Soll ich oder soll ich nicht??? Mit dem Gedanken ging ich gestern ins Bett. 100 % fit war ich nicht … würden auch 90 oder 95 % reichen? Keine Ahnung. Ich wollte laufen
Also den Wecker mal ganz unverbindlich auf 6.20 Uhr gestellt, beim Aufwachen fit gefühlt. Besser als erwartet, trotz einer morgendlichen Mini-Laufrunde, 1h locker ZWIFTEN und 3300m schwimmen im Laufe des gestrigen Tages. Blick auf´s Thermometer: einladende 8°C
*HÜSTEL*, feucht, Wind. Egal, gleiche Bedingungen für alle. Ich mich also in Schale geworfen, zwei Teile der restlichen Family eingepackt (der dritte Teil zog es vor mit Oma zu Hause zu bleiben, bei dem Sauwetter zugegebenermaßen keine ganz doofe Entscheidung) und los. Startnummer und Chip abholen ging zügig, es schien mir wie eine kleine aber nette Veranstaltung.
Letzte Wegzehrung. Einen obligatorischen Riegel eingeworfen (BÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!!! Ich hatte nur noch einen und der war in der Geschmacksrichtung „Bella Italia“. GRAUENVOLL!!!!!!!!!!), gefolgt von einem Gel. Hmmmmpf, auch nicht besser, aber war ja für einen Guten Zweck.
Ich fühlte mich nicht perfekt aber gut, der Startschuss fiel pünktlich um 9.00 Uhr und die ersten Kilometer fühlten sich an wie fliegen. Der Wind stand recht günstig, die Beine fühlten sich gut an, und so gingen die ersten Kilometer in knapp über 4:30 weg … dass das nicht lange gut gehen konnte, war wohl abzusehen, mir muss wohl irgendwie entfallen sein, dass es insgesamt 21km zu besiegen galt
Bereits bei km 7 begann meine Übermotivation sich zu rächen, die Km-Zeiten wurden deutlich langsamer und auch der Wind meinte es nicht mehr gut mit uns. Fein, da ich mittlerweile recht einsam auf weiter Flur war, hörte immerhin keiner mein Schaufen und Fluchen.
Eine Frau vor mir hatte sich bereits am Start gleich in die erste Reihe gestellt und war innerhalb kürzester Zeit aus meinem Sichtfeld verschwunden, ich war vom Start an die zweite und dann kam erstmal eine ganze Weile nichts mehr… Herren der Schöpfung? Waren einige vor mir, viele auch bis zum Ende hin „in Sicht“, aber nicht in unmittelbarer Nähe. Es wurde also einsam und zäh. Es war nass, es war windig, es war kalt. Meine Finger waren irgendwann vor Kälte so beleidigt, dass es ihnen nur im Gehen und mit Mühe gelang die beiden Gels aus meiner Bauchtasche zu pfriemeln.
SO hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Naja, gleiche Bedingungen für alle, mögen die andere genauso leiden wie ich
und immerhin war ich mir sicher, noch zweite zu sein, weitere Damen nicht in Sicht. Zwischenzeitliche Blicke auf meine Uhr ließen mich verzweifeln, ich konnte es aber nicht ändern. Der Wind war gnadenlos, ich pfiff aus dem letzten Loch… noch 4km, gut 20 Minuten. Eher 21. Noch 3km. Eine gute Viertelstunde. Noch 2km… 10 Minuten. Okay, vielleicht knapp 11. Der letzte Kilometer. Schnauf.
Meine Bestzeit für einen HM liegt bei 1:46 und ist bereits einige Jahre alt, gelaufen auf einer sehr Höhenmeterlastigen Strecke. Nein, ich bin in meinem Leben lustigerweise noch nie einen flachen Halbmarathon gelaufen, heute quasi erstmals. Aber however, mangelnde Höhenmeter wurden heute durch gnadenlosen Wind wieder ausgeglichen.
Meine heutige Endzeit: 1:43:24, Platz 2/21 Frauen, Ak … souverän gewonnen … mangels Konkurrenz
… in einem Anflug von meinem üblichen Wahnsinn gehe ich im Nachhinein einfach davon aus, dass ich nur zu gut 96,6% fit war. Das entspricht meiner gelaufenen Zeit. Mit knapp 4% mehr hätte ich nach meinen professionellen Berechnungen locker die 1:40:00 genknackt
In diesem Sinne – zufriedene Grüße
Bunte Socke. Mit müden Beinen, zwischenzeitlich wieder aufgetaut und bestens gelaunt