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Zitat von keko
Man sieht an diesem Thread sehr schön, dass sich einige gegen eine Windschattenfreigabe wehren, vielleicht sogar auch aus verständlichen Gründen, und lieber Windschattenfahren der anderen (das eigene?) in Kauf nehmen.
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Um mal für mich zu reden: Ich hab' grundsätzlich nichts mehr gegen Windschattenfreigabe auf Sprint- und Kurzdistanzen und hab' selbst schon mit Spaß mehrere Windschattenrennen in der Liga bestritten.
Vor 15 Jahren, als es die ersten Diskussionen um Windschattenfreigabe bei ausgewählten Rennen gab, habe ich das noch anders gesehen, aber man lernt eben dazu. Auch ein Wettkampf mit Windschattenfreigabe ist noch ein echter Triathlon mit dem Unterschied, dass das Schwimmen aufgewertet und das Radfahren anstrengender und stressiger ist, als bei Wettbwerben ohne Windschattenfreigabe.
Trotzdem finde ich auch Kurzdistanzen ohne Windschatten gut, weil ich als mäßiger Schwimmer und guter Radfahrer dort bessere Plazierungen schaffe als bei Rennen mit Windschattenfreigabe.
Auf Sprint- und Kurzdistanzen gibt es seit zig Jahren eine wunderbare Koexistenz von beiden Rennformen, jeder kann sich das aussuchen, was ihm gefällt und es gibt hier überhaupt keinen Handlungsbedarf.
Die Koexistenz klappt sogar in der Weltspitze, wenn man an Rennformate wie den Hyvee-TRiathlon, die 5150-Serie und die WTS-Serie denkt.
Auf Mittel- und Langdistanz halte ich eine Windschattenfreigabe für komplett deplaziert, weil sie dort das Schwimmen nicht aufwerten würde, wie bei Sprint- und Kurzdistanz sondern komplett entwerten würde. Dass hängt damit zusammen, dass das Schwimmen bei 70.3-Wettkämpfen und Ironman-Wettkämpfen ohnehin aus historischen gründen schon untergewichtet ist und weil es auf diesen Distanzen viel mehr um den Umgang mit begrenzten energetischen Ressourcen geht und kaum Spielraum für renntaktische Element besteht. Während bei Sprint- und Kurzdistanzen kleine Radgruppen, die gut zusammenarbeiten sehr oft schneller unterwegs sind als große Pelotons und so für Spannung sorgen, ist dies auf der Langdistanz anders. Große Pelotons sind dort fast immer wegen der größeren Krafteinsparung und der viel längeren Laufstrecke, bei der sich diese Krafteinsparung bezahlt macht, entscheidend im Vorteil.
Und ein Triathlon, für den man kaum noch Schwimmen trainieren muss und in dem die Schwimmleistung sich in keiner Weise mehr auf das Gesamtergebnis auswirkt, ist eben kein Triathlon mehr sondern nennt sich Duathlon.
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Zitat von keko
...Helfen würde also nur hartes Durchsetzen der Regel oder Windschattenfreigabe, dazwischen gibt es nichts.
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Natürlich gibt es ganz viel dazwischen: selektive Strecken, kleine Startgruppen mit großer Leistungsspreizung und dazwischen ausreichend zeitlicher Abstand, damit sich die Startgruppen nicht wieder vermischen (ein 3-Minuten-Abstand, wie in Barcelona ist ein Witz; ein 15-Minuten-Abstand ist praktikabel und effektiv.
Denkbar und der Fairness zuträglich und im ALter von Chipzeitmessung unproblematisch sind auch Einzelstarts nacheinander (rolling starts), so wie beim IM Louisville seit Jahren oder auch kürzlich beim IM Chattanooga praktiziert.
Noch
effektiver als wenige Kampfrichter die laufend Karten verteilen sind ganz viele Kampfrichter, die Präsenz zeigen und glaubhaft bereit sind Karten zu verteilen.
Ich habe schon oft in meiner sportlichen Laufbahn erlebt, wie alleine das Auftauchen eines Kampfrichters, verbunden mit zwei drei Priffen und Karten ein 20- 30 Mann Peloton auf wundersame Weise im Handumdrehen aufgelöst hat und zwar so nachhaltig, dass sich die Gruppe auch nach Verschwinden des Kampfrichters für den Rest des Rennens nicht mehr gebildet hat, denn wenn sich die wenigen guten Radler einer Gruppe, die auch vorher die Führungsabreit und Pace geleistet haben, erstmal um ca. 50 Meter abgesetzt haben, werden sie erfahrungsgemäß von den schlechten Radlern, die vorher nur so gerade eben im Windschatten mitrollen konnten und irgendwann vorher bei der Entstehung des Pelotons aufgesammelt wurden, auch für den Rest das Bike-Splits nicht mehr aufgesammelt.
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Zitat von keko
Ich weiß, dass viele wegen dieser Problematik dem Sport schon den Rücken gezeigt haben. Aber was soll´s, Neue kommen nach und das Rad dreht sich weiter. Eigentlich ein lustiges Spielchen
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Wer wegen dieser Problematik dem Sport den Rücken gezeigt hat, der lügt sich in die Tasche und hat nicht kapiert, worum es im Triathlon eigentlich geht. Triathlon ist viel mehr als Ironman (und selbst da existieren bekanntlich genügend faire Kurse) und es gibt genügend Rennen, bei denen Drafting kaum eine Rolle spielt und die hat es auch immer in den vergangenen 20 Jahren gegeben.
Übrigens hat es bei der Tristar111-Serie vor wenigen Jahren schon Versuche mit offizieller Windschattenfreigabe beim Radfahren gegeben: der kommerzieller Erfolg blieb aus: Die Mehrheit der Athleten wollen sowas auf langen Distanzen nicht!