Hallo Armin,
auch ich gratuliere Dir herzlich zur Leistung in Moritzburg. Ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg zu einem IM-Marathon-Sub3. Aber dafür muss halt dann wirklich alles zusammenspielen.
Als ich Deinen Rennbericht gelesen hab, war auch mein erster Gedanke, dass eventuell das Timing der Taper-Phase nicht optimal war. Natürlich ist jeder anders, aber vielleicht können Dir meine Erfahrungen auch ein bisschen weiterhelfen.
Ich hab zahlreiche Marathons und LD-Triathlons mit zweiwöchiger Taper-Phase gemacht. In den ersten zwei, drei Tagen kommt bei mir die Müdigkeit dann erst so richtig raus. Ich könnte den ganzen Tag schlafen und schlurfe nur so durch die Gegend. Diese Phase versuche ich dann wirklich extrem ruhig zu gestalten und nur ein bisschen Bewegung zu machen - ich trau mich das gar nicht Training nennen.
Ab dem vierten, fünften Tag geht´s dann bergauf. Und am Wochenende vor dem Wettkampf bin ich dann sowohl körperlich als auch mental bereit für kurze, intensive Belastungen. Da hab ich dann bei den Marathons durchaus auch mal einen 10er im geplanten Marathon-Tempo gemacht oder vor der Langdistanz einen Sprint.
Die zweite Taper-Woche ist dann auch noch schwierig. Da muss ich mich wirklich sehr zurückhalten, weil ich so wenig Training gar nicht gewohnt bin und eigentlich schon wieder was machen will. Außerdem darf man sich in dieser Woche selbst nicht ernst nehmen.
Da zwickt dann gerne mal was, ich fange an zu Hüsteln und bin ein richtiger Hypochonder. Das gehört aber offenbar dazu.
Ähnliches hab ich übrigens auch schon mal nach einem Höhentrainingslager erlebt - dass nämlich die Müdigkeit in den ersten Tagen danach richtig einschießt. Damals hab ich dann den Fehler gemacht, fünf Tage nach dem Höhentraining für meinen Laufklub eine Halbmarathon-Meisterschaft zu bestreiten, also ziemlich genau in der Phase der tiefen Müdigkeit. Ist eine wirklich schlechte Zeit geworden (im Vergleich zum Trainingsaufwand) und mein Hauptwettkampf (Marathon) drei Wochen nach dem Höhentraining ist auch nicht optimal verlaufen.
Und noch ein Beispiel für genau diesen "Müdigkeitsverlauf" kann ich aus meinem Berufsleben beisteuern. Ich arbeite in einer Art Schichtdienst, wo fast täglich die Arbeitszeiten wechseln, von Nachtdienst zu Frühdienst und wieder zurück. Das fühlt sich normalerweise nicht schlimm an. Ich merke erst im Urlaub, wie müde ich tatsächlich bin, wenn ich dann die ersten drei Tage zehn bis 12 Stunden schlafe und trotzdem nur müde bin. Aber auch das gibt sich dann wieder und wenn ich dem Körper diese Erholungsphase gebe, dann geht´s super weiter.
Wie gesagt, sind nur meine Erfahrungen. Sind sicher nicht allgemein gültig, aber ich glaube, dass es sich auszahlt, diese Müdigkeitsphase am Beginn des Taperns durchzustehen, weil man dann stärker daraus hervorgeht, als wenn man durchtrainiert bzw. vor dem Wettkampf durch ein zu kurzes Tapern den Körper genau zum Wettkampf-Termin in diese Müdigkeitsphase hineinbringt.
lg trithos