@ ThomasG, kennen ist vielleicht übertrieben aber deine Situation stellt sich mir wie folgt dar:
Überdurchschnittlich lange Ausbildungsdauer mit mindesten einem Studiengang.
Kein durchgehendes Beschäftigungsverhältnis auf der Basis einer Vollzeitstelle (35-40 Std Woche) nach dem Abschluss des Studiums.
Geringes Einkommen durch Teilzeitbeschäftigung.
Geringe Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung – wenige Beitragsjahre.
Du wohnst in einer Eigentumswohnung, zuvor in einer größeren geerbten Immobilie welche veräußert wurde. Ob dies geschah weil diese nicht einer angemessenen Größe entsprach ist natürlich rein spekulativ, dass der Überschuss als Vermögen zu ALG II angerechnet werden kann ist Fakt.
Demzufolge ist es nur nachvollziehbar dass das BGE für dich nur Vorteile bietet.
Meine Fragen an Dich: Weshalb arbeitest du nicht Vollzeit? Wenn du als Dozent nur wenige Aufträge bekommst – woran liegt das? Weshalb nimmst du nicht noch eine weitere Beschäftigung an? Zeitung austragen, beim Discounter an der Kasse?
Darauf habe ich im Grunde schon geantwortet:
Zitat:
Zitat von ThomasG
Wenn man direkt oder indirekt Schwächen von sich preisgibt, dann wird man natürlich angreifbar.
Das ist mir klar.
Ich habe das aber trotzdem schon relativ oft in meinem Leben gemacht, weil ich eher selten den Eindruck hatte das wurde augenutzt oder man würde deshalb hart über mich urteilen.
In diesem Forum wird meiner Einschätzung nach die große Mehrheit ziemlich weit oben stehen in Bezug aus die soziale Stellung, das Einkommen, den Bildungsstand usw. usf..
Aus eigener Erfahrung dürften eher wenige beurteilen können, wie es so ist, wenn man davon weit weg ist.
Zukünftig werde ich wahrscheinlich deutlich zurückhaltender sein in Bezug auf das, was ich im ersten Satz dieses Beitrags geschrieben habe.
Ich habe gehört, es gibt noch mehr Farben als schwarz und weiss
Richtig - ich finde es extrebenswert, dass es eine möglichst breite Mittelschicht gibt und zwar überall auf diesem Planeten.
Zitat:
Findest Du nicht, das mehr Einsatz auch belohnt werden muss?
Ich finde es gut, wenn Einsatz belohnt wird, aber das Verhältnis aus Belohnung und Einsatz sollte angemessen sein.
Wenn man beispielsweise fünf Jahre lang meinetwegen jede Woche 80 Stunden arbeitet und dann was weiß ich wie viele Jahre davon profitiert bei sehr geringem oder gar (fast) ausbleibendem Einsatz, dann empfinde ich das als große Ungerechtigkeit denjenigen gegenüber, die meinetwegen 30 oder 40 Jahre wöchentlich zwar nur 40 Stunden einen vergleichbaren Einsatz erbrachten, aber dafür vergleichsweise in Summe gering entlohnt wurden.
Wie groß´ein Einsatz tatsächlich war oder ist, ist nicht immer so einfach zu beurteilen.
Fähigkeiten, deren Entwicklung maßgeblich davon abhängen, was man mit in die Wiege gelegt bekommen hat, sorgen dafür, dass der Einsatz zum Erreichen eines bestimmten Zieles ganz unterschiedlich ausfallen muss.
Es kann sein, dass der eine aus dem Stand etwas kann, was der andere mit noch so viel Einsatz nie lernt.
Es ist ja nur sinnvoll, dass man den Weg gut findet, der einem die eigene Lebenssituation verbessern würde. Dies steht ja nun leider völlig dem typischen Wahlverhalten entgegen, wo die "Abgehängten" auch ganz gerne FDP oder AFD wählen.
Im Prinzip würde das BGE aber auch für den "Geringverdiener", also Niedriglohnempfänger oder Hartz 4 Empfänger wenig ändern, da der Bemessungsrahmen des Betrags sicher nicht spürbar über dem ist, was Grundsicherung sein sollte.
