[quote=Jörn;1307259]Vergebung kennt auch das Christentum nicht....QUOTE]
Dein Bild vom Christentum scheint mir etwas anders, als was ich von mehreren tief gläubigen Bekannten und Familienmitgliedern erlebt habe, die genau von diesen Werten der Nächstenliebe und Vergebung dominiert waren. Dein militant-düsteres Bild der Sünde und Sühne, wohl vom alten Testament inspiriert, gab es sicher auch schon immer, aber für die meisten geht es weitestgehend nur um die Botschaft von Jesus, in dem eher sanftere Töne vorherrschen. Denke nur an das Vaterunser
Zitat:
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
oder die Idee mit der "andere Backe hinhalten" - und bibelfestere finden sicher noch viel mehr Belege, als ich Heide.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Immer die gleiche Ausrede, dass das Alte Testament nicht mehr gelten würde, und dass das Neue Testament eine Botschaft der Liebe wäre.
Ich habe nun wirklich oft genug die aktuellen Stellungnahmen des Vatikans zitiert, in denen klipp und klar festgestellt wird, dass die Bibel in allen ihren Teilen gültig und wahr ist, und dass man beide Teile nicht trennen kann, weil sie nur zusammen einen Sinn ergeben. Wenn Dir das entgangen ist, dann blättere bitte ein paar Seiten zurück. Ich habe es mindestens fünf mal zitiert, verlinkt und erläutert.
Zitat:
Dein militant-düsteres Bild der Sünde und Sühne, wohl vom alten Testament inspiriert, gab es sicher auch schon immer, aber für die meisten geht es weitestgehend nur um die Botschaft von Jesus, in dem eher sanftere Töne vorherrschen.
Du meinst, beim Neuen Testament geht es nicht um Schuld und Sühne? Aha.
Das zentrale Bild vom Neuen Testament ist der gekreuzigte Jesus, der für unsere Sünden starb. Was bitte soll das sein, wenn nicht "Schuld und Sühne"?
Jesus als unser Erlöser sollte uns ja nicht vom Schnupfen erlösen oder vom schlechten Wetter. Sondern er sollte uns von unseren Sünden erlösen. Und der einzige Weg, dies zu erreichen, war der Sühnetod von Jesus, der unsere Schuld bezahlt.
Im Neuen Testament geht es NUR um Schuld und Sühne. Du ziterst als Gegenbeweis das Vaterunser, aber im Vaterunser geht es ja GERADE um unsere Schuld: "...vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern".
Falls jemand einwendet, das Alte Testament wäre speziell bei den Protestanten nicht mehr wichtig: Das Motto des evangelischen Kirchentags 2017 ist ein Zitat aus dem 1. Buch Mose (also Altes Testament). Es ist deswegen völlig eindeutig, ob das Alte Testament noch Gültigkeit für die evangelischen Christen hat.
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Ich habe nun wirklich oft genug die aktuellen Stellungnahmen des Vatikans zitiert, in denen klipp und klar festgestellt wird, dass die Bibel in allen ihren Teilen gültig und wahr ist, und dass man beide Teile nicht trennen kann, weil sie nur zusammen einen Sinn ergeben.
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Wenn Du den kath. Katechismus so sehr schätzt, warum berufst Du Dich dann nur so punktuell auf ihn und verschweigst die weiteren darin enthaltenen Hinweise zur Bibelauslegung? Diese könnten vielleicht auch dazu beitragen einige erstaunlich einseitige Interpretationen zu vermeiden.
Da steht auch etwas dazu, wie das Alte Testament aufzufassen ist (z.B:„Obgleich die Bücher des Alten Testamentes auch Unvollkommenes und Zeitbedingtes enthalten...“) und sein Verhältnis zum Neuen T.
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Die westlichen Werte wurden gegen den Widerstand der Kirchen erkämpft. ...
Die Aussage, daß manche der sogenannten westl. Werte aus Ideen des Christentums hervorgegangen sind (nicht: 1:1 übernommen natürlich!), widerspricht nicht der von Dir angesprochenen Tatsache des Widerstandes der Kirchen.
Wenn Du den kath. Katechismus so sehr schätzt, warum berufst Du Dich dann nur so punktuell auf ihn und verschweigst die weiteren darin enthaltenen Hinweise zur Bibelauslegung? Diese könnten vielleicht auch dazu beitragen einige erstaunlich einseitige Interpretationen zu vermeiden.
Von mir aus kannst Du gerne den kompletten Katechismus zitieren, falls es Dir widerstrebt, einzelne Punkte herauszugreifen.
Der Katechismus ist allerdings ziemlich umfangreich. Er hat allein 237.154 Querverweise auf diverse Bibelstellen (Stand 1997). Es hat sich daher bewährt, sich auf thematisch relevante Stellen zu beschränken. Ich will Dir natürlich nichts vorschreiben.
Falls Du der Meinung bist, dass noch niemand die Frage nach der Gültigkeit des Alten Testaments untersucht hätte, liegst Du falsch. Dieser Punkt ist eindeutig geklärt. Es ist auch geklärt, wie die Aussagen des Katechismus in dieser Frage zu verstehen sind. Der Papst hat diese Unklarheiten im Dokument "Dei verbum" beseitigt (Kapitel III und IV). Dort steht klipp und klar für jeden verständlich (und verbindlich!) drin, was es bedeutet.
Ergebnis: Das Alte Testament ist in vollem Umfang wahr, gültig und notwendig; und das Neue Testament kann ohne das AT nicht verstanden werden. Das sagt der Papst. Wenn Du eine höhere Autorität als den Papst anführen kannst, dann würde mich interessieren, wer das sein soll.
