Ausdrücklich erlaubte Ausnahme ist nur die Hilfe mittels unwesentlicher Gegenstände (incidental items).
Jonny hätte disqualifiziert werden müssen, weil er die Hilfe angenommen hat. Theoretisch hätte man ihn auch zu der Stelle zurückschicken können, ab der ihm geholfen wurde und dann hätte er die Strecke nochmal allein bewältigen müssen. Das kam hier offensichtlich nicht in Frage.
Ich glaube, Alistair kann / muss man nicht disqualifizieren. Dafür finde ich jedenfalls keine Regel - außer wenn man es als "unsportsmanlike conduct" interpretieren würde, aber ´zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung ist es ja gerade da Gegenteil.
Bei Alistair hätte ich auch nichts gemacht, da er sich ja auch selbst bestraft hat, indem er Shoeman, den er im Spurt sicher geschlagen hätte ziehen ließ.
Ich bin mir sicher, dass auch tatsächlich eine Dsq erfolgt wäre, wenn Mola aufgrund der Aktion seinen WM-Titel verloren hätte. So war die Abweisung des Protestes dann eher eine politische Aktion nach dem Motto: "die Spanier sind eh schon Weltmeister mit Mola. Von einer Dsq hätte ein weiterer Spanier profitiert (Alarza), das ist dann zuviel des Guten."
Ich glaube nicht wirklich an die Bruderliebe-Geschichte und an medizinische Sorgen. Das ging einzig und allein ums Ergebnis. Bruderliebe wäre es doch gewesen, sich um seinen Bruder zu kümmern und nicht, ihn halb bewusstlos durch die Gegend zu schieben, zerren und stoßen. Medizinische Hilfe hätte er sicher besser bekommen, wenn er an der Stelle zusammengesunken wäre und die Helfer und ggf. sein Bruder sich um ihn gekümmert hätten.
Die Jungs sind dermaßen Profis, dass sie genau wissen, welche Platzierungen sie benötigen.
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.
Wir haben die Annahme fremder Hilfe zwischen zwei im Rennen befindlichen Athleten bereits an anderer Stelle diskutiert. Es ging um die Zulässigkeit von Teamtaktiken. Ein Teammitglied wartet und macht dann auf dem Rad die Lok für das andere Teammitglied. Stellt das die verbotene Annahme fremder Hilfe dar? Es ist nichts anderes als die hier diskutierte Hilfe zwischen den Brownlees.
Wer im Fall der Brownlees der Meinung ist, es handele ich um einen Regelverstoß, möge spaßeshalber seine Position in der oben angedeuteten Nominierungsdebatte überprüfen.
Wir haben die Annahme fremder Hilfe zwischen zwei im Rennen befindlichen Athleten bereits an anderer Stelle diskutiert. Es ging um die Zulässigkeit von Teamtaktiken. Ein Teammitglied wartet und macht dann auf dem Rad die Lok für das andere Teammitglied. Stellt das die verbotene Annahme fremder Hilfe dar? Es ist nichts anderes als die hier diskutierte Hilfe zwischen den Brownlees.
Wer im Fall der Brownlees der Meinung ist, es handele ich um einen Regelverstoß, möge spaßeshalber seine Position in der oben angedeuteten Nominierungsdebatte überprüfen.
Nein. Bei deinem Beispiel geht es um die Gewährung von Windschatten, die zweifelsfrei, ebenso wie Wasserschatten beim Schwimmen und Windschatten beim Laufen erlaubt ist.
Das Analogon von jemanden ins Ziel Ziehen über die Ziellinie schmeißen wie bei den Bronwlees ist, wenn ein Teamkollege einen anderen auf dem Rad den Berg hinaufschiebt.
Das ist bei der UCI genauso wie der ITU verboten.
Die ITU-Regeln haben im übrigen einen Paragraphen, dass alles was das Radfahren betrifft und was im relativ dünnen Regelwerk der ITU nicht geregelt ist, von dem deutlich dickeren Regelwerk der UCI abgedeckt ist.
Da es bei der UCI z.B. bei der Tour de France gang und gäbe ist, dass z.T. das ganze Team auf den Teamcaptain wartet, wenn dieser eine Panne hatte, um ihn wieder an das Hauptfeld ranzuführen, ist es zweifellos zulässig dasselbe in einem ITU-Rennen mit Windschattenfreigabe zu tun. Da war Claudia wisser im DOSB-Schiedsgericht ganz klar auf dem Holzweg und kannte sich entweder mit dem modernen Triathlonregelwerk, das im olympischen Triathlon gilt nicht aus oder hat aus durchsichtigen Gründen mit ihrer Urteilsbegründung bewusst das (Sport)-Recht gebeugt.
