im Thread wird alles auf eine vermeintliche Wahrheit bezogen und damit die Religion insgesamt zerlegt. Das ist das gängige und altbekannte Muster der Atheisten.
Was mich betrifft, ist das nicht richtig.
Ich messe nicht alle Religionen an der Wahrheit. Beispielsweise messe ich den Buddhismus nicht an der Wahrheit. Und zwar deshalb nicht, weil er im Großen und Ganzen selbst keinen absoluten Wahrheitsanspruch erhebt. Auch die Religion des antiken Griechenlands war so gestrickt. Sie beanspruchte, wahr zu sein, aber sie beanspruchte nicht, alleine wahr zu sein.
Das Christentum, das Judentum und der Islam beanspruchen dagegen die absolute und alleinige Wahrheit. Aus diesem Anspruch kommt doch das ganze Unglück, dass sie über die Menschen brachten und bringen.
Zur Verdeutlichung ein Beispiel:
Jemand liest die Bibel und findet, die Verse sagen ihm etwas. Vielleicht eine gewisse geistige oder emotionale Tiefe, eine Art Sinn, eine ethische Richtschnur oder was auch immer.
Ein Anderer liest die Bibel und findet, die Verse sagen ihm etwas. Gleichzeitig erhebt er den Anspruch, dass die Aussagen der Bibel wahr und alleine wahr seien. Wer etwas anderes denkt, lebt in Unwahrheit.
Die erste Person kann akzeptieren, wenn jemand andere Verse bevorzugt, andere Götter anbetet, oder in Goethes Faust mehr Tiefgang findet als in religiösen Mythen. Die zweite Person hält den eigenen Glauben für alleine wahr und bringt gegenüber Andersdenkenden keine Toleranz auf.
Dass die monotheistischen Religionen die Intoleranz in sich tragen, ergibt sich aus ihrem Wahrheitsanspruch. Über tausend Jahre lang versuchte man sich an logischen Gottesbeweisen. Zweitausend Jahre lang diskriminierte man Andersdenkende – was ein ziemlich harmloser Begriff ist für das, was tatsächlich geschah.
Heute haben wir in Deutschland Debatten darüber, wer heiraten darf und wer nicht. Die Kirche mischt hier nicht im Sinne einer Meinung mit, welche andere Meinungen toleriert, sondern sieht sich im Besitz endgültiger Wahrheit zu diesem Thema.
Ich diskutiere hier aufgrund des alleinigen Wahrheitsanspruchs der monotheistischen Religionen. Ich halte ihn für falsch und schädlich. Wem jedoch die Bibelverse etwas sagen, mit Respekt gegenüber Andersdenkenden, hat meinen Segen.
D.h. die prinzipielle Logik differenziert nicht zwischen Form und Inhalt. Wohl aber die Kirche.
Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du die ganzen Geschichten der Bibel sind letztlich reine Form die nur die Inhalte transportieren also letztlich auch austauschbar.
Man könnte auch ganz andere Geschichten nehmen, was dann auch gleich erschlagen würde wieso es tausende von Religionen gibt.
Alles unterschiedliche Formen, gleicher Inhalt.
Nur was ist dann letztlich der Inhalt der katholischen Religion z.b. und für was brauch ich das?
Und braucht man dazu ne Kirche, mit riesigen Besitztümern?
Ich messe nicht alle Religionen an der Wahrheit. Beispielsweise messe ich den Buddhismus nicht an der Wahrheit. Und zwar deshalb nicht, weil er im Großen und Ganzen selbst keinen absoluten Wahrheitsanspruch erhebt.
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Ich diskutiere hier aufgrund des alleinigen Wahrheitsanspruchs der monotheistischen Religionen. Ich halte ihn für falsch und schädlich.
Hallo Klugschnacker.
Genau dieser Ansatz stört mich, weil er meiner Meinung nach die reale Situtation nicht richtig einordnet und wenig Spielraum für eine Diskussion lässt. Du findest also, Buddhismus sei grundsätzlich weniger schädlich als das Christentum. In dieser Pauschalität kann ich das für die heutige Zeit aber nicht erkennen.
Beispiel: die Situation der Rohingya in Myanmar (ich zitiere auszugsweise Wikipedia): "Die Rohingya werden ... von den Vereinten Nationen ... als die „am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“ eingestuft. ... Ein Gesetz von 1982 verweigert den Rohingya die Staatsbürgerschaft und entsprechende Dokumente. Grundbesitz von Rohingyas wird beschlagnahmt und Privatbesitz zerstört oder gestohlen. ... Ziel der Regierung sei es, den Rakhaing-Staat in eine rein buddhistische Region und die Muslime in eine bedeutungslose oder überschaubare Minderheit umzuwandeln. Auch seien Pagoden und buddhistische Klöster an Stellen errichtet worden, wo zuvor muslimische Stätten standen. Sondersteuern, Zwangsarbeit, Heiratsbeschränkungen und Manipulationen bei der Registrierung von Geburten und Todesfällen schränken das alltägliche Leben ein. Dazu kommen illegale Inhaftierungen, Folter, Vergewaltigungen und Morde."