Es ergibt sich übrigens auch inhaltlich. Denn ohne die Erbsünde (Altes Testament) wäre ja der Sühnetod von Jesus (Neues Testament) völlig sinnlos. Überhaupt ergibt sich die Idee eines Opfers aus dem Alten Testament. Ohne Opfer kein Jesus.
Du solltest auch den Umstand berücksichtigen, dass für die Autoren des Neuen Testaments noch kein Neues Testament existierte. Paulus, auf dem das Christentum vor allem basiert, kennt noch kein Neues Testament. Er kennt nur das Alte Testament. Insofern sind seine Schriften nur zu verstehen im Lichte des Alten Testaments. Man kann darauf nicht verzichten.
Paulus sagt dauernd: "Gemäß der Schrift". Dabei kann aber nur das Alte Testament gemeint sein, weil es das NT noch nicht gab. Er erläutert also in seinen Briefen das Alte Testament, bringt neue Ideen ein und schafft dadurch die Grundlage für das Neue Testament. Ohne das Alte Testament machen seine Briefe keinen Sinn; diese Briefe sind aber die Basis für das Neue Testament.
Ich frage mich, was alle gegen das Alte Testament einzuwenden haben? Warum will man es los werden? Es sind immerhin die Worte Gottes. Etwas mehr Respekt, bitte!
Die Aussage, daß manche der sogenannten westl. Werte aus Ideen des Christentums hervorgegangen sind (nicht: 1:1 übernommen natürlich!), widerspricht nicht der von Dir angesprochenen Tatsache des Widerstandes der Kirchen.
Du zielst wohl auf eine klare Unterscheidung ab: Hier das wahre Christentum, dort die Kirchen. Diese Festlegung ist aber historisch und inhaltlich falsch. Das Christentum ist ein Produkt der Kirchen. Ohne die Kirchen gäbe es viele wesentliche christliche Vorstellungen gar nicht.
Jesus von Nazareth war beispielsweise die Dreifaltigkeit, also die Existenz des Heiligen Geistes, unbekannt. Er wurde erst später erfunden, ebenso alles zur "Jungfrau" Maria. Jesus selbst hat nicht besonders gut von ihr gesprochen. In den Beschreibungen der Evangelisten ist Jesus ein Wanderprediger; erst die Kirchen machten nachträglich daraus den Sohn Gottes, an den heute geglaubt wird. Die Bergpredigt, für viele der Kern der christlichen Idee, ist eine freie Erfindung.
Auch die 10 Gebote, die Mose übergeben wurden, sind eine Erfindung. Ich erwähne sie hier, weil für viele Christen diese Gebote einen weiteren Kern der christlichen Botschaft ausmachen. Höchstwahrscheinlich hat es Mose nie gegeben, ebensowenig wie den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Es gibt in der ägyptischen Mythologie aus dem 13. Jahrhundert vor Christus eine ähnliche Figur, mit einer fast identischen Geschichte. Der Protagonist dort heißt "Mase", und von dort ist die Moses-Geschichte abgeschrieben und ausgeschmückt.
Die Bibel selbst ist, wie Du natürlich weißt, eine Sammlung vieler Schriften von zahlreichen Autoren. Es waren ursprünglich so viele unterschiedliche Schriften, dass die Kirche irgendwann festlegte, welche dieser Schriften künftig zur Bibel zählen sollen und welche nicht. Die Bibel hat sich also inhaltlich mehrmals geändert; manches flog raus, anderes kam hinzu. Was zuvor als Wort Gottes galt, konnte fortan Ketzerei sein. Die Bibel ist demnach ebenfalls ein Produkt der Kirchen. Die Kirchen haben ausgewählt, welche Ideen sie enthalten soll, und welche nicht.
Wie willst Du da vom wahren Christentum einerseits, und den Kirchen andererseits sprechen? Selbst die Bibel ist ein Produkt der Kirche. Mitsamt der erfundenen Mose-Geschichte mit den 10 Geboten und der erfundenen Bergpredigt.
Ja, einfach das Kopftuch abnehmen und gut ist's. Aber greift hier nicht Arnes Argument, dass ihre Gesinnung sich dadurch nicht ändert? Und dass die optische Neutralität deswegen nur eine Illusion fördert, die vom eigentlichen Inhalt ablenkt?
Der (fiktiven) 50jährigen Lehrerin, die mit Kopftuch unterrichtet, ist wahrscheinlich nicht mehr zu helfen. Sie ist durch. Es geht mir in dem Fall auch gar nicht um sie, sondern um die Schüler, die sie unterrichtet und das Kopftuch sehr wohl wahrnehmen.
Gesetz über das Bundesverfassungsgericht
(1) Die Richter des Bundesverfassungsgerichts leisten bei Antritt ihres Amtes vor dem Bundespräsidenten folgenden Eid:
"Ich schwöre, daß ich als gerechter Richter allezeit das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland getreulich wahren und meine richterlichen Pflichten gegenüber jedermann gewissenhaft erfüllen werde. So wahr mir Gott helfe."
(2) Bekennt sich der Richter zu einer Religionsgemeinschaft, deren Angehörigen das Gesetz die Verwendung einer anderen Beteuerungsformel gestattet, so kann er diese gebrauchen.
Dieses Gesetzt besagt also klipp und klar, dass ein Richter des Bundesverfassungsgerichts seinen Amtseid ablegen kann mit der Beteuerung "so wahr mir Allah helfe".