Mirko saß bestimmt schon minutenlang aufgeregt vor der großen Wanduhr, als der Mitternachtsgong den Raum ausfüllte. Es stellten sich ihm die kleinen Häärchen an Armen und Beinen auf.
Auf jedem gänsehäutigen Pickelchen stand ein Haar, ähnlich eines Ausblick haltenden Erdmännchen.
Dann ging es vermutlich direkt los.
Ich schätze, er stand wie Carlos Chippendale vor einem riesigen Spiegel.
Als er im Dämmerlicht mit der rechten Hand das rechte Hosenbein, mit der linken Hand, das linke Hosenbein fest umfasste und mit einer effektiven, wie effektvollen Bewegung, sich die lässige Jeans vom Körper riss - unterstützt von bunt aufleuchtenden Spotlights, glitzerte dann sehr wahrscheinlich die türkis glänzende Gymnastikhose aus den frühen Achtzigern und stellte den Hero um 0:01 Uhr in Szene.
Esoterisches Gesumme und Gebrumme aus Mirkos massigem Brustraum, fanden schnell Harmonie mit seinen nun folgenden sanften Bewegungen.
Köpfchen langsam senken. Kinnchen auf die Brust legen. Brummen. Hände locker Hänger lassen und den Rücken katzenartig beugen. Summen. Entspannen und Ausatmen. Weiter beugen und die Hände, am Bein entlang nach unten schieben. Spannung halten und ausatmen. Brummen. Und weiter beugen. Summen. Summen. Summen - bis schlagartig die Tür aufgeschlagen wird, Mirkos Frau mit einem 10Liter Eimer Wasser, dem Spuk ein Ende setzt, in dem sie ihm die volle Ladung Wasser verpasst.
Nun steht er da, klatschnass. Er brummt nicht mehr. Er schüttelt sich. Er summt nicht mehr. Er wischt sich die Nässe mit den Händen aus dem Gesicht. Inzwischen sind auch die zwei Mädchen wach und werfen mit verächtlichen Blicken, Handtuch und ein frisches trockenes Shirt an den Kopf ihres Vaters.
Alle verlassen den Raum. Nur einer brummt etwas von “ Mann, habe ich geschwitzt“ ......
Und wenn man ganz still ist und lauscht, vernimmt man das Summen aus der Pfalz immer noch....