Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Kritik ist nicht neutral, sondern bezieht Stellung. Am besten auf der Basis von Argumenten, die sich nachvollziehen lassen. Wer die Meinung des Autors nicht teilt, kann sich mit den geäußerten Argumenten auseinandersetzen, ihnen entgegentreten oder sie widerlegen.
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Einseitige Kritik führt häufig zu Anfeindungen. Daher mein Begriff "Papstbashing". Aber bitte immer mit der nötigen Lockerheit aufnehmen.
Das bedeutet nicht, dass man keine Kritik äußern darf. Daher darf auch der Kritiker kritisiert werden. Und somit befinden wir uns ja im zivilisierten Dialog - so wie es sich unter Sportlern ohnehin gehört.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Alles Wissen ist immer nur vorläufig. Das galt für die meiste Zeit auch für den Papst, dessen Unfehlbarkeit in Glaubensfragen erst im Jahr 1870 festgesetzt wurde.
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Du verwendest wieder einen Begriff, ohne ihn näher zu beschreiben (wie bei meiner noch immer offenen Frage nach dem Begriff "Macht des Papstes").
Kommen wir zum ersten Irrtum: Das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes bedeutet nicht, dass der Papst seine private Meinung raushaut und dass dies dann alles gottgleich und automatisch stimmen würde. Dieser Begriff "Unfehlbarkeit" wird von den Journalisten und Medien natürlich ausgekostet, weil man weiß, dass die wenigsten Konsumenten vor dem Fernsehgerät tatsächlich die dortigen Aussagen auf eigene Faust recherchieren.
Ich versuche es mal zu verdeutlichen.
Unfehlbarkeit bedeutet schlichtweg, dass es eine Letztentscheidungsinstanz gibt. Dass es zu bestimmte Fragen einen gibt, der in einer Hierarchie die Verantwortung darüber übernimmt, dass das Erbe Christi verbindlich und auch nach außen ausgelegt wird. Dabei geht es darum für Verbindlichkeit einen Verantwortungsträger zu haben. So dass nicht jeder seine Bibel neu erfinden muss. Der Papst allerdings muss sich dabei an Prämissen halten, die ihn verpflichten, nicht aus egoistischem Antrieb der Subjektivität entscheiden kann oder selbst schöpferisch Glaubensfragen produziert. Sondern aus der christlichen Gemeinschaft und aus dem Bewusstsein der Nachfolge der Überlieferungen sich zu wichtigen Fragen zu äußern hat. Und dies immer in harter, intensiver Verifizierung auf die Kontinuität der Überlieferung. Und das ist sehr wichtig zu verstehen.
In der arianischen Krise z.B. wurde damit sehr klar, dass der Bischof von Rom damit die einzige Institution war, die den politischen Machthabern, den Kaisern die Stirn bieten konnte.
Es ist mittlerweile ein weltweites Verständnis auch auf Seiten der Anglikaner, Protestanten, Mohammedanern und weltlichen Politikern, dass der Papst dadurch als Ansprechpartner
dient.Was als überaus hilfreich erachtet wird. Das Wort "
dient" ist hier sehr wörtlich zu nehmen.
Begrifflich formuliert worden ist es dann definitiv in der Tat
1870.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Auch wenn sich das Wissen um die Wahrheiten der Welt stets weiter entwickelt und daher vorläufig ist, kann man definitive Aussagen über die Unwahrheit von Behauptungen machen. Beispielsweise, und das kam an zahlreichen Stellen vor, übersetzt ein Evangelist einen in aramäischer Sprache vorliegenden Urtext fehlerhaft ins Griechische...
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Du sprichst anfänglich von Fehlern der Übersetzung und switchst dann einfach auf den Begriff "Fälschung". Rhetorischer Kniff?
Wie kommst Du darauf, dass Matthäus 28,19 eine Fälschung sei?
Diese Textpassage wird übrigens sehr häufig von "Kritikern" angezweifelt, um die Trinität in Zweifel zu ziehen. Es ist ein wichtiger Aspekt für viele Sekten, häufig aus dem angloamerikanischen Raum wie der Zeugen Jehovas, um die katholische Kirche zu "kritisieren". Teilweise mit Erfolg wie man an den Zuläufen zu derartigen Sekten erkennen kann.
