Hallo waden, danke für Dein interessantes Posting! Wenn ich Dich richtig verstehe, ist dies die zentrale Frage:
Ist Religion Privatsache?
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Es gibt nicht den geringsten Beweis, dass es in einer Gesellschaft jemals ein Zuviel an kritischer Debatte gegeben hätte. Aber es gibt viele scheußliche Beispiele dafür, was passiert, wenn die kritische Debatte ausbleibt.
zu Deinem zutreffenden Hinweis auf die weltlichen Ideologen (Hitler, Stalin) in der Verantwortung für die Tötung von zig-Millionen von Menschen : Wenn ich mir überlege, welche Geisteshaltung dieses Morden verbinden mit den Gräueltaten, die im Namen der Religionen durchgeführt wurden und werden, ist dies ein Überlegenheitsgefühl der eigenen Gemeinschaft, welches die Ausgrenzung derer, „die nicht zu uns gehören“ rechtfertigt sowie eine unhinterfragbare Dogmatik zusammen mit einem blinden Glauben und Gehorsam.
Es läuft immer gleich ab: ausgrenzen, um Minderwertigkeit zu generien und dann diese gerechtfertigt vernichten. Ob mit Hilfe von Religionen, "Rassen", Nationalitäten oder sonst was.
Es läuft immer gleich ab: ausgrenzen, um Minderwertigkeit zu generien und dann diese gerechtfertigt vernichten. Ob mit Hilfe von Religionen, "Rassen", Nationalitäten oder sonst was.
Darin sind wir uns völlig einig.
Problematisch finde ich deshalb Weltanschauungen, zu deren Kern die Überzeugung der eigenen Überlegenheit gehört. Und insofern finde ich die Jahwe-Weltanschauungen (Auserwähltes Volk) problematisch.
Ich finde es in diesem Zusammenhang erstaunlich, welchen geistigen Spagat die christliche Theologie versucht, einerseits dieses Dogma beizubehalten und andererseits nichtchristlich gläubige Menschen nicht auszugrenzen.
Problematisch finde ich deshalb Weltanschauungen, zu deren Kern die Überzeugung der eigenen Überlegenheit gehört. Und insofern finde ich die Jahwe-Weltanschauungen (Auserwähltes Volk) problematisch.
Es hat dem Volk der Juden aber auch jahrtausende lang das Überleben in der Diaspora gesichert.
Ist halt immer auch die Frage, wer ist der Kleine und wer ist der Große.
Ich wollte darauf hinweisen, dass religiöse Menschen eine Argumentation aufbauen, bei der diese Katastrophe einen Sinn gehabt hätte, dass sie notwendig gewesen wäre (um Gottes Plan zu verwirklichen), dass sie gerecht gewesen wäre (Gott kann schließlich nicht ungerecht sein), oder dass sie von den Opfern verschuldet worden wäre (nicht fest genug geglaubt, zu wenig gebetet, zu viel gesündet, usw.).
Und das passiert?
Hat ein religiöser Mensch sowas gemacht?
Und wenn ja, dann wäre das natürlich genauso falsch und kritisierbar wie die Nazizeit. Darüber muss man sich eigentlich nicht unterhalten.
Das der IS eine letztlich faschistische Organistation ist, ist doch klar.
Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass Glaube zwar insofern Privatsache ist, als dass man niemandem vorschreiben kann, welche Überzeugungen er haben soll. Aber es ist nicht so sehr Privatsache, als dass man nicht darüber debattieren dürfte oder Kritik üben dürfte. Es sollte den gleichen Status haben wie jede andere Meinung.
Das ist auch meine Meinung.
Wenn jemand privat etwas glaubt, was diskriminierend ist - inwieweit kann ein soziales Leben führen, ohne dass sein diskriminierende Denken Wirkungen nach außen zeigt? Nach den Regeln unserer Gesellschaft kann er denken, was er will, solange er sich im Zusammenleben an die Regeln hält.
Ist es von der Religionsfreiheit gedeckt, wenn jemand Homosexuelle für Sünder hält? Wenn er aus diesen Gründen einen Homosexuellen schlechter behandelt als einen Heterosexuellen - ist das unter Hinweis auf die Religionsfreiheit besser als bei jemandem, der sich nicht auf eine Religion berufen kann? Merkt man das immer?
Die gleiche Frage lässt sich beispielsweise in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft stellen. In unserer Gesellschaft wird darum gerungen, die Diskriminierung der Frauen aufgrund des Geschlechtes zu verringern. Gleichzeitig ringt man darum, Muslime nicht zu diskriminieren, die einer Frau nicht die Hand reichen wollen aus religiösen Gründen bzw. aus sogenanntem Respekt.
Ich frage mich: kann man privat in den dogmatischen Schemata der jeweiligen Kirche denken, ohne dass dies eine Auswirkung auf das Verhalten im Alltag hat? Wie ich schon in einem anderen Posting schrieb, will ich den Gläubigen in diesem Forum nicht unterstellen, dass sie dogmatisch beschränkt sind. Sie haben ja schon wiederholt darauf hingewiesen, dass sie mit den Dogmen der Kirche nichts zu tun haben wollen.
Ich frage mich generell, ob ein privater geistiger Rückzugsraum, der sich jeglicher kritischen Hinterfragung entziehen darf, nicht der Boden sein kann für ein kritikfreies Denken auch in anderen Bereichen und insbesondere im sozialen Leben.
Ich frage mich generell, ob ein privater geistiger Rückzugsraum, der sich jeglicher kritischen Hinterfragung entziehen darf, nicht der Boden sein kann für ein kritikfreies Denken auch in anderen Bereichen und insbesondere im sozialen Leben.
Natürlich kann es das sein. Das hast du ja auch bei Sekten z.b. oder extrem religiösen christlichen Gemeinschaften, z.b. die zwölf Stämme.
Die Frage ist wie geht man damit um.
Schränkt man die Glaubenfreiheit ein (wie auch immer) nur um Extremisten zu bekämpfen (z.b. auch IS)?
Reicht der normale Rechtsstaat nicht aus, gegen sowas vorzugehen?
Ändern wir unser Leben, weil wir vom IS bedroht sind? Hat dann nicht der IS einen Sieg erzielt?
Wie würde denn Gesellschaft und Rechtsordnung aussehen, die obige Gefahr anders als heute bekämpfen würde?
Ich frage mich generell, ob ein privater geistiger Rückzugsraum, der sich jeglicher kritischen Hinterfragung entziehen darf, nicht der Boden sein kann für ein kritikfreies Denken auch in anderen Bereichen und insbesondere im sozialen Leben.
Und wenn es so wäre? Wie würdest Du damit umgehen? Sozial unerwünschte (wer auch immer das festlegt?!?) Gedanken verbieten und eine Gedankenpolizei losschicken?