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Zitat von Trimichi
Kein Interesse.
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Zitat:
Zitat von Trimichi
Vielleicht wirst du präziser.
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Aber gerne! Vielleicht kann ich Dein Interesse anstacheln.
Die Fortentwicklung des christlichen Gedankens muss einerseits das historische Erbe berücksichtigen (was Jesus uns auf den Weg gegeben hat; dazu gehören auch die Rätsel), und andererseits die Aufgaben für die Zukunft. Das Ziel ist die Ausformung und Vollendung der Heilsgeschichte (also was Jesus für uns erreichen wollte).
Indem wir diese Dinge entmythologisieren, nehmen wir ihnen nicht den ursprünglichen Kern, sondern legen ihn frei.
Die Entmythologisierung beansprucht, zunächst wiederum auf einer rein historischen Ebene betrachtet, ein menschliches Ideal (in der Beschreibung des Göttlichen), um dem geschichtsmächtigen Gott in seinen schöpfungstheologischen Voraussetzungen Rechnung zu tragen.
Die Schöpfungstheologie ist dabei die Schnittstelle zwischen Sein und Nichtsein, also zwischen Vor-der-Schöpfung und Nach-der-Schöpfung. Die vorchristliche Gotteserfahrung identifiziert auffällig Gottes Macht, weil eine "Kausalität aus Freiheit" sich einem kausalen Erklärungsversuch notwendig entzieht. Kausalität entsteht erst durch die Schöpfung. Die Schöpfung selbst ist also verursacht, aber nicht kausal, da Gott als Verursacher an keine Kausalität gebunden ist. (Nur so kann er frei sein.)
Dies ist die Trennlinie zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen. Hier sind wir vermutlich einig.
Während Gott jedoch einen Heilsplan verfolgt, und diesen mit Jesus in eine konkrete Form goss, ist dieser Heilsplan für den Menschen nicht vollständig sichtbar. Die Lücken in unserem Wissen werden geschlossen mit Frömmigkeit, also dem Vertrauen auf den Heilsplan. Die Praxis der Frömmigkeit identifiziert hellsichtig die fortwährende Geschichtsmächtigkeit des seiner Schöpfung treuen Gottes und wurde von Christus unverändert in die „Heilsgeschichte als Sakrament des Neuen Bundes“ (Benedikt XVI. 2008) aufgenommen.
Das bedeutet: Das christliche Abendland enthält barmherzig eine Dimension der Wirklichkeit, die sich uns im täglichen Leben entzieht, was frühere Generationen in diesen Sachzusammenhängen bereits erkannt haben. Hier tut sich die Schnittstelle zur Zukunft auf (Du hattest ja danach gefragt).
Die Entweltlichung wurde von Christus vorgelebt (Überwindung des irdischen Körpers) und konstituierend in die „Heilsgeschichte als Sakrament des Neuen Bundes“ aufgenommen. Jedoch: Die Entmythologisierung interpretiert die früher als Einheit gedachte Totalität des Seienden (Körper und Seele sind eine Einheit) als die eigentliche Schöpfung des "Geistes als eigenständige Instanz" (Körper und Seele sind getrennt), da sich das Seiende seit Jesus vom irdisch-materiellen abhebt und loslöst. (Geist = Seele)
Das führt zum logischen Schluss: Die Auferstehung Jesu verursacht einfachhin auch die Metaphysik, was frühere Generationen in diesen Sachzusammenhängen bereits erkannt und gelebt haben. Der Heilige Geist beansprucht im Seien (in der Tatsache seiner Existenz) auch die Metaphysik, zumindest auf einer rein historisch-textlichen Ebene betrachtet. Beides wird zu einer Einheit und für Christen zu einem konkreten
Auftrag.
Das passt auch zum kommenden Pfingstfest: Der anthropologische (dem Menschen zugewandte) Aspekt wird zum Schlüssel für das Göttliche und ist gleichzeitig konstitutiver Auslöser der Dreifaltigkeit, die ihren Ausdruck in der Menschlichkeit von Jesus findet. Daß Gott einer in drei Personen ist, wird nämlich an Pfingsten gefeiert.
Sind wir uns darin einig?