Dabei ist es so, dass die Trinität in den Schriften Theophania, de ecclesiastica theologia, Brief nach Caesarea oder Contra Macellum sehr wohl zu finden ist. Während in commentarius Psalmos oder Demonstratio euangelica davon nichts zu finden ist.
Textforscher beziehen sich bei den Studien über die Bibel auf rund 6000 griechischer Handschriften sowie Abschriften der Kirchenväter aus den patristischen Zitaten.
Aber die Textforschung in diesem Forum zu diskutieren ist wirklich zu schwierig. Damit ist jedoch auch der Punkt zu erklären, wenn jemand behauptet, dass 18% der Worte Jesu korrekt übersetzt wurden. Es reicht ja schon aus, dass ein Wort an anderer Stelle steht, ohne dass der Sinn verändert wurde. Aber Übersetzungen sind oftmals nicht so einfach wie 2+2=4. Andererseits darf man davon ausgehen, dass man über Generationen versucht hat, möglichst nahe an die wahrheitsgetreue Übersetzung der Urtexte heranzukommen.
Wirklich interessant wird es, wenn Sternkonstellationen, die archäoligischen Funde, mit der Bibel und den darin beschriebenen Örtlichkeiten vergleicht und unglaublich oft nach moderner Forschung herausfindet: ja das war offenbar stimmig.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Dazu schreibt der Theologe Hans Küng: "Der geschichtliche Jesus hat …
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Küng halte ich für einen ziemlich selbstverliebten Menschen, der sich selbst gerne als medialer Gegenpapst darstellt. Er wurde im Rahmen seiner Unfehlbarkeitsdiskussion übrigens von Papst Paul VI eingeladen, das Thema neu zu überdenken. Küng hat es nicht angenommen. 1974 ist ihm dann die Befugnis entzogen worden, im Namen der Kirche zu lehren. Küng hat sich lieber in den Medien feiern lassen. Joseph Ratzinger hat er 1982 in einem persönlichen Gespräch gestanden, dass seine jetzige Situation viel besser auf seinen Leib geschnitten sei. Seine persönliche, radikalisierte Theologie zu Christologie und Dreieinigkeit sollte vielmehr als eine gültige Gestalt von katholischer Theologie anerkannt werden. Und das hat die Kirche halt nicht einfach übernommen. Aber gut - damit hat er seinen eigenen Weg gefunden um sich von den kleinen, engen fachtheologischen Fragen zu entfernen und sich stattdessen medienwirksam den "großen Fragen" zu widmen. Wenn er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, dann respektiere ich das. Dann sollte er aber nicht auch noch den Siegelring der Kirche für seine persönlichen Entscheidungen verlangen.
Zur Wissenschaftlichkeit und Wahrheitsfindung nur noch ein Satz, sonst wird es den meisten Lesern möglicherweise zu faaaaaaad:
Dass wissenschaftliches Arbeiten kommt übrigen aus der katholischen Erkenntnis. Menschliche Einsichten sind fehlbar. Daher müssen wissenschaftliche Studien bis heute veröffentlicht und der Kritik anderer ausgesetzt werden.
Schulen und Universitäten kommen aus dem christlich-abendländischen, theologischen Kontext.
Der große philosophische Begriff der Wahrheit wäre jetzt noch zu diskutieren (ohne christliche Theologen würden wir heute vermutlich kaum etwas über die antiken Philosophen wissen, die ja als heidnisch galten).
Nur vielleicht so viel: Wahrheit kommt sozusagen immer dann zustande, wenn zum einen das Gesagte mit dem Gedachten übereinstimmt. Zum anderen muss das Gesagte mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Leider sind wir Menschen begrenzt und es fällt uns nicht immer leicht, diese beiden Prämissen einzuhalten.
Das ist auch meine Kritik an einseitiger Kritik, um den Kreis zu schließen.
Somit gibt es durchaus Wahrheit. Auch wenn wir häufig erzählt bekommen, dass jeder seine eigene Wahrheit haben kann - Beliebigkeit eben.
Und wer diese Beliebigkeit nicht akzeptiert ist nach heutigen Maßstäben als intolerant zu brandmarken.
Eine Frage: schon gemerkt, dass Dir die Mitdiskutanten zwischenzeitlich im Forum kopfnickend teilweise "in allen Punkten" zugestimmt haben? So wie ich es Dir zu Beginn vorhergesagt hatte...
Sorry, dass es wieder mal etwas länger geworden ist.
Aber es ist ohnehin schon sehr kurz gehalten - mea culpa!