Ich möchte damit weder ein Unrecht gegen ein anderes aufrechnen und schon gar nicht beweisen, dass Buddhismus grundsätzlich falsch und schädlich ist.
Ich will nur darauf hinweisen, dass man es sich aus meiner Sicht zu leicht macht, wenn man alleine das Christentum und andere Religionen mit angeblich "alleinigem Wahrheitsanspruch" als Haupt-Übel der modernen Welt betrachtet. Ich teile viele Argumente, die darauf abzielen, den Einfluss der Kirche in Grenzen zu halten. Ich bin für die Trennung von Staat und Kirche. Ich finde aber auch, dass es in einer differenzierten und ernsthaften Diskussion nichts bringt, mit pauschalierenden Argumenten zu arbeiten.
Übrigens: ein Hinweis darauf, dass die Katholische Kirche in Österreich den von Dir erwähnten "alleinigen Anspruch auf die Wahrheit" gar nicht wirklich ernsthaft durchsetzen will, findet sich z.B. da: http://derstandard.at/2000068209396/...ule-bildet-aus
Überschrift: Die kirchliche pädagogische Hochschule bildet künftig auch buddhistische Religionslehrer aus.
Mich interessiert diese Diskussion hier dann, wenn es darum geht, den konkreten gesellschaftspolitischen Einfluss der Kirche heute zu diskutieren. Und die Frage, was Religion in einem säkulären Staat darf und was nicht. Das kann man an ganz konkreten Beispielen immer wieder verhandeln.
Pauschale Abwertungen und Vorwürfe sowie die Frage, wer jetzt grundsätzlich "die Wahrheit" gepachtet hat und wer nicht - diese Diskussion finde ich wenig zielführend. Ich finde, die grundsätzlichen Positionen sind bezogen, da brauchen wir uns wirklich nicht mehr im Kreis zu drehen.
Das Christentum, das Judentum und der Islam beanspruchen dagegen die absolute und alleinige Wahrheit. Aus diesem Anspruch kommt doch das ganze Unglück, dass sie über die Menschen brachten und bringen.
Ich will nichts verharmlosen, aber Religionskriege waren nicht selten Kriege um Macht, Land, Einfluß und Geld.
Im Grund läuft das heutzutage beim IS genauso.
Dass wir weniger Unglück schaffen, wenn wir eine relgionsfreie Welt haben, bleibt noch zu beweisen, weil das nie der Fall war. (Ich hoffe das natürlich, habe aber meine Zweifel an der Menscheit).
Ich will nur darauf hinweisen, dass man es sich aus meiner Sicht zu leicht macht, wenn man alleine das Christentum und andere Religionen mit angeblich "alleinigem Wahrheitsanspruch" als Haupt-Übel der modernen Welt betrachtet.
Ich sehe die monotheistischen Religionen nicht als "Haupt-Übel der modernen Welt". Ich fürchte, da geht Deine Interpretation über das hinaus, was ich sagen wollte.
Dass wir weniger Unglück schaffen, wenn wir eine relgionsfreie Welt haben, bleibt noch zu beweisen, weil das nie der Fall war. (Ich hoffe das natürlich, habe aber meine Zweifel an der Menscheit).
Mit meinem Standpunkt, den Du zitierst, hat das jedenfalls nichts zu tun. Ich plädiere nicht für eine religionsfreie Welt. Ich kritisiere allein den Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen.
Genau dieser Ansatz stört mich, weil er meiner Meinung nach die reale Situtation nicht richtig einordnet und wenig Spielraum für eine Diskussion lässt. Du findest also, Buddhismus sei grundsätzlich weniger schädlich als das Christentum. In dieser Pauschalität kann ich das für die heutige Zeit aber nicht erkennen.
Beispiel: ...
Du hast Recht, dass hier im Namen des Buddhismus Unrecht geschieht. Wenn man aber den Vergleich zu den monotheistischen Jahwe-Religionen zieht, besteht ein erheblicher Unterschied in den Urtexten. Kennst Du einen buddhistischen Urtext, der die Überlegenheit des Buddhismus gegenüber anderen Religionspraktiken behauptet und Gewalt rechtfertigt? Es würde mich wundern, wenn Du einen nennen könntest.