckendes Doping über ein ganzes Jahrzehnt funktioniert nicht ohne entsprechende Organisationsstrukturen und würde früher oder später (durch Fehler beim Dopen und/oder durch Beichten ausgeschiedener Ex-Profis) ans Licht kommen. So lief es doch mit den Dopingstrukturen der 90er Jahre auch, die spätestens ab 2003 in mannigfaltigen Details bekannt waren.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Es sind genügend Radprofis erwischt worden, die wären froh gewesen, mal irgendwo unter die ersten 20 zu kommen.
Gerade für solche Profis, mit zu wenig Talent ist in der Tat die Versuchung zu dopen weitaus größer als für die Weltspitze, denn die stehen unter echtem existenziellem Druck. Jemand wie Alex Dowsett (ohne dass ich damit irgendwas unterstellen will), der mangels Vertrag für 2021 kurz vor der Arbeitslosigkeit stand/ bzw. wohl immer noch steht, während die Freundin hochschwanger ist, ist doch in einer komplett anderen Situation als z.B. Van Aert, der in der Radsportpresse und auf Twitter gerade als Looser gehandelt wird, weil er ein paar Rennen hintereinander nur auf dem Podium statt als Sieger beendet hat, der aber seit frühester Jugend nie auch nur im entferntesten irgendeinen Existenzdruck verspürt hat, weil sich stets fast jedes Team in jeder Phase seiner sportlichen Karriere um ihn gerissen hat.
Für Top-Fahrer wie Van Aert oder auf Deutschland bezogen für Fahrer wie Max Schachmann, Emu Buchmann, Nils Politt geht es beim Kampf um Plazierungen nie um echte existenzielle Dinge, sondern allenfalls um die Höhe des Anschlussvertrages. Mit ein paar Podiumsplazierungen oder Siegen mehr bekommt jemand wie Schachmann allenfalls statt einem Anschlussvertrag mit 600 000€ evt. einen Vertrag mit 800 000,-€ Jahresgehalt. Das sind im Vergleich zu Fahrern der zweiten und dritten Reihe reine Luxusprobleme, bei denen jeder vernünftig denkende Mensch sich zehnmal überlegen würde, ob es sich hierfür lohnt, mit Nutzung unerlaubter Maßnahmen seine gesamte berufliche Karriere aufs Spiel zu setzen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Man sehe sich mal Patrick Sinkewitz an. Nach seinem ersten Dopingfall und der Suspendierung durch das Team T-Mobile fuhr er für die drittklassigen Teams PSK Whirlpool, ISD-Neri, Farnese Vini-Neri Sottoli und Meridiana Kamen Team. Man sollte doch meinen, das Niveau dort schafft er auch ungedopt. ...
Warum sollte man das meinen?
Jemand der es selbst gedopt nicht an die Spitze seines Sportes schafft und gerade mal Helfershelfer in einem T-Mobile-Team war, das 2006/ 2007 längst sportlich auf dem absteigenden Ast war, ist offensichtlich nur begrenzt talentiert und die Lebenserfahrung lehrt bekanntlich, dass die meisten die einmal gedopt haben, früher oder später rückfällig werden.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Damit will ich sagen, man kann im Radsport nicht einfach die zweite Reihe für sauber erklären, mit der Begründung, es sei die zweite Reihe. Denn auch dort wird gedopt.
Da würde ich dir zu 100% recht geben.
In der zweiten Reihe des Radsportes, insbesondere jenseits der Pro-Tour wird vermutlich sogar mehr gedopt, weil dort auch deutlich weniger Trainingskontrollen stattfinden, weil der Existenzdruck dort (s.o.) erheblich höher ist und weil dort naturgemäß die Fahrer unterwegs sind, die genauso viel und genauso hart trainieren wie die Weltklasse, aber die schlechtere genetische Voraussetzungen mitbekommen haben.
Das Thema ist eh nie zu lösen. Wieso einfach nicht freigeben? Soll jeder einwerfen was er will und der Beste gewinnt. Die ganze Diskussion ist ermüdend .
Das Thema ist eh nie zu lösen. Wieso einfach nicht freigeben? Soll jeder einwerfen was er will und der Beste gewinnt. Die ganze Diskussion ist ermüdend .
Und ab wann sollte man Doping freigeben? Ab den Schülerklassen? ab dem Juniorenalter? Ab U23, der Nachwuchsklasse oder erst ab dem Elitelevel? Dürfen bei Minderjährigen die Trainer über den Beginn von Doping entscheiden, oder müssen dann die Eltern ihr Einverständnis geben?
Der Gedanke führt zu Ende gedacht komplett in die Sackgasse und die Diskussion haben wir schon vor Jahren hier im Thread geführt. Sport ohne Regeln macht keinen Sinn und würde so von Fans auch nicht akzeptiert werden.
Die Diskussion mag ermüdend sein, aber du musst sie auch nicht verfolgen.
Der ganze Andidopingkampf ist anstrengend und wird auch nie abschließend gewonnen werden, muss aber trotzdem des Sportes wegen und der Werte für die Sport steht auf Dauer geführt werden.