Übrigens: wenn ich in der selben Situation gewesen wäre wie Alistair und ich sehe meinen kleinen Bruder kurz vorm Kollaps 400m vor dem Ziel hätte ich vermutlich auch nicht lange überlegt und genauso gehandelt. Das ist ein menschlicher Reflex, den man nicht ernsthaft kritisieren kann, aber eben trotzdem gemäß Regelwerk ahnden muss (im Gegensatz zu rowdyhaftem Schwimmverhalten, das den Brownlees nicht zum ersten mal vorgeworfen wird und das ich vor drei Jahren in Kitzbühel live beobachten konnte als Alistair kurz nach dem Start den neben ihm ins Wasser gesprungenen Portugiesen Silva derart den Ellenbogen ins Gsicht geschlagen hat, dass dieser 200m nach dem Start das Rennen beendet hat.
......Ich bin mir sicher, dass auch tatsächlich eine Dsq erfolgt wäre, wenn Mola aufgrund der Aktion seinen WM-Titel verloren hätte. So war die Abweisung des Protestes dann eher eine politische Aktion nach dem Motto: "die Spanier sind eh schon Weltmeister mit Mola. Von einer Dsq hätte ein weiterer Spanier profitiert (Alarza), das ist dann zuviel des Guten."
das problem ist die zukunftswirkung. noch einmal....was passiert wenn sich zukünftig ein athlet auch ohne probleme schieben oder ziehen lässt...und sich auf den fall brownlee in mexico beruft, falls er disqualifiziert wird.
Hier habe ich übrigens den vorhin erwähnten Verweisparagraphen der ITU herausgesucht, der sogar im Abschnitt Introduction, auf Seite 1 steht:
Zitat:
The ITU Competition Rules specify the conduct and behaviour of athletes during ITU competitions. Where the ITU Competition Rules do not specify, the rules of FINA, UCI, IAAF, FIS, IPC swimming, IPC athletics and IPC Nordic Skiing will apply in their specific segments, unless ITU TC decides otherwise;
Da in den ITU-Rules nirgends das Schieben und Ziehen beim Laufen explizit erwähnt ist (im Ggs. glaube ich zur DTU-Sportordnung, wenn ich mich richtig erinnere), hätten die ITU-Referees in diesem Streitfall zwingend, da es ja um "Conduct and behaviour" geht, das Regelwerk der IAAF zu Rate ziehen müssen, um rauszubekommen, ob das regelkonform ist.
Habe jetzt leider gerade keine Zeit, das Regelwerk der IAAF diesbezüglich zu durchforsten, weil ich gleich zum Verbandstag fahren muss, aber ich bin mir fast sicher, dass die IAAF z.B. beim Marathonlauf nicht erlaubt, dass ein Läufer geschoben oder gezogen wird und das vermutlich auch explizit irgendwo steht.
Habe jetzt leider gerade keine Zeit, das Regelwerk der IAAF diesbezüglich zu durchforsten, weil ich gleich zum Verbandstag fahren muss, aber ich bin mir fast sicher, dass die IAAF z.B. beim Marathonlauf nicht erlaubt, dass ein Läufer geschoben oder gezogen wird und das vermutlich auch explizit irgendwo steht.
Es ist auch Verboten, ich erinnere mich an die Boston Marathon von zwei Jahre her (bin aber nicht sicher). Damals haben sie eine DSQ gegeben weil eine Lauferin würde die letzten meter vor den Ziel geholfen.
Hier habe ich übrigens den vorhin erwähnten Verweisparagraphen der ITU herausgesucht, der sogar im Abschnitt Introduction, auf Seite 1 steht:
Ich will nichts sagen, aber das ist ein ganz heikles Thema. Dynamische Satzungsverweisungen ist seit dem Urteil im Fall Wilhelmshaven etwas, bei dem ganz vorsichtig sein sollte.
Dort haben die Richter auch argumentiert, dass der Verein Mitglied beim NFV und nicht bei der FIFA war und daher nicht einfach FIFA-Regeln angewandt werden können. Selbiges wäre hier der Fall: man hat einen Startpass der DTU und nicht vom IAAF, also kann nicht einfach auf deren Regelwerk verwiesen werden.
Insofern würde ich das Thema Wilhelmshaven recht interessiert weiter verfolgen, denn wie gesagt, was die dynamische Satzungsverweisung betrifft, wird das richtig spannend. Die Frage ist, ob das nur für Deutschland relevant sein wird oder sogar in den EU-Bereich fließen könnte.