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Worum es mir eigentlich geht, ist zu erfahren, ob Laktat an sich gesundheitliche negative Folgen haben kann, wenn ein Körper diese ständig über Jahre verstoffwechseln muss?
Hafu: gibt es dazu irgendwelche Hinweise bzw. Erkenntnisse?
Laktat an sich ist nichts ungesundes, sondern ein wichtiger Baustein im Ernährungsstoffwechsel. Der Herzmuskel kann Laktat direkt verbrennen, also als direkte Energiequelle nutzen und die Leber kann aus Laktat wieder Glucose und daraus Glykogen resynthetisieren.
Die vermeintlich Übersäuerung des Körpers durch Laktat, die man sich bei sehr intensivem Intervalltraining einbildet und die auch in älteren Sportmedizinbüchern gerne noch auftaucht ist ein Mythos und beruht in Wirklichkeit auf Ermüdungsprozessen und Substratmangel (wenn alle energiereichen Phosphate verbraucht sind und die Zelle mit der Nachproduktion nicht mehr hinterherkommt, dann entsteht dieses bleierne Gefühl in der Muskulatur, das jahrelang als "Übersäuerung des Muskels wegen zuviel Laktatproduktion" verkannt bzw. interpretiert wurde. Wenn man Probanden Laktat direkt in die Vene oder in den Muskel in den Konzentrationen spritzt, wie man sie bei intensivem Training erreicht, (Solche Studien, natürlich mit entsprechend aufgeklärten freiwilligen Probanden gibt es tatsächlich!) passiert gar nichts, das Laktat wird problemlos abgepuffert und die Muskelkontraktion funktioniert trotzdem einwandfrei und die Probanden fühlen sich auch einwandfrei.
Der Grund, dass Laktat in Leistungsdiagnostiken gerne gemessen wird, ist v.a. weil es sich relativ leicht messen lässt und seine Kapillarblutkonzentration eng mit der Muskellaktatkonzentration korreliert ist.
Laktat ist weder gut noch schlecht, es ist einfach ein Indikator (von vielen) für bestimmte Stoffwechselprozesse.
Das Problem dürfte nicht das Laktat, sondern die hohe Trainingslast sein, die sich dann hormonell irgendwann auf den Körper auswirkt. Speziell bei Frauen ein sehr unerfreuliches Thema...
Jetzt mal völlig losgelöst vom OP finde ich das Thema eine spannende Debatte. Was ist Gesundheitssport, ab wann wird es zu viel und was ist wirklich schädigend. Schwierig zu beantworten. Einerseits gibt es da viele Überlastungserscheinungen, ich selbst habe auch schon die eine oder andere davongetragen, dann natürlich Traumata durch z.b. Radstürze und andererseits natürlich auch Langzeitfolgen(schäden).
Bekannt ist z.b., dass Vorhofflimmern gehäuft bei Ausdauersportlern auftritt. Auch lassen sie Läsionen im Myokard im MRT bei männlichen Ausdauersportlern gehäuft nachweisen. Finde ich persönlich sehr interessant und es wird sich wenig Gedanken darüber gemacht. Oft ist die Selbstwahrnehmung vieler Triathleten, dass sie besonders gesund und fit sind. Das führt manchmal sogar zu einem Gefühl moralischer Überlegenheit, z.b. gegenüber Übergewichtigen, welches ich schon bei vielen Ausdauersportlern beobachten konnte. Ob das gerechtfertigt ist?
Manfred Steffny hat es schon ofter wie folgt erklärt: Relativ niedrige Intensitäten fördern in erster Linie die Kapillarisierung (der Arbeitsmuskulatur). Relative hohe Intensitäten dagegen fördern eher das Herz-Kreislaufsystem.
Gute Ausdauersportler brauchen beides. Das Herz kann pumpen wie es will, ist die Muskulatur schlecht kapillarisiert, kann nur wenig Sauerstoff entnommen werden, weil der Durchfluß so schnell verläuft.
Karl Fleschen soll mal eine Weile versucht haben nur Läufe an der anaeroben Schwelle zu machen.
Eine zeitlang dachte man wohl, das wäre sozusagen die optimale Intensität, die am meisten bringt.
Er hat sich an dem Wert bei 4 mmol/l orientiert.
So soll er sich selbst verheizt haben
Die Schwelle liegt bei hochausdauertrainierten nämlich in der Regel weit unter 4 mmol/l
Da liegt sich eher bei Leute, die nicht besonders ausdauertrainiert sind.
Seit eingen Jahren wird sogar grundsätzlich an den Schwellenkonzepten gezweifelt.
"There is no lactat thershold!"
