Zitat:
Zitat von tridinski
Du hast jetzt drei Elemente in eine Topf geworfen und direkt miteinander verknüpft wo sich das vielleicht nicht unbedingt zwingend ergibt. Wenn man etwas vorsichtiger formuliert kommt aber was sinnvolles raus:
- um die aerobe Grundlage zu trainieren kann er sein Tempo zB mittels Nasenatmung einbremsen
- ebenfalls hilfreich ist es, einen Anstieg des Pulses über die Dauer einer Grundlageneinheit möglichst zu vermeiden
Wenn du schon den "54jährigen Freizeitathleten" betonst: der andere diskutierte Ansatz alles schneller als Wettkampftempo zu laufen wäre vermutlich sehr weit weg von dem, was ihm hilft
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Das Grundlagentraining richtet sich überwiegend nach physiologischen Schwellen, nicht nach dem Wettkampftempo. Beispielsweise ist das Grundlagentempo für einen Kurzstreckler, einen Mittelstreckler und einen Langstreckler gleich (nämlich GA1), während ihr Wettkampftempo sehr unterschiedlich ist. Ich verstehe daher nicht, warum Du das Grundlagentempo vom Wettkampftempo her beurteilst.
Wenn ich einem mir unbekannten Athleten einen Tipp geben sollte, dann würde ich ihm raten, innerhalb des bewährten Trainings-Mainstreams zu bleiben. Also unseren Lauftest über 5 oder 10 Kilometer zu machen und sich an die klassischen Trainingsbereiche zu halten, die sich an physiologischen Schwellen orientieren.
Von Extremen wie das langsame Traben tief im Rekom-Bereich mit Nasenatmungskontrolle oder das Laufen am obersten Rand des GA1-Bereichs würde ich ihnen zunächst abraten. Was nicht heißt, dass man damit nicht erfolgreich sein kann. Das ist eben individuell unterschiedlich.
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Heute ist es modern, das Training vom Stoffwechsel her zu beurteilen und zu steuern. Trainer haben mobile Laktatmessgeräte in ihren Köfferchen und überprüfen, ob der Athlet die richtigen Substrate verbrennt.
In der Epoche davor hat man sich eher für Herz und Kreislauf interessiert. Jeder von uns hatte plötzlich Pulsmesser am Handgelenk; Trainier beugten sich über Karvonen-Formeln und Herzfrequenzkurven.
Eine weitere Epoche zurück betrachtete man vor allem die Muskulatur: Was passiert im Muskel? Lydiard ließ seine Athleten über zahllose Hügel laufen und setzte auf hohe Umfänge und lange Läufe. Wichtigstes Hilfsmittel war die Stoppuhr.
Jede dieser Epochen hatte recht und blieb dennoch auf ihre Weise unvollständig. Training ist wohl eine Mischung aus vielen Zutaten. Der eine orientiert sein Training an Stoffwechselparametern und hat damit Erfolg. Ein anderer betont stärker den muskulären Aspekt und hat viele zügige Läufe in den Beinen. Auch das kann erfolgreich sein.
Ich sehe keinen wirklichen Grund für den leichten Dogmatismus, den ich mitunter bei meist jüngeren Sportlern oder Trainern zu spüren meine. Insbesondere würde ich zögern, alten Hasen, die mit ihrer persönlichen Trainingsmethode seit Jahrzehnten an der Spitze ihrer Altersklasse stehen, groß reinzureden. Die wissen in der Regel sehr gut, was sie tun und was bei ihnen funktioniert. Man kann sie, auch wenn man selbst über die Trainingslehre gut Bescheid weiß, auch mal reden lassen und ihnen aufmerksam zuhören.