Auch Sanders hat im Interview mit Bob Babitt damit gehadert, dass er mit einem Parforce-Ritt von 350 Watt über rund 20 Minuten (also seiner sonst nur bei 70.3er aufgebrachten Leistung) die nach der Abfahrt von Hawi entstandene Lücke von rund einer Minute im Alleingang geschlossen hat, anstatt in der Frodeno-Gruppe zu bleiben.
Aber auch da gilt, wenn man nach dem Rennen weíß, dass die Energie nur für 30 statt 42 Marathonkilometer gereicht hat, ist es rückblickend einfacher, zu suchen, wo man die Energie falsch investiert hat. Während des Wettkampfes muss man halt ständig Entscheidungen treffen, ohne zu wissen, wie sie sich letztlich hintenraus auswirken. Sanders glaubt auch, dass er auf den ersten 5- 10km zu schnell angegangen ist, und auch damit überflüssigerweise Reserven angegriffen hat, die ihm hintenraus fehlten.
Schön, dass wir wieder zu dem eigentlichen Thema kommen!
Was Sanders beschreibt ist doch gerade die Krux beim Langdistanztriathlon und hat wahrscheinlich jeder schon erlebt. Sanders, Kienle und Lange haben genau das gemacht, was von ihnen erwartet wurde und Lange hat seinen Plan am besten umgesetzt. Er ist gut geschwommen wie 30 andere auch, im Rahmen seiner derzeitigen Möglichkeiten Rad gefahren und hervorragend gelaufen.
Ich bin übrigens der Meinung, dass die Fernbilder gar nicht hergegeben haben, ob er tatsächlich 170 km (wie das hier irgendwo geschrieben wurde) nur in der Gruppe mitgerollt ist. Wie dem auch sei, er hat einen sensationellen Wettkampf abgeliefert und verdient