Zu Sauerstoff und GKV fällt mir noch was ein: Bei Tinnitus ist bekanntlich die Schulmedizin ein wenig überfordert. Man hat Ahnungen was ihn auslöst und wie man ihn bekämpfen kann, so ganz genau weiß man es aber nicht. Da es schwierig ist objektiv zu messen ob jemand wirklich Tinnitus hat (geht wohl über die Hirnaktivität) und weil man auch niemandem antun möchte bei einer Studie in der Placebogruppe zu sein fällt es zudem schwer die Wirksamkeit von Behandlungsmethoden nachzuweisen.
Was sich über die Jahre als am wirkunsgvollsten erwiesen hat ist aber wohl reiner Sauerstoff in einer Überdruckkammer. Die Erfolgsquote ist vergleichsweise hoch, vor allem wenn der Patient nach auftreten des Tinnitus sehr bald mit der Therapie beginnt (etwa 80% werden ihn dann wieder los, fängt man nach 2 Monaten an noch 60%).
Problem: Es ist relativ teuer, so um 200EUR pro Sitzung und 10 - 20 Sitzungen sind nötig. Das bezahlen GKV nur wenn der Patient stationär aufgenommen wird, was bei Tinnitus Patienten nicht unbedingt die Regel ist. Auch bei stationärer Behandlung ist es glaube ich noch nicht sicher - und man hat eben keine Zeit sich lange mit der GKV zu streiten. Nicht stationären geht es anscheinend nicht schlecht genug.
Neben Leuten mit Wundheilungsstörungen sitzen daher nur selten Tinnituspatienten in diesen Überdruckkammern, obwohl es die beste bekannte Therapiemethode ist. Mehr noch, statt die Patienten auf diese Möglichkeit hinzuweisen sind die meisten HNOs ziemlich ahnungslos, raten dazu sich zu entspannen und den Ton zu ignorieren (lustig, wenn der bei einigen so laut ist wie ein Feueralarm). Dazu gibt es dann Mittel um die Durchblutung zu verbessern oder selbiges auch in Infusionen (auf eigene Kosten versteht sich).
Die privaten zahlen das hingegen, zumindest einige. Und bis vor zehn Jahren haben es wohl auch gesetzliche bezahlt.
FuXX
PS: Die Idee dahinter ist, dass Tinnitus durch eine Sauerstoffunterversorgung im Gehör hervorgerufen wird. Dies korrelliert oft mit Stress, da das durch den Stress freigesetzte Adrenalin die Versorgung sehr kleiner Gefäße verschlechtert. Durchblutungsfördernde Medikamente erklären sich daher von selbst. Bei der Sauerstofftherapie unter Überdruck wird Sauerstoff physikalisch im Blut gelöst und kommt so in viel größerer Menge im Gehör an. Das ganze funktioniert wirklich - sollte hier mal jemand einen Tinnitus bekommen, denkt an das was ich hier geschrieben habe und sucht umgehend eine Überdruckkammer in euerer Umgebung. Hier im Rheinland gibt es die zum Beispiel in Aachen und Düsseldorf.
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"Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft."
(Emil Zátopek)
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