Der professionelle Radsport ist eine internationale Angelegenheit. Deutsche Radprofis bestreiten ihre Rennen ganz überwiegend im Ausland. Dort gelten laxere Regeln. Dem Buchstaben nach gibt es zwar in Frankreich und Italien eine Strafbarkeit von Doping, aber mir ist kein einziger Fall bekannt, wo ein Profisportler tatsächlich wegen Doping eingesessen wäre.
Die wenigsten Radprofis sind wohlhabende Stars. Für die meisten ist es eine elende Lohnfahrerei mit einem unglaublichen Leistungsdruck. Bringst Du Deine Leitung nicht, warten bereits 10 andere Radrennfahrer, die gerne Deinen Platz im Team hätten. Es sind arme Schweine. Geld wird im Radsport überwiegend an anderer Stelle verdient. Wenn man jetzt als Fahrer um der bloßen Konkurrenzfähigkeit willen am Ende noch im Knast landet, wird sich jeder deutsche Radprofi die Frage stellen müssen, ob die Nachteile dieses Berufs nicht doch überwiegen.
In einer gerechten Welt würden alle sauber fahren. In der echten Welt hat man im professionellen Radsport als sauberer Fahrer meiner unmaßgeblichen Einschätzung nach sehr schlechte Karten, zumindest dann, wenn man auch etwas Geld verdienen will. Und zwar so viel, dass es den enormen Aufwand und die Härte dieses Lebenswegs, der bereits in der Jugend sehr konsequent beschritten werden muss, und als Mittdreißiger zu Ende geht, lohnt.
Eines möchte ich gleich vorwegnehmen: Ich bin strikt gegen Doping, auch im professionellen Radsport, der als Broterwerb von Grubenarbeitern viel Älter ist als der olympische Gedanke des Fairplay. Wenn das neue Gesetz hilft, Doping zu verringern, hat es meine Unterstützung. Es war längst überfällig, viel zu lange haben uns offensichtliche Betrüger verarscht.
Nur für den deutschen Profi-Radsport sehe ich schwarz. Zumindest solange nicht die anderen Nationen für gleiche Bedingungen sorgen. Wie seht Ihr das?
Werden wohl einige deutsche Pros ins Ausland ziehen und nur noch "sauber" deutschen Boden betreten!!!
mmh, wie ist den das?
Hypothetisches Beispiel: Profi mit deutschem Pass, der dauerhaft in , sagen wir, Spanien lebt und bei einem Rennen in China positiv getestet wird: wird das dann in Deutschland verfolgt werden können/müssen?
Prinzipiell finde ich es sehr gut, dass endlich versucht wird, Doping mehr verfolgen (und bestrafen) zu können. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wieviel dieses Gesetz bringt.
Grund: In einer guten Doku (bei Arte oder so) wurde der Weg junger Radprofis beschrieben, vor allem wie man in Doping reinrutscht. Ich fand es sehr beängstigend, wie junge Talente in den Sport reingezogen werden und praktisch dann, wenn sie keine alternative Lebensplanung mehr haben (großer Fehler, aber die sind jung), wird ihnen Doping "nahegelegt". Von Vertrauenspersonen. "Macht ja jeder so, daher isses nicht schlimm". Oder eben eine Beendigung ihres (Profi)Daseins - ohne Alternative...
Ich glaube, diese jungen Sportler werden auch von einer möglichen Gefängnisstrafe in diesem (für sie ausweglosen) Moment nicht abgeschreckt.
Nichtsdestotrotz - dieses Gesetz ist ein guter Anfang, evt werden tatsächlich einige Sportler abgeschreckt, evt einige andere härter bestraft, und ganz evt unser Sport wieder sauberer.
Zudem, das Strafmaß ist hoch, allerdings wird es, wie in anderen Bereichen im Strafrecht, ja nicht bei einem ersten Vergehen gleich voll ausgeschöpft. Da wird sich in der Rechtssprechung auch beim Doping eine Abstufung finden (müssen), sodass auch weiterhin zuerst ein Warnschuss kommt (ggf "nur" eine Sperre bei Erstvergehen), und nur bei Wiederholungstätern erfolgt eine Gefängnisstrafe. Aber sie kann erfolgen! -> Abschreckung.
Und vor allem kann systematischen Doping härter bestraft werden. Ich bin gespannt...
Werden wohl einige deutsche Pros ins Ausland ziehen und nur noch "sauber" deutschen Boden betreten!!!
Allerdings finde ich das Strafmaß viel zu hoch.
Pädophile und Vergewaltiger kommen da ja manchmal sogar besser bei weg.
Für mich ist dieses Gesetz völlig übers Ziel hinaus geschossen.
Aber was solls!
Du weißt schon, dass das Strafmaß im Gesetz nur der Rahmen für das Strafmaß ist, dass das Gericht bei Verurteilung verhängt? Das gesetzliche Strafmaß bei Vergewaltigung ist übrigens (bis zu ) 15 Jahre.
Pädophilie ist per se nicht strafbar, jeder darf mögen, was er mag. Ausleben ist eine andere Sache...
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ich denke es ist wichtig, dass der Sachverhalt Doping aus der reinen Sportecke rauskommt und strafrechtlich relevant wird, weil damit ganz andere Ermittlungs- und Sanktionierungsmöglichkeiten einhergehen. Wie hoch dann eine mögliche Gefängnisstrafe ausfällt, ist dann eigentlich nachrangig.
Internationale Waffengleicheit wäre sicherlich zu begrüßen, aber lieber selber was machen als auf die anderen zu warten. Und die auf uns. und wir auf die .... und am Ende macht keiner was.
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Grüße
Tri-K
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Geändert von tridinski (13.11.2014 um 11:28 Uhr).
Grund: typo
Hab ich gestern in den Nachrichten richtig mitbekommen, dass im Rahmen des Gesetzentwurfes die Beweispflicht umgekehrt würde, also der Betroffene seine Unschuld beweisen muss?
Die Unschuldsvermutung abzuschaffen fände ich absolut untragbar. Das passt vielleicht wunderbar in das heutige Medienecho bei fast allen Sportveranstaltungen (ausser natürlich den Lieblingssportarten, bei denen Doping nicht möglich ist), aber das geht doch in die völlig falsche Richtung!