Du seBo, ich bin völlig konform mit Dir, dass das staatliche Gesundheitssystem kein Markt im klassischen Sinne sein darf. Das ist auch meine Vorstellung von diesem Teil der Gesellschaft.
Die Pharamindustrie agiert aber rein BW gesteuert. Das ist normal. Alles andere wäre ein staatlicher Eingriff in die Marktwirtschaft und das ist ebenso bedenklich. Deshalb tut sich die Politk ja auch recht schwer damit. Der *ganz normale* Lobbyismus tut sein übriges dazu.
Ausserdem ist ein 6-stelliges Jahresgehalt für einen Vertriebler garnix ungewöhnliches. Da musste nicht in die Pharma gehen. Da kannste nahezu hingehen wo Du willst, solange es sich um einen Markt mit Potential handelt. Du hast z.B. ne 70/30 (fix/variabel) Regelung, Firmenwagen, Handy, Spesenkonto ... und ne schöne Umsatzvorgabe: Viel Spaß im Hamsterrad!
Ich sehe den sozialen Aspekt des Arztberufes und bin sehr froh, dass es solche Menschen gibt. Ich bin aber sehr stark der Meinung, dass gerade die Gruppe aufpassen muss nicht unterzugehen, wenn Sie den Schritt z.B. in die Selbstständigkeit (Praxis) wagen. Leider sind solche Berufe dann eben nicht mehr in erster Linie Arzt/Apotheker (meine Frau ist übrigens eine) sondern Unternehmer. Zumindest müssen die den Spagat hinkriegen. Unser System tickt nunmal so. Da muss man aufpassen, dass man ob all der "Ethik" nicht selbst unter die Räder kommt. Entweder man wird der "tragische Held" oder man schafft's. Leider ist das System so egoistisch. Mir passt das auch nicht. Für mich, meine Frau und meine beiden Kinder muss ich mich aber damit arrangieren und sehen wie ich auf die "gute Seite" der Schere komme. In letzter Konsequenz ist mir das Hemd näher als die Jacke.
Du hast doch eine gute Ausbildung. Was da in den Krankenhäuser an Belastung/Bezahlung abgeht ist ein schlechter Witzt - völlig d'accrod. Du kannst da aber nix ändern. Aktivitäten wie die Ärzte/Apotheker Demos sind gut. Werden aber nur recht wenig bringen, solange solche kompletten Nicht-Checker wie die Ulla Schmidt da rumfuhrwerken. Ich mein was kann die schon? Was hat die für ne Ausbildung? Was hat die für ne Erfahrung? Null, null. Lehramt Grund- Hauptschulen und Lehrerin gewesen. Dann noch irgendwas an der Fernuni Hagen. Sonst nur bei der SPD rumgeschnöddelt. Die hat doch keinen Plan. Wie soviele Politiker. Darauf kannst Du Dich also auch nicht verlassen. Es fehlt die Mischung aus hervorragenden Gesellschaftstheoretikern und Praktikern aus den Bereichen.
Deutschland ist ein Land mir riesigen Möglichkeiten für Jeden. Aber: Konzentriere Dich auf Dinge, die Du ändern kannst. Wo kannst Du Deinen Anspruch Menschen zu helfen *und* genug Geld zu verdienen am Besten umsetzen? Warum nicht das machen? Gibst Du Dich dabei auf? Würdest Du Dich belügen? Auf Fakten wie dem Verdienst der Pharmaindustrie rumzuhacken bringt exakt Null, Null Punkte. Und bei allem Respekt. Hier von "Regelung in 10-20 Jahren" zu sprechen ist utopisch. 10-20 Jahre das sind 40-80 Quartale in denen die Zahlen stimmen müssen. So tickt die Wirtschaft, so tickt das Topmanagement: quartalsweise. Und der Topmanager/Vorstand gibt nicht einen Millionen/Milliardeninvest frei, wenn er seinen Aktionären (und dem Aufsichtsrat) nicht plausible machen kann, dass er damit a) die Marktkapitalisierung des Unternehmens erhöht und b) nen ROI (in einem überschaubaren Zeitrahmen) generiern kann. Alles andere ist - leider - Karremuk.
Danke für Deinen Einsatz am Menschen und viel Glück und Erfolg.
Helmut
Forschung und Entwicklung sind verdammt teuer - und wenn dann was rauskommt,
ist das nicht für "Gottes Lohn" abzugeben -- für ganz ganz lange Zeit nicht (und auch danach ist an "Zum Herstellungskostenpreis abzugeben" nicht zu denken)......ob "Gesundheitsmarkt" oder nicht.
Was wäre denn die Lösung?
Subventionen vom Staat für F&E - und dann geringere Arzneimittelkosten -- das würde nie funktionieren.
Und wie schon von anderen geschrieben F&E zu verstaatlichen - dann gäbe es noch mehr "Eierschaukler", die sich am Sack kratzen und nichts tun in ihren 37.5 oder 40h
Es wird gezockt - JA!
Nur pauschal zu sagen: "Alle sind abzocker" -- No!
OFF TOPIC
Übrigens, wer über Aptheken jammert ..... und das Ausland hochlobt -- aber unreflektierte Medikamenteneinnahme anprangert: Wo bekomme ich denn viele in DE verschreibungspflichtigen Medikamente über den Tisch und ohne viele Worte??
Als ich im September 2005 auf Mallorca mit einem akuten Banscheibenvorfall in der Apotheke stand (da wusste ich noch nicht, dass ddas die Ursache für Höllenschmerzen und Taubheitsgefühl ist), da habe ich - ohne vorherige ärtzliche Untersuchung - alles "Mögliche"
ohne nennenswerte Beratung (ich hatte einen Dolmetscher dabei)
ohne Vorsichtshinweise
mit Achselzucken auf meine Fragen
etc. pp bekommen
Nur dass ich Pharmazeutisch Technische Assistentin gelernt habe, Dipl. Biologin bin und in der Pharma arbeite -- und eeeeeetwas know how mitbringe !!
Wie beurteilt das "gemeine" Volk - was weiss das gemeine Volk über Pharmakologie etc.pp.?
Die Lizenz zum Schlucken bekomme ich in Deutschland weniger als z.B. in Spanien!
N
Also einige Punkte sehe ich total anders.
1. Hohe Entwicklungskosten gibt es nicht nur in der Pharma-industrie und gehören schlicht zum Unternehmerischen Risiko, welches mit riesen Gewinnen ja auch gut entlohnt wird.
2. Was ist besser alles in der Apotheke zu bekommen ohne ein Rezept zuhaben? Oder Zum Arzt zu müssen und es dann eh verschrieben bekommen und vielleicht sogar etwas mehr :D Also aus Kostensicht ist Nr. güstiger, würde ich mal meinen.
3. Mit mehr Eigenverantwortung und vielleicht ein bisschen besserer Aufklärung sollten zumindest eine großer Kostenblock verringert werden.
btw. Wer sich den Mikrozensus mal genauer angeschaut hat, der wird vielleicht die Korrelation zwischen den Anzahl an Krankheitstagen und der "Fettleibigkeit" je Bundesland aufgefallen sein. Bemerkenswert ist doch das im höheren Alter 4 von 5 Menschen übergewichtig sind.
Ohne eine medizinische Ausbildung zu haben, und vielleicht korrigiert mich hier jemand, entstehen doch die meisten Erkrankungen eben durch Übergewicht. Ich meine sogar gehört zu haben die Fettzellen sind ein ideales Bett für Entzündungen jeder Art, ebenso sollen sie Tumorbildung begünstigen.
Wie wenig Wissen über Ernährung ist denn noch hängengeblieben? Wenn man sich in den Supermärkten mal anschaut welchen gepanschten DRECK sich die meisten in den Einkaufswagen legen. Wer kocht denn überhaupt noch z.b, Soßen selbst. Wer klärt denn mal auf, dass unsere Körper diesen gepanschten Müll nur sehr schwer oder überhaupt nicht verarbeiten kann, sondern einfach mal auf die Seite packt, zu dem ganzen anderen Fett.
Die Folge ist doch nicht selten Bluthochdruck und ein hoher Cholesterinspiegel, was wird unternommen? Pillen gegen Bluthochdruck und hohen Cholesterin werden nicht selten verschrieben. Wer sich dann mal die Beipackzettel anschaut, dann erkennt man eine Nebenwirkung ist Muskelschwund, oh ha. Hier kann sich ja sicher jeder denken was passiert mit den Dicken wenn die noch weniger Muskeln haben.
Da brauch ich mir keine Zahlen anschauen, die klaren kostentreiber sind die Patienten selbst und die fehlende Aufklärung und Verantwortung der Solidargemeinschaft gegenüber!
Du seBo, ich bin völlig konform mit Dir, dass das staatliche Gesundheitssystem kein Markt im klassischen Sinne sein darf. Das ist auch meine Vorstellung von diesem Teil der Gesellschaft.
(...)
Danke für Deinen Einsatz am Menschen und viel Glück und Erfolg.
Helmut
bitteschoen
ich will mein posting jetzt aber ausdruecklich nicht als jammerei verstanden wissen, ueber das stadium bin ich lange hinaus. auch wenn's hier nicht hingehoert, den verdienst der assistenzaerzte finde ich voellig in ordnung (zumindest brutto ;-) - in den hoeheren gehaltsstufen haperts noch gewaltig. aber das ist wie gesagt ein anderes thema.
ich bin allerdings mittlerweile in einem fach (radiologie) das ausgezeichnete (finanzielle und auch sonstige) perspektiven hat und wo sich kaum einer um sein gehalt sorgen muss. mir gehts hier ganz altruistisch um ein system was ungerecht, verschwenderisch und wahnsinnig frustierend ist.
die politik ist jetzt den ersten schritt gegangen und hat sich getraut, den leuten zu sagen, dass es so nicht weitergeht und das einschnitte unvermeidbar sind (was auch nur in einer grossen koalition vorstellbar war). nur leider sind den worten (bis jetzt) keine taten gefolgt. weshalb duerfen sich weiterhin die jungen gesunden gutverdiener dem solidarsystem entziehen? wieso zahlen die kassen weiterhin therapien, die nicht wirksam sind? warum darf ein patient weiterhin zu zig orthopaeden rennen?
@natalie
die 26%-ige gewinnspanne schliesst die kosten fuer f&e ein!!! natuerlich ist das teuer, aber schreib doch mal wo das geld investiert wird. wie schon weiter oben geschrieben, es werden statin, ace-hemmer und ppi-klone gebaut - alles was die ueberflussgesellschaft braucht (und teuer bezahlt)! brauchen tut das keine sau! ein bezahlbares medikament gegen typhus dagegen, welches millionen leben weltweit retten wuerde ... da reichen die gewinnaussichten wohl nicht aus.
ist wie beim pokern, die ausgaben richten sich rein nach den pot-odds, der statistischen gewinnerwartung. daraus resultieren viele eigentlich unnoetige aber sehr profitable medikamente aber wenige ECHTE neuheiten. wie du schon geschrieben hast, bemessen sich die erfolge von den meisten krebsmedikamente an ueberlebenstagen!! und nicht an heilungsraten. ethisch eine hoch-schwierige frage inwieweit diese imensen ausgaben bei primaer toedlichen tumorerkrankungen gerechtfertigt sind.
@helmut
was ich mit den 10-20 jahren meinte ist folgendes: momentan nutzt die p-industrie alle vorteile, auf einem wehrlosen system aufzusitzen. es gibt aber eben auch nachteile, die aufgrund von sehr effektiver lobby-arbeit bisher leider noch nicht zum tragen gekommen sind. erstattungsbetraege werden nicht von aerzten oder patienten bestimmt sondern von kassen und letzlich auch der politik. sollte das lobby-schiff irgenwann an fahrt verlieren, ist es durchaus zu erwarten, dass erstattungsbeitraeg fuer strategisch wichtige meds (cash-cows) in den keller gehen. ich bin sehr zuversichtlich, dass sich dieses problem fast von selbst loesen wird.
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"Fahr ich mit Stadler bin ich zu schnell, fahr ich mit Leder bin ich zu langsam" - MaSche zum Thema Pacing und warum er keinen Tacho braucht (29.10.06)
1. Hohe Entwicklungskosten gibt es nicht nur in der Pharma-industrie und gehören schlicht zum Unternehmerischen Risiko, welches mit riesen Gewinnen ja auch gut entlohnt wird.
prizipiell hast du was viele andere Branchen betrifft recht,
da es in der Pharma aber nicht um "Bonbons" geht - sind die rgulatorischen und qualitättsicherden Aspekte hoch und extrem teuer.
Da ich selbst einen herstellenden Bereich leite, kann ich dir ein lied davon singen -- und mein Bereich ist bei weitem nicht der teuerste.
Müssen für Autos eigentlich auch Studien (Phasen 1-3) an Menschen in großer Anzahl durchgeführt werden?
Ne große Phase 3 kann bis zu 30 Millionen Euro verschlingen.
Zitat:
2. Was ist besser alles in der Apotheke zu bekommen ohne ein Rezept zuhaben? Oder Zum Arzt zu müssen und es dann eh verschrieben bekommen und vielleicht sogar etwas mehr :D Also aus Kostensicht ist Nr. güstiger, würde ich mal meinen.
Es verschrieben zu bekommen (sogar die Pille) - Punkt!
Die Begründung würde mich jetzt 10 min Tipperei kosten - die hab ich gerade nicht.
Zitat:
3. Mit mehr Eigenverantwortung und vielleicht ein bisschen besserer Aufklärung sollten zumindest eine großer Kostenblock verringert werden.
Wie weit "man" damit kommt hast du ja schon selbst aufgezeigt.
In Zukunft bitte nur noch Nutella auf Rezept -- wenn der BMI stimmt !!
Die Nahrungsmittelindustrie hat auch ihre Lobby!
Werbung für Süßigkeiten verbieten -- oder einblenden: "Kann für zu hohem Cholesterinspiegel führen" das würde nichts bewirken.
Die Zivilisationskrankeiten gibt es -- weil wir die Produkte haben und der Mensch nicht maßhalten kann (das konne er zu keiner Zeit der Geschichte -- wenn es etwas im Überfluß gab!!)
Es verschrieben zu bekommen (sogar die Pille) - Punkt!
N
wobei das auch oft genug fragwürdig ist, WAS man verschrieben bekommt.
Gerade in der letzten Zeit weiß ich von 2 Bekannten/Kollegen, wo definitiv Mittel verschrieben wurden, die grenzwertig gesundheitsgefährend waren
in einem Fall waren es Psychopharmaka - völlig panne, der gute Arzt wollte die Dame nur "ruhig stellen" und im anderen Fall Blutverdünnungsmittel die eigentlich hätten 1 Jahr tätsächlich aber 2 Jahre lang verordnet wurden (trotz Schreiben des INternisten an den weiterbehandelnden Hausarzt).
wobei das auch oft genug fragwürdig ist, WAS man verschrieben bekommt.
Gerade in der letzten Zeit weiß ich von 2 Bekannten/Kollegen, wo definitiv Mittel verschrieben wurden, die grenzwertig gesundheitsgefährend waren
in einem Fall waren es Psychopharmaka - völlig panne, der gute Arzt wollte die Dame nur "ruhig stellen" und im anderen Fall Blutverdünnungsmittel die eigentlich hätten 1 Jahr tätsächlich aber 2 Jahre lang verordnet wurden (trotz Schreiben des INternisten an den weiterbehandelnden Hausarzt).
und genau hier setzt meine Kritik an. Schlecht ausgebildete Mediziner scheinen wohl nicht nur zu verordnen was gesund macht, sondern vorallem die Kassen füllt! Und was von der Pharmaindustrie gut und teuer beworben und verkauft wird.
Es gibt doch meist keine Ursachenfindung, sondern nur eine symptomatische Behandlung, die die bringt ja auch langfristig Geld in die Kasse. Eine Ursachenfindung mit möglicher Heilung hingegen nicht!
Aber wahrscheinlich ist die Welt doch viel Besser als ich denke!
und genau hier setzt meine Kritik an. Schlecht ausgebildete Mediziner scheinen wohl nicht nur zu verordnen was gesund macht, sondern vorallem die Kassen füllt! Und was von der Pharmaindustrie gut und teuer beworben und verkauft wird.
Es gibt doch meist keine Ursachenfindung, sondern nur eine symptomatische Behandlung, die die bringt ja auch langfristig Geld in die Kasse. Eine Ursachenfindung mit möglicher Heilung hingegen nicht!
Aber wahrscheinlich ist die Welt doch viel Besser als ich denke!
ich bin ja nun ausdruecklich der meinung, dass stammtischparolen nicht automatisch falsch sein muessen. in diesem fall sind sie es aber!
durch verordnen verdient der arzt rein gar nix!! im gegenteil, er wird haeufig regresspflichtig.
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"Fahr ich mit Stadler bin ich zu schnell, fahr ich mit Leder bin ich zu langsam" - MaSche zum Thema Pacing und warum er keinen Tacho braucht (29.10.06)
wobei das auch oft genug fragwürdig ist, WAS man verschrieben bekommt.
Gerade in der letzten Zeit weiß ich von 2 Bekannten/Kollegen, wo definitiv Mittel verschrieben wurden, die grenzwertig gesundheitsgefährend waren
in einem Fall waren es Psychopharmaka - völlig panne, der gute Arzt wollte die Dame nur "ruhig stellen" und im anderen Fall Blutverdünnungsmittel die eigentlich hätten 1 Jahr tätsächlich aber 2 Jahre lang verordnet wurden (trotz Schreiben des INternisten an den weiterbehandelnden Hausarzt).
keine wirkung ohne nebenwirkung!! JEDES medikament ist gefaehlich.
btw - die meisten psychopharmaka sind zum explizit zum ruhigstellen gedacht ...
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"Fahr ich mit Stadler bin ich zu schnell, fahr ich mit Leder bin ich zu langsam" - MaSche zum Thema Pacing und warum er keinen Tacho braucht (29.10.06)