Wettkampfbericht Almere 2018
Da sich die meisten Wettkampfberichte sehr ähnlich sind und damit ein wenig langweilig hab ich mir für Almere extra Mühe gegeben und mich ordentlich aufs Maul gelegt um nun eine spannendere Geschichte zu haben. Aber von Anfang an:
Meine Frau und ich sind freitags abends angereist. Untergebracht waren wir im offiziellen Race-Hotel Apollo direkt am Start und Ziel des Wettkampfes. Das war mega angenehm. Ich konnte mein Rad direkt aus dem Auto in die Wechselzone schieben und alles ganz stressfrei richten.
Am Wettkampfmorgen war das natürlich auch toll. Ich hätte vom Zimmer aus etwa 200 Meter zum Schwimmstart. Morgens also alles nochmal schnell gecheckt und dann zurück ins Zimmer zum chillen. Das ich mich nicht in die lange Schlange vorm Dixie einreihen musste war natürlich auch Luxus! Von mir eine klare Empfehlung!
Nun also zum Wettkampf:
Das Schwimmen war für mich eine einzige Katastrophe ehrlich gesagt. Der See sah wirklich frisch aus, aber ich hatte ja den Neo an. Ich hab auf das Einschwimmen verzichtet da man beim Rolling-Start danach ja nochmal recht lange rum steht und dann nur friert.
Irgendwann war ich dann an der Reihe, über die Matte und ins Wasser geflitzt und den den ersten Kraulzug gemacht und unglaublich erschrocken!
Das Wasser war soooo kalt. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Ich bin ja wirklich kein unsicherer Schwimmer, aber ich hab echt Panik bekommen und musste mit dem Kopf aus dem Wasser. Ich dachte nur "wie soll man hier schwimmen, das ist viel zu kalt". Andere um mich rum liessen sich nichts anmerken und sind munter gekrault. Also wieder den Kopf unter Wasser und dieses Mal 2 Kraulzüge geschafft. Atemnot, Panik. Ich musste dann zum ersten mal in meinem Leben Brustschwimmen. Das war hart. Irgendwann wurde es dann besser und ich konnte normal schwimmen. Irgendwie war aber trotzdem der Wurm drin. Erst bin ich in eine Absperrung geschwommen, dann in einen riesen Berg Wasserpflanzen aus dem ich mich frei kämpfen musste.
Trotzdem war ich etwas schockiert als ich die Zeit auf der Uhr gesehen hab. Das war tatsächlich noch langsamer als befürchtet.
Grundsätzlich ist die Schwimmstrecke aber schön und gut zu schwimmen, war wohl einfach nicht mein Tag.
Das Rad fahren lief dann schon besser erst mal.
Die Strecke ist anfangs etwas kurvig und eng, es läuft aber ganz gut. Dann kommt man ans Meer und fährt komplett flach laaaange geradeaus. Als Mitteldistanzler ist man nur am überholen, da sich hier auch die Langdistanzler schon auf der Strecke quälen.
Hier hatte ich echt Spass. Mit Rückenwind ging es mit 44 kmh bei 225 Watt immer weiter. Natürlich war mir klar das ich auch wieder zurück muss und so ließ ich mich von dem tollen Schnitt auf dem Garmin nicht blenden. Sobald es dann auf den Rückweg ging musste ich dann auch ordentlich ackern um noch 35 kmh zu halten. Spass hatte ich aber immer noch.
Dann ging es plötzlich sehr schnell: aus dem nichts bekam ich Magenkrämpfe, dann Übelkeit und Schwindel. Also kurz Oberlenker gefahren und versucht mich zu erholen. Kurz danach wieder auf den Aero-Lenker gelegt. Als ich wieder auf die Strasse schaue ist genau vor mir eine Kurve und genau vor meinem Vorderrad ein Absperr-Hütchen.
Im nächsten Moment schlage ich dann auch schon auf dem Beton auf. Muss ganz ordentlich ausgesehen haben, denn vor mir und hinter mir halten wirklich einige an und schauen nach mir.
Ich bin dann aufgestanden, hab mich kurz gestreckt und abgetastet. Schien alles ok, also ab aufs Rad und weiter. Beim ersten Versuch hat sich die Scheibe hinten nicht gedreht, also wieder angehalten und versucht zu richten. Dann wieder weiter, irgendwas stimmte aber immer noch nicht. Wieder abgestiegen und rum gebastelt. Da verflog dann so langsam das Adrenalin und Hüfte und Schulter haben gebrannt. Mein Finger hat währenddessen das Rad voll geblutet.
Ich bin dann nochmal aufs Rad und locker gerollt, aber so richtig ging nix mehr. Ich hatte Angst das das Rad was hat und ich mich gleich nochmal noch übler ablege und mein Kopf war auch nicht mehr im Wettkampfmodus. Beim nächsten Streckenposten hielt ich an. Die hatten das Schauspiel wohl schon gesehen und gemeldet, denn sehr schnell kamen ein paar Sanitäter auf Motorrädern abgefahren und auch ein Kampfrichter.
Ich ließ mich vom Sani durchchecken. Der Kampfrichter fragte mich dann ob es ok ist wenn er mich aus dem Rennen nimmt da er meinte ich sollte lieber nicht weiter. Ich bejahte und ein Auto wurde gerufen das mich zurück bringen sollte.
Im Auto war ich dann echt angepisst. Meine Frau fährt 6 Stunden mit mir nsch Almere, meine Eltern passen das ganze Wochenende auf die Kinder auf nur damit ich hier ein Rennen machen kann und dann sowas. Auf einer Strecke mit keiner einzigen Abfahrt und etwa 8 Kurven schaffe ich es tatsächlich mich auf die Strasse zu werfen. Das kann man doch keinem erzählen.
Im Auto hab ich dann auch schon gemerkt das ich wohl tatsächlich nicht wirklich verletzt bin. Finger, Schulter und Hüfte brannten zwar ordentlich, aber sonst ging es gut. Zurück auf dem Triathlon Gelände wurde ich mit Fahrrad direkt bei der Wechselzone abgesetzt. Ich solltr mich aber bitte nochmal im Medical-Zelt checken lassen.
Also erst mal Rad in die wechselzone gebracht. Da haben mich dann viele Sportler überholt die noch Spass am Rennen hatten.
Ok, das Durchchecken musste warten. Wenigstens eine Runde wollte ich laufen um die Strecke gesehen und erlebt zu haben. Nach den ersten paar Metern merkte ich schon, dass ich eigentlich ganz normal laufen kann. Der Plan stand schnell fest: Offiziell hatte ich zwar schon DNF in der Liste stehen, aber den Halbmarathon wollte ich dann doch noch beenden.
Die Strecke war echt toll. 3x um den See herum in dem wir morgens geschwommen sind. Landschaftlich schön in genug los auf der Strecke um sich gut unterhalten zu fühlen.
Einzig die Tatsache das ich meine Frau nirgens entdecken konnte auf der ersten Runde fand ich merkwürdig. Eigentlich war ich mir sicher das sie irgendwo steht wo ich sie auch sehe und paar Meter mitläuft.
In der zweiten Runde konnte ich sie immer noch nicht entdecken und machte mir langsam Sorgen. Dann kam mir ein Verdacht. Ich hatte ihre Nummer als Notfall-kontakt angegeben. Die werden die wegen der paar Kratzer doch hoffentlich nicht informiert haben? Leider doch. Auf der dritten Runde war sie endlich da. Sie hatte vorher leider 90 Minuten im Medical-Zelt auf mich gewartet und war ziemlich fertig mit den Nerven da niemand wusste wie schlecht es mir ging. Als ich nicht auftauchte checkte dann eine Helferin meine Wechselsachen und wusste was los war: Radsachen sind da, Laufschuhe fehlen; der ist wohl auf die Strecke gegangen. Bei Kilometer 15 war meine Frau dann endlich da und lief einen Kilometer mit.
Danach hab ich mich dann ins Ziel gequält und voller stolz meine Medaillie und mein Shirt abgeholt. Ich werde es gerne tragen auch wenn ich nur 65 km Rad gefahren bin anstatt 90. So stolz wie in Almere bin ich noch nie über eine Ziellinie getorkelt auch wenn ich offiziell kein Finisher bin.
Der Wettkampf ist super geil, Almere ist auch schön. Wir waren toll essen, spazieren und shoppen. Haben gestern Abend noch die letzten finisher abgefeuert, sind heute morgen nochmal ausgiebig über die Messe und haben eingekauft. Beim Frühstück sassen wir übrigens neben Yvonne van Vlerken. Cam Wurf sass 3 Tische weiter. Das war natürlich auch cool!
Geändert von Mirko (09.09.2018 um 20:39 Uhr).
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