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Zitat von Lulich
Hallo,
ich laufe seit 10 Jahren Halbmarathon (1:35) und trainiere seit etwa 4 Jahren für diverse Triathlons (bisher nur OD, sub 2:25). Nächstes Jahr möchte ich meine erste MD angehen (Ziel sub 5:00). Um mein Training noch etwas effektiver zu gestalten, möchte demnächst meinen ersten Leistungstest machen. Der wurde mir für etwa 300 EUR (Rad und Lauf) angeboten.
Nun kam mir von mehreren Seiten zu Ohren, das würde sich nur lohnen, wenn man den mehrmals im Jahr macht. Wie ernstzunehmen ist so eine Aussage?
Ich Trainiere seit 3 Jahren 4,5h pro Woche (Jahresschnitt) und viel mehr ist familiär und beruflich einfach nicht drin. Insofern kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich bei mir noch große Verschiebungen der Trainingsbereiche ergeben. Liege ich damit falsch?
Danke für Eure Einschätzung!
Lulich
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Ich glaube, dass die Sportwissenschaft in manchen Bereichen nicht besonders weit vorangekommen und manchmal vielleicht sogar in einer Sackgasse gelandet ist.
Modellhaft hat man versucht körperliche Abläufe zu beschreiben, die die körperliche Leistungsfähigkeit limitieren.
Beispielsweise ist ja so, dass es keine eindeutigen Trennungslinien gibt zwischen anaeroben und aeroben Belastungen.
Selbst in Ruhe arbeitet unser Körper zu einem geringen Teil anaerob.
Das in einem einfachen Modell zu erklären ist schwer zumindest dann, wenn man in einem solchen Modell davon ausgeht, der Körper würde so lange aerob arbeiten bis eben ein Sauerstoffmangel dies verhindert.
"Leiden" wir dann in Ruhe unter Sauerstoffmangel?
Ich glaube in der Regel (zum Glück) nicht.
Richtig erklärt wird das in den Büchern oder Artikeln, die ich zu dem Thema schon gelesen habe, nicht.
Das wird seine Gründe haben.
Wenn von Kapazitäten einer wissenschaftlichen Diziplin über viele Jahre oder gar Jahrzehnte in bestimmte Richtungen geforscht wird immer und immer wieder, dann wird es immer unwahrscheinlicher, dass da jemand auftaucht und es wagt Grundsatzfragen in den Raum zu werfen.
Wer es dennach tut, sollte sich warm anziehen.
Ich sehe mich selbstverständlich nicht berufen solche Grundsatzfragen in den Fokus zu rücken, da ich ja lediglich über viele Jahre interessierter Laie war.
Mich haben aber sportwissenschaftliche Themen rund um den Ausdauersport vor allem so interessiert, dass ich die Modelle und Theorien verstehen wollte.
Das war gar nicht so einfach, denn wenn ich den Eindruck hatte, es wäre soweit, las ich etwas was zu meinem Gedankenmodell nicht passte.
Geht man beispielsweise zunächst mal einfach davon aus, dass der Körper so lange aerob arbeitet bis er unter Sauerstoffmangel leidet und liest dann, dass selbst in Ruhe ein kleiner Teil der Energie aus dem anaeroben Stoffwechsel stammt, dann ist man ein bisschen verwirrt.
Ich glaube, dass genau dies auch bei Leuten eben aufkam, die wirklich ziemlich viel Ahnung davon haben - echten Fachleuten.
Das war wahrscheinlich mit ein Anreiz dazu, dass es eben dazu kam, dass es viele Schwellenkonzepte gibt.
Es gab ein Streben ein Konzept zu finden, wo man gedanklich weniger oder gar nicht hängen bleibt sozusagen, weil Phänomene auftreten, die damit nicht erklärt werden können oder gar daraufhindeuten, dass man einfach von falschen Grundannahmen ausgegangen ist.
Aus einzelnen Test kann man dann wohl kaum irgendwelche Traininsgbereiche mit höherer Sicherheit ableiten als aus Trainings- oder Wettkampfleistungen.
Aus einer Testserie kann man wahrscheinlich darüberhinaus manches erkennen beispielsweise was sich relativ gesehen mehr verbessert oder verschlechtert hat im Laufe der Zeit.
Wurden höhere Ausbelastungslaktatwerte erreicht beispielsweise, dann deutet das daraufhin, dass man eben anaerob sich verbessert hat.
Erreicht man höhere Leistungen oder Geschwindigkeiten (Radergometer- bzw. Laufbandtests) und das evt. sogar noch mit niedrigeren Ausbelastungslaktatwerten, dann deutet das daraufhin, dass man sich aerob verbessert hat.
Wenn ein solcher Test schon mal 300 € kostet, würde ich mir das also sehr überlegen.
So ich habe versucht deutlicher zu machen, was ich mit den anderen meiner Beiträge hier herüberbringen wollte.