Von mir aus könnte man die Trennung von Staat und Religion gerne strikter als heute praktizieren, denn Religion ist Privatsache. Das muss dann aber für alle Religionen gleichermaßen gelten.
Das sehe ich auch so. Dann müsste man allerdings auch die Kruzifixe aus Klassenzimmern und Amtsstuben entfernen. Und ehe die christliche Gesellschaft dazu durchringt, akzeptiert sie lieber im Namen der Religionsfreiheit Symbole anderer Religionen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Insgesamt halte ich die Kopftuchdebatte für eine Petitesse.
Da hast Du schon recht. Andererseits repräsentiert das Kopftuch eine Männerreligion, welche der Frau ihren Platz zuweist. Und im Unterschied zum Christentum ist ein Großteil der Überzeugungen des Islam bzw. seiner Gläubigen nicht durch die Aufklärung relativiert worden.
Es ist kein Widerspruch, Religion insgesamt und den Islam im Besonderen negativ zu bewerten (um Dich zu beruhigen: Der real existierende Islam ist mir - obwohl ich Ex-Katholik bin - deutlich unsympathischer als der Katholizismus) und trotzdem den Menschen die Freiheit zu lassen, sich innerhalb vernünftiger Grenzen zu kleiden, wie sie wollen.
Lustigerweise hat man die Woche ja wieder gesehen, dass man im Vatikan ein Kopftuch tragen muss, in Saudie Arabien aber nicht, wenn man First Lady ist.
Da hast Du schon recht. Andererseits repräsentiert das Kopftuch eine Männerreligion, welche der Frau ihren Platz zuweist. Und im Unterschied zum Christentum ist ein Großteil der Überzeugungen des Islam bzw. seiner Gläubigen nicht durch die Aufklärung relativiert worden.
Trotzdem sind sehr viele Muslime aufgeklärt.
Die Aufklärung hat doch nicht an den Grenzen Europas halt gemacht. Die Ideen sind in der Welt und auch für Muslime zugänglich.
Ich sehe das Kopftuch nicht als zentrales Problem, sondern eben nur als ein relativ unaufdringliches Kleidungsstück, das man bzw. frau aus anderen als religiösen Gründen tragen kann.
Es ist kein Widerspruch, Religion insgesamt und den Islam im Besonderen negativ zu bewerten (um Dich zu beruhigen: Der real existierende Islam ist mir - obwohl ich Ex-Katholik bin - deutlich unsympathischer als der Katholizismus) und trotzdem den Menschen die Freiheit zu lassen, sich innerhalb vernünftiger Grenzen zu kleiden, wie sie wollen.
Meinetwegen könnten auch alle nackt rumlaufen, solange das Einzige, was ich ertragen muss, der Anblick ist.
Ich finde Deinen Standpunkt an sich sehr vernünftig und könnte mich durchaus damit anfreunden. Genauso übrigens wie mit dem von Klugschnacker zum Kopftuch formulierten Standpunkt: leben und leben lassen.
Es gibt aber einige Gründe, warum ich das Kopftuch sehr kritisch sehe und hier einen anderen, strengeren Standpunkt vertrete:
1) "Leben und leben lassen" setzt voraus, dass sich jede Frau wirklich frei und selbstbestimmt für oder gegen das Kopftuch entscheiden kann. Diese Freiheit haben aber viele Frauen nicht. Nicht allen, aber vielen, wird von Männern das Tragen eines Kopftuchs verordnet, und dagegen hab ich was.
2) Das aus religiösen Gründen getragene Kopftuch ist eben mehr als ein Stück Stoff (Danke für diese Formulierung, keko). Das bedeutet aber auch, dass ich mich in der Diskussion nicht nur mit dem Stück Stoff an sich (=dem Kopftuch) beschäftige, sondern auch mit den Gründen, dieses zu tragen. Auch da ist meine Erfahrung, dass diese Gründe oft so sind, dass sie meiner Meinung nach zum Beispiel für eine Tätigkeit als "unabhängiges Gericht" nicht akzeptabel sind. Es ist zwar nur meine persönliche Erfahrung, aber ich empfinde es manchmal tatsächlich so, dass Kopftuchträgerinnen mit einer gewissen Überheblichkeit und Verachtung auf Frauen ohne Kopftuch herabblicken.
3) Die Kopftuchfrage hat somit für mich nicht nur theoretische Bedeutung. Ich habe zwei Töchter im Teenager-Alter, die ich zu selbstbewussten, selbstbestimmten und freien Menschen zu erziehen versuche. Das hat manchmal zur Folge, dass sie mir auf der Nase herumtanzen ( aber so mühsam das auch ist, freue ich mich doch heimlich darüber, dass sie sich auch von mir nicht alles widerspruchslos vorsetzen lassen). Wenn meine Töchter sich dann aber in Bezug aufs Kopftuch von pseudoreligiösen Macho-Buben blöd anreden lassen müssen, hört bei mir jedes Verständnis auf. Und ich denke mir: wehret den Anfängen!
Daher: Ja zum Kopftuchverbot für manche zentrale staatliche Funktionen.
Du hattest behauptet, Muslime dürften ihr Kopftuch nicht abnehmen, deshalb ist das Kopftuch ein relgiöses Symbol.
Nein, das habe ich nicht behauptet. Ich habe behauptet, dass manche Musliminnen sagen, sie dürften das Kopftuch nicht abnehmen - weshalb sie ja vor Gericht ziehen und dort argumentieren, dass das Kopftuch zentrales Element ihrer Religion sei.
Mir steht es überhaupt nicht zu, zu beurteilen, wer ein Muslim ist. Ich habe wie gesagt nur die Argumente der betroffenen Musliminen zitiert. Ob das theologisch stimmt, darüber mögen die Islamgelehrten streiten.