Als Jugendlicher habe ich im Schwimmen Leistungssport betrieben, d.h. Meisterschaften geschwommen. Der grösste Teil unseres Schwimmtrainings bestand aus Intervalltraining mit Pulskontrolle. Als Kind bis 12 liess uns ein anderer Trainer eher zügig auch längere Strecken absolvieren (Grundlagentraining), während der andere danach das eher kritisch sah und ausschliesslich Intervalle trainieren liess. Für das Langlauftraining mag das bestimmt etwas anders sein wie bei den Schwimmdistanzen, die ja eher mit 400m bis 5000m Laufzeiten zu vergleichen wären, und wo halt beim Schwimmen die Kraftausdauer die entscheidende Rolle spielt. Aufgrund meiner ganz persönlichen Erfahrungen glaube ich deswegen jetzt nicht, dass für körperlich gesunde Personen schwerpunktmässiges Intervalltraining die Gesundheit gefährdet, sehr wohl aber dass der Hochleistungsspitzensport eine erhöhte Abnutzung und Beanspruchung des Bewegungsapparates etc. mit sich bringen kann aufgrund der heutige notwendigen Umfänge.
Jetzt mal völlig losgelöst vom OP finde ich das Thema eine spannende Debatte. Was ist Gesundheitssport, ab wann wird es zu viel und was ist wirklich schädigend. Schwierig zu beantworten. Einerseits gibt es da viele Überlastungserscheinungen, ich selbst habe auch schon die eine oder andere davongetragen, dann natürlich Traumata durch z.b. Radstürze und andererseits natürlich auch Langzeitfolgen(schäden).
Bekannt ist z.b., dass Vorhofflimmern gehäuft bei Ausdauersportlern auftritt. Auch lassen sie Läsionen im Myokard im MRT bei männlichen Ausdauersportlern gehäuft nachweisen. Finde ich persönlich sehr interessant und es wird sich wenig Gedanken darüber gemacht. Oft ist die Selbstwahrnehmung vieler Triathleten, dass sie besonders gesund und fit sind. Das führt manchmal sogar zu einem Gefühl moralischer Überlegenheit, z.b. gegenüber Übergewichtigen, welches ich schon bei vielen Ausdauersportlern beobachten konnte. Ob das gerechtfertigt ist?
Bekannt ist, das zigtausende daheim abends auf der Couch sitzen, Erdnüsse knabbern und Bier trinken, zuviel Fleisch und Fett konsumieren und dann beim Treppensteigen einen Herzinfarkt erleiden.
Bekannt ist, dass nur ein paar tausend Triathlon betreiben. Davon hat ein Bruchteil von geringer Relevanz Herzprobleme.
Absolut und relativ.
You know? Fake News?
Mein Tipp: Einfach den Ball flach halten. Hat nichts mit Ausdauersport zu tun. Nichts mit Triathlon. Die mit Herzproblemen gibt es. Auf beiden Seiten. All überall. Vorhofflimmern. Tag und Nacht. Und weitaus mehr bei den Fußballnationaltrainern auf der hemischen Couch.
Laktat an sich ist nichts ungesundes, sondern ein wichtiger Baustein im Ernährungsstoffwechsel. Der Herzmuskel kann Laktat direkt verbrennen, also als direkte Energiequelle nutzen und die Leber kann aus Laktat wieder Glucose und daraus Glykogen resynthetisieren.
Die vermeintlich Übersäuerung des Körpers durch Laktat, die man sich bei sehr intensivem Intervalltraining einbildet und die auch in älteren Sportmedizinbüchern gerne noch auftaucht ist ein Mythos und beruht in Wirklichkeit auf Ermüdungsprozessen und Substratmangel (wenn alle energiereichen Phosphate verbraucht sind und die Zelle mit der Nachproduktion nicht mehr hinterherkommt, dann entsteht dieses bleierne Gefühl in der Muskulatur, das jahrelang als "Übersäuerung des Muskels wegen zuviel Laktatproduktion" verkannt bzw. interpretiert wurde. Wenn man Probanden Laktat direkt in die Vene oder in den Muskel in den Konzentrationen spritzt, wie man sie bei intensivem Training erreicht, (Solche Studien, natürlich mit entsprechend aufgeklärten freiwilligen Probanden gibt es tatsächlich!) passiert gar nichts, das Laktat wird problemlos abgepuffert und die Muskelkontraktion funktioniert trotzdem einwandfrei und die Probanden fühlen sich auch einwandfrei.
Der Grund, dass Laktat in Leistungsdiagnostiken gerne gemessen wird, ist v.a. weil es sich relativ leicht messen lässt und seine Kapillarblutkonzentration eng mit der Muskellaktatkonzentration korreliert ist.
Laktat ist weder gut noch schlecht, es ist einfach ein Indikator (von vielen) für bestimmte Stoffwechselprozesse.
Sehr spannend. Ein paar Dinge davon waren mir auch nicht bis ins Detail bekannt. Vielen Dank Hafu, dass Du Dir Zeit für diese ausführliche Antwort genommen hast.