Leider hat das Abendrot nix genutzt.
Gestern beim Aufstehen wars schon düster und wolkig, während der Zugfahrt hats dann teils sehr ordentlich gegossen.
Durfte mich ja allmählich von der Kurzen verabschieden und da ich mir beim Auto nedd so wirklich sicher war/bin, haben wir die Bahn genommen.
Auch, weil das Mädel da ziemlich drauf abfährt und ich keine Böcke gehabt hab, wieder so ne 700km-Aktion runterzureissen wie voriges Wochenende.
Im Nachhinein wars ganz ok so, aber natürlich sind, abgesehen davon, dass ich eigentlich heute noch ganz gerne zum Isenburger X-Duathlon bzw. anschliessend zur Cyclocross-EM nach Frankfurt wär, n paar Aspekte aufgetaucht, anhand derer ich mir das fürs nächste Mal auch gut überlegen werde.
Samstags sind nämlich jede Menge zugesoffener Fussballfans unterwegs und Sonntags jede Menge immer noch besoffener Heimkehrer von egal was.
Die Bahn hats halt echt in sich: unter der Woche randvoll mit Schülern und Pendlern und am Wochenende mit den geistig Armen.
Samstag/Sonntag nen Platz zu finden, wo man nicht nach ner halben Stunde ne Alkoholvergiftung hat oder stinkt wie ein seit 13Jahren nimmer ausgeleerter Aschenbecher, iss echt nedd so einfach.
Die Krönung war ne Else, die in Erlangen oder so zustieg und mit nem (wie sich schnell rausstellte) ihr Fremden darüber salbaderte, dass man sich in Deutschland so unwillkommen fühlte, wenn man sich in der Eisenbahn irgendwo dazusetzen will.
Mir lags spontan nahe, ihr zu stecken, dass dies an dem irren Gestank nach Nikotin, den sie an sich hatte, liegen könnte, aber zu dem Zeitpunkt war mir noch mehr dran gelegen, in Ruhe in meinem Buch weiterzulesen.
Damit wars allerdings Sense, denn ihr Gegenüber, welches mit ihr eingestiegen war und auf das sie pausenlos einredete, entpuppte sich als türkischer Pfarrer. Die fünf Worte, die er anbringen konnte, liessen darauf schliessen, dass er eh nix verstand, was meine neue Nachbarin aber ignorierte und ihr Verständnis einer besseren Welt an ihn offenbarte und versuchte, ihn darüber in kenntnis zu setzen, wo sie schon überall in der Türkei war.
Ich nehme an, sie hat nur die üblichen Tourinester heimgesucht, denn so häufig wie sie die Floskeln "gaanz toll!" und "seehr schön!" gebrauchte, kann sie nicht die dreckigen und verwanzten Ecken oder penetranten Tourinepper Istanbuls kennengelernt haben, die ich schon gesehen hab und die dafür Mitschuld tragen, dass ich wahrscheinlich überall hinwollte, aber "gaanz sicher" nimmer in die Türkei...
Es war jedenfalls so unerträglich dass ich gerade aufstehen und mich woanders hinsetzen wollte, als sie ausstieg. Ich will nicht übertreiben, aber ich war in dem Augenblick nicht der einzige, der (im wahrsten Sinne des Wortes) aufatmete.
Najagut, der Rest iss halbwegs schnell durch: die Nacht hat mir der blöde Kastor versaut.
Nachdem ich meine Kleine übergeben hatte (eigentlich sollte ihre Tante sie am Bahnhof abholen, aber trotz 5 Minuten Verspätung war die nirgendws zu sehen. Nach 10Minuten, in denen ich mir überlegte, was ich nu anstellen sollte mit mir und meinem Kind, kam n Anruf ihrer Mutter: "wo steckt ihr denn?" "Tja, am Bahnhof halt;- deine Schwester sollte die Maus doch abholen?!" "Ja, dann fahr ich gleich los und hol sie ab..." ...
), bin ich losmarschiert zu meinem Zigeunerwagen.
Also vom Bahnhof via nem andern Bahnhof dorthin, und da iss mir die starke Polizeipräsenz entlang der Bahnlinie schon aufgefallen.
Da die Kastoren da schon häufiger durchgefahren sind, war mir das halbwegs klar, allerdings nicht, dass die halbe Nacht Helikopter entlang der Bahnlinie pendeln würden.
Ich bins ja gewohnt, wegen des Krachs da morgens dank unruhigem Schlaf wie durch die Mangel gedreht zu erwachen, aber so arg wie heute Nacht wars echt noch nicht, nachdem die Jungs mit Mindestflughöhe und so wenig am Hut zu haben scheinen.
Heute früh gings dann den Weg zum Bahnhof retour.
Da ich keine Klamotten zum Wechseln dabeihatte, freute ich mich einerseits, dass sie über Nacht getrocknet waren und andererseits, dasses nedd regnete, obwohl es stets so aussah, als würden jede Sekunde alle Schleussen geöffnet.
Der Rest iss nu bekannt, sieht man davon ab, dass ich mich zu heimlichem Training animiert sah und Zuhause nach der ganzen Rumhockerei im Zuch die Laufschuhe anzog.
Neuburg kann kommen;- dank beinhartem Training hab ich gute Hoffnungen, die Meile in bis zu weniger als 10 Minuten zu packen...