Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Es gibt ein neues diagnostisches Verfahren, über das Ehninger damals nicht verfügte:
Seit dem ersten Doping-Verdacht wurde Claudia Pechsteins Blutbild von zahlreichen Experten unter die Lupe genommen. Einige äußerten von Anfang an den Verdacht, die Eisschnellläuferin sei möglicherweise von der seltenen Kugelzellenanämie betroffen. Warum entlastete das die Sportlerin nicht vorm Internationalen Sportgerichtshof?
Claudia Pechstein wurde zunächst am Universitätsklinikum Ulm auf Kugelzellenanämie untersucht. Dort wurde eine Reihe von Standardtests durchgeführt, die kein Ergebnis brachten. Eine klare Diagnose der erblichen Blutzellen-Anomalie gab es also nicht, als das Gericht die Zweijahres-Sperre der Sportlerin bestätigte.
Warum sind die Mediziner um den DGHO-Vorsitzenden Gerhard Ehninger jetzt der Ansicht, die Diagnose stellen zu können?
Winfried Gassmann, Hämatologe am Marienkrankenhaus in Siegen, fiel zum Beispiel der besonders hohe MCHC-Wert bei Pechstein auf. Dieser bestimmt die Menge an Hämoglobin im Verhältnis zur Masse der roten Blutkörperchen. Ein derart erhöhter Wert lasse auf krankhaft veränderte Erythrozyten schließen, sagt Gassmann. "Doping mit Substanzen, die die Blutbildung stimulieren, wie zum Beispiel Epo, würden das Gegenteil bewirken." Gestützt wird die Diagnose auch dank zwei neuer Untersuchungsmethoden. Sie wurden erst im vergangenen Jahr von dem belgischen Forscher François Mullier auf einem Kongress in Istanbul vorgestellt. "Als ich die Blutproben von Claudia Pechstein damit untersuchte, wusste ich sofort, dass sie eine Kugelzellenanämie hat", sagt der Oberarzt an der Berliner Charité, Andreas Weiman, ZEIT ONLINE.
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit...ping-pechstein
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Da gabs in der Zeit uebrigens noch eine 2. Seite in dem Artikel.
Aber egal. Das Verfahren mag ja neu sein, die Krankheit ist es nicht. Und wenn denn das Verfahren die Blutkrankheit festzustellen so neu ist, dann fragt man sich ja vielleicht mal, warum denn die Krankheit vorher ueberhaupt bekannt war. Es bleibt auch die Frage offen, warum Pechstein die ihr angebotene spezielle Untersuchung auf Blutkrankheiten Mitte 2009 abgelehnt hat. Sowas braucht aber heute offensichtlich keiner zu erklaeren. Pechstein schon gar nicht.
Darum bleibt uns ja nur zu beurteilen was bekannt ist:
1. Ein Staats-Mediziner verletzt nach Feststellung der erhoehten Blutwerte mit einem falschen Attest den Ethik-Kodex seines Berufsstandes zugunsten Pechstein. Angeblich Fieber soll es gewesen sein, das den Abbruch der WM in Hamar verursacht haben soll.
2. Funktionäre täuschen daraufhin monatelang die Presse und Öffentlichkeit mit Luegen. Die einzigen die nachher von einem angeblichen Kuhhandel sprechen sind Mitglieder der DESG.
(Urbansky, Breuer und Schumann, Goldman, Springstein… mit Kuhhandeln habe deutsche Verbaende grosse Erfahrung. Dazu passt auch das:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/sport/1116416/
http://www.dradio.de/aodflash/player...trag=1140121&/)
3. 4 Monate lang hat sich Pechtein hinter den Kulissen nicht geruehrt ihre erhoehten Werte ueberhaupt nur ein bisschen erklaeren zu wollen.
4. Und wie bereits erwaehnt das Erstaunlichste von allem:
Selbst als dann die Suspendierung raus war, warum ließ Claudia Pechstein das Angebot der ISU ungenutzt, in einer speziellen Untersuchung vor der Verhandlung vor dem CAS eine angebliche Blut-Anomalie nachzuweisen, sondern hat sogar noch auf einen schnellen Entscheid gedraengt und sich mit einer Standardblutuntersuchung in Ulm zufriedengegeben, obwohl diverse Experten bereits damals von einer Kugelzellenanämie gesprochen haben????? Das war ihre alleinige Entscheidung und Blutkrankheiten hat sie damals demnach erwiesenermassen nicht in Betracht gezogen, oder vielleicht gabs die ja damals auch noch gar nicht.
Das Ergebnis im Beschluss der ISU war aber demnach so nur folgerichtig:
… Because the only possibility to prove a congenital blood disease is by way of an examination of the individual, for which the ISU has no authority, Complainant in its Statement of Reply correctly stated that it is for the Alleged Offender to prove any congenital blood disease by undergoing medical examination. In light of this the Panel was surprised to learn from the Reply of the Alleged Offender of June 18, 2009, page 20 and from the testimony of Dr. Lutz at the oral hearing that until one week before the hearing there was no attempt by the Alleged Offender to medically determine whether she carries a blood disease.
… After a private consultation between the Alleged Offender, the Interested ISU Member and the support personnel the Alleged Offender announced to the Panel that she did not accept the offer of time but instead requested a decision to be made on the evidence as it exists at the end of the hearing.
Given that the Alleged Offender refused to furnish to the Panel the only evidence possible to prove the only reasonably possible alternative cause for her blood profile other than blood doping, thereby depriving the Complainant of the only possibility to eliminate this alternative cause, the Panel considers that it cannot take this possible altemative cause into consideration. …
Pechstein fuehrte dann im Prozess folgerichtig auch keine Blutkrankheit mehr zu ihrer Verteidigung an. Sie konzentrierte sich vielmehr auf Behautungen wie:
- Sie haette nie die Einwilligung gegeben ihr Blut auf Doping zu untersuchen. Unterschriften auf Lizenzantraegen sind fuer sie offensichtlich wertlos.
- Die Proben seien unsachgemaess genommen worden. Darum finden sich auf den von ihr unterschriebenen Protokollen auch nirgends eine Bemerkung die darauf hindeuten wuerde.
- Die Proben seien nicht den Regeln entsprechend transportiert, oder gar unsachgemaess verschlossen worden (jeder der schon mal bei einer Kontrolle war, weiss wer die Proben verschliesst und in ihrem Fall hiess die schuldige Person eindeutig Claudia Pechstein). Dumm natuerlich auch, dass wenns denn so gewesen waere, die Werte sich zu ihren Gunsten veraendert haetten und das bezweifelt noch nicht mal ihre Verteidigung.
Ueber solche Details wird ja jetzt natuerlich nicht mehr geredet. Denn jetzt kommt das Argument, die Werte seien jetzt bei ihr genetisch bedingt veraendert so hoch, vorher ja nicht, denn das wollte sie ja erwiesenermassen nicht untersucht haben. Aber selbst die neuen Erkenntnisse wirken noch sehr verloren neben ihren Blutwerten gut im Toleranzbereich bei diversen anderen Kontrollen. Und es gibt ja auch keinen Wissenschaftler, der das bisher erklaeren konnte. Auch mit der neuen Messmethode nicht. Mal ist man mehr krank, mal weniger. Und zuefaellig meist zu wichtigen Wettkaempfen hin mehr. Aber bestimmt findet da ein Doktor auch noch ne Erklaerung. Ist wahrscheinlich eine ganz seltene Form von irgendwas, das noch keiner so richtig erforscht hat.
Aber mindestens muesste ja nun selbst der begeistertste Pechstein Verteidiger in Angesicht der Fakten zugeben, dass es keinen Grund gaebe, andauernd gegen das Urteil des CAS zu wettern. Schon gar nicht jener sollte das tun, der hoechstselbst noch vor wenigen Monaten in aller Oeffentlichkeit Pechstein des EPO Missbrauchs beschuldigt hat und nun nach dem Prozess zu ihrem Verteidiger mutiert. Jetzt mit einem neuen Testverfahren anzukommen und die Richter die dieses genauso wie er selbst zum Zeitpunkt des Urteils noch nicht kannten zu kritisieren, das hinterlaesst einen sehr schalen Nachgeschmack, unabhaengig davon, auf welcher Seite man steht. Und wenn man wie Pechstein selbst zu gegebener Zeit dem Gericht Beweismittel nicht zu liefern bereit ist, dann hat man noch weniger ueber ein Fehlurteil zu lamentieren!
Aber unsere Steuergeldtruppe behaelt ja lieber die alte Strategie bei, andauernd nur irgendwelche Verfahrensfehler und Dilettantismus bei der Wada nachweisen zu wollen. Dabei koennt ja jetzt mit angeblich neuesten Erkenntnissen einfach mal ganz ruhig den Fall frisch aufrollen und dann auch noch gleich die beiden anderen zufaellig Erkrankten aus dem Team miteinbeziehen. Will man aber offensichtlich nicht.
Auch Aussagen von Experten wie „Unsere Beweiskette ist geschlossen. Es gibt bei Pechstein definitiv keinen Beleg für EPO oder ein anderes stimulierendes Mittel“ (Jelkman), oder "Doping mit Substanzen, die die Blutbildung stimulieren, wie zum Beispiel Epo, würden das Gegenteil bewirken." (Gassman) taugen hoechstens zur Unterhaltung des sportfremden Publikums, denn jeder einigermassen Bewanderte weiss, dass es noch ein paar andere Methoden der Leistungssteigerung gibt. Nur Idioten werden heute noch mit EPO erwischt. Darum sind wir ja ob solchen Aussagen auch zutiefst beeindruckt. Mir ist in dem Zusammenhang auch unklar, warum in jeder Argumentation gegen einen Dopingverdacht andauernd EPO und aehnliches als vermutetes Objekt der Begierde genannt wird. Das Urteil tut es nicht. Aber selbst der Coach jener Beiden nun neu in Verdacht geratenen Athletinnen kommt wieder mit EPO um die Ecke. EPO bringe ja den Sprintern nichts. Genau, das wissen wir ja alle seit Marion Jones’ Gestaendnis.
Im Moment spricht darum in meinen Augen div. Glaubhaftes und vorallem ihr eigenes Verhalten eher gegen Pechstein als fuer sie.
Aber natuerlich ist es jedem selber ueberlassen was er glauben will. Ich persoehnlich habe aber halt ein Problem damit, einer Partei zu glauben, die seit Monaten die Unwahrheit sagt und mit allen erdenklichen Argumenten versuchen falsche Faehrten zu legen, dazu noch notorische Gefaelligkeitsgutachter in ihre Verteidigungsstrategie einbaut, usw.
Ausserdem denke ich, die WADA hat ja gewusst was auf sie zukommen kann, sonst haetten sie ja genau den Untersuch betreffend Gendefekt ja nicht selber vorgeschlagen. Wuerd mich ja darum nicht wundern, wenn bei der naechsten Gelegenheit anstelle von nur 2 neuen Faellen von Blutkrankheit im selben Haufen, ein ganz anderer Schmutz ans Tageslicht kaeme.