Gewinner des BGE sind eben hauptsächlich freischaffende "Künstler" (also Künstler im engeren Sinne, Selbständige in Ich AGs oder auch Nachhilfelehrer; eben alle die kein festes Angestelltenverhältnis bei geregeltem Auskommen haben), die sich mit unregelmäßigen Engagements über Wasser halten, da diese bei einer auftragsfreien Zeit, dann halt immer auf das Kissen BGE "fallen" und damit ohne eventuell vorhandenes Vermögen oder Immobilien oder andere Sachwerte zwingend zu Geld machen müssen, da Hartz4 dies verlangen würde.
Also im Prinzip bringts dem Reichen und dem Armen nichts und denen die ein festes geregeltes Leben führen bringt es auch nichts. Profiteur ist der Dauerstudent oder der (Lebens-)künstler, der aus verschiedensten Gründen, kein festes geregeltes Auskommen hat / haben kann oder haben möchte.
Ob man dies gut findet? Ich bin zum Beispiel sehr unentschlossen, da ich Großteile von dem was sich Kunst nennt, nicht als solche empfinde und nicht weiß ob, ich ein solches Künstler dasein solidarisch finanzieren möchte. Oder nehmen wir den hier unterstellten Fall des studierten Lehrers, der aus rein egoistischen sportlichen Motiven lieber nur 8h Nachhilfe die Woche gibt und den Rest seiner Zeit mit langen Radtouren verbringt, anstatt sich um eine geregelte Anstellung in einer Schule zu bemühen. Dem entgegen steht der selbständige Architekt, der es aus Gründen der Nachhaltigkeit ablehnt klassische Baustoffe zu verwenden und entsprechend nur Passivimmobilien als Holz und Lehm plant und damit eine sehr dünne Auftragslage hat. Er besitzt aber sein eigenes Haus und kommt mit dem Grundbedarf aus. Hier finde ich es nur gerecht, wenn dieser sein Eigentum nicht veräußern muss oder seine Ideale nicht verraten muss.
__________________
Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Zu der Situation im Bereich Nachhilfe möchte ich ein paar Worte verlieren.
Es ist üblich in der Nachhilfebranche mit Honorarverträgen zu arbeiten.
Das Honorar ist in Anbetracht der Tatsache, dass Akademiker bzw. Studenten beschäftigt werden, ziemlich gering.
Es wird akzeptiert, weil es zum einen eben Studenten sind, die sich darauf einlassen oder eben Leute, die anderswo schlechte Karten haben.
Da Schüler morgens unter der Woche und zu Schulzeiten keine Zeit haben, beschränkt sich die Nachhilfe auf den Nachmittag und frühen Abend.
Es hat Jahre gedauert bis es mir als Nachhilfelehrer gelungen ist die Zeit von 14 bis 18:30 Uhr weitestgehend (in vielen Nachhilfeschulen sind das die Standardzeiten) praktibabel abzudecken.
Ich arbeite für zwei solche Schulen.
Der Weg vom Ausgang zum Eingang beträgt etwa 200 m.
Also im Prinzip bringts dem Reichen und dem Armen nichts und denen die ein festes geregeltes Leben führen bringt es auch nichts. Profiteur ist der Dauerstudent oder der (Lebens-)künstler, der aus verschiedensten Gründen, kein festes geregeltes Auskommen hat / haben kann oder haben möchte.
Das sehe ich komplett anders.
Aus meiner Sicht würden alle Leute in der Gesellschaft profitieren.
Vor allem die Familien die heute Vollzeit hart arbeiten und damit gerade so über die Runden kommen. Auch die Wirtschaft würde profitieren. Viele hier aus dem Forum mit guten/sehr guten Einkommensstrukturen würden das Geld sicherlich in den Konsum stecken. Andere würden die Freiheit nutzen sich verstärkt ehrenamtlich zu beteiligen oder gar an gemeinnützige Organisationen zu spenden.
Ich finde das BGE würden einen massiv Beitrag leisten, die soziale Gerechtigkeit zu erhöhen. Natürlich wirst du immer Beispiele finden (aus deinem Blickwinkel heraus eben ziemlich viele Beispiele), die für dich subjektiv keinen Mehrwert für die Gesellschaft bringen und daher das BGE nicht verdient hätten. Den Preis würde ich allerdings locker zahlen, um einer großen Vielzahl von Familien ein besseres Leben zu ermöglichen.
Das sehe ich komplett anders.
Aus meiner Sicht würden alle Leute in der Gesellschaft profitieren.
.
Wie genau profitieren Unternehmer, vor allem KMU Betriebe mit 5-20 Mitarbeiter?
Wo und wie genau profitieren überdurschnittlich verdienende Angestellte?