Du sagst, solange es kein Gesetz gibt, welches meine Meinung unterstützt, hätte ich kein Recht, meine Meinung lautstark zu vertreten. Erst müsse ich ein Gesetz erwirken.
Und wieder sind wir bei einem schönen Beispiel dafür, wie Du meinem Standpunkt Deinen eigenen falschen Spin gibst. Wenn Du mein Posting genau und ohne Vorurteil liest, wirst Du bemerken, dass ich Dich sogar dazu aufgefordert habe, Deinen Standpunkt NOCH LAUTER!!!! zu vertreten, aber in einem Rahmen, in dem das etwas bewirken kann.
Du darfst auch hier so laut schreien, wie Du willst. Es wird Dich nur Deinem Ziel, der Kirche derzeit vorhandene Sonderrechte wegzunehmen, keinen Schritt näher bringen. Die Forumsdiskussion ist ganz offensichtlich, wie wir hier seit tausenden Postings live erleben. Wie viele Menschen hast Du schon überzeugt, die nicht vorher eh schon Deiner Meinung waren?
Dann wollen wir doch mit gutem Beispiel vorangehen und uns einen Fall aus dem tatsächlichen Recht anschauen anstatt nur Meinungen zu verbreiten:
Im Rahmen des politischen Meinungskampfes kann auch die Bezeichnung des Gegners als Betrüger, Rechtsbrecher, Lügner, Halunke oder Gauner zulässig sein, sofern es sich bei diesen Äußerungen ihrem Sinn und systematischen Kontext nach um eine bewertende Stellungnahme zu einer die Öffentlichkeit bzw. eine politische Partei interessierende Frage handelt. Dies hat der 6. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe entschieden
Auch an Dich die Bitte, genau zu lesen: ich habe nur geschrieben, dass man sich mit dem öffentlichen Betrugsvorwurf auf dünnes Eis begibt. Und genau das wird ja auch durch Dein Zitat belegt. Denn dieser OLG-Entscheidung ist eine anderslautende Entscheidung eines Landgerichts vorangegangen. Natürlich kann man immer zuversichtlich sein, dass man vor Gericht recht bekommt und eine Klage in Kauf nehmen. Man sollte sich aber dessen zumindest bewusst sein.
Dies hier ist ein sehr stark gelesenes Forum; das weiß ich, weil ich den Server administriere. Die Texte sind bei Google gut gelistet. Es ist durchaus eine gute Plattform, um Meinungen auszutauschen, Argumente zu präsentieren und infrage zu stellen. Man kann von den Einwänden lernen und so seine Argumente schärfen.
Aha, wenn es schwierig und wirklich mühsam wird, kneifst Du. Am Stammtisch aus der Überzeugung des Besserwissens zu argumentieren ist natürlich angenehmer, als in einem politischen Prozess Mehrheiten zu finden.
Ich hab jetzt gerade wieder viel Zeit damit verbracht, Antworten auf mein Posting zu bearbeiten, die ganz offensichtlich darauf zurückzuführen waren, dass irgendjemand mein Posting falsch verstanden hat. Ich habe mich mMn recht klar ausgedrückt. Und ich finde, es ist nicht zu viel verlangt, wenn man ein Posting genau und sinnerfassend liest, bevor man antwortet. In diesem Sinne halte ich es für sehr unfreundlich, wie hier mit meinem Standpunkt und meiner Zeit umgegangen worden ist.
Das Problem ist aber, dass das im öffentlich-publizistischen Leben im Zweifel strafrechtlich ausgelegt wird.
Recht entsteht durch Übung. Damit die Meinungsfreiheit erhalten bleibt, ist es wichtig, dass diese auch ausgeübt wird.
Gerade in Zeiten, in denen der Staat massiv versucht, die freie Meinungsäußerung einzuschränken, ist vorauseilende Selbstzensur gefährlich und prinzipiell ist jeder, der diese verweigert, zu loben.
Zitat:
Zitat von trithos
Auch an Dich die Bitte, genau zu lesen: ich habe nur geschrieben, dass man sich mit dem öffentlichen Betrugsvorwurf auf dünnes Eis begibt.
Das genaue Lesen - insbesondere Deiner eigenen Beiträge - erkenne ich jetzt nicht als eine Deiner Stärken.
Du hast in Deinem ursprünglichen Post ausschließlich die strafrechtliche Interpretation des Wortes "Betrüger" zugelassen. Wenn Du im Anschluss Deine Position aufweichst, ist das nicht mir anzulasten, sondern Deiner initialen Unachtsamkeit.
Wie viele Menschen hast Du schon überzeugt, die nicht vorher eh schon Deiner Meinung waren?
Mir scheint, dass die Argumente beider Seiten dazu beitragen können, dass Menschen ihren Glauben oder Nichtglauben für sich persönlich überprüfen.
"Bin ich Christ im Sinne der Kirche XY, im Sinne der Bibel, oder in einem anderen Sinne?"
"Können wir uns im Jahre 2017 sicher sein, dass Jesus der Sohn Gottes war?"
"Ist die Ungleichbehandlung von Frauen durch christliche Argumente ausreichend gerechtfertigt?"
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Gleichwohl gebe ich Dir ein wenig recht. Es ist erfahrungsgemäß sehr schwer, mit einem Menschen eine kritische Auseinandersetzung über den Glauben zu führen, wenn er ihn im Kindesalter anerzogen bekam. Das führt mitunter zu der bedrückenden Erfahrung, dass er mit Klauen und Zähnen die Bibel verteidigt, selbst wenn er diese, wie sich später zeigt, nie gelesen hat.
Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass einige der gemäßigt gläubigen Mitleser mit Interesse erfahren, was alles in der Bibel steht, und wie die offiziellen Auslegungen der Kirchen lauten.
Und ein öffentliches Forum ist das eben keine private Meinungsäußerung.
Wenn Jörn sich öffentlich äußert, dann ist er doch meinungsbildend tätig und man darf ihm keine Untätigkeit vorwerfen. Wenn das hier aber nur ein Stammtisch ist, dann funktioniert Deine rechtliche Interpretation in Sachen "Betrüger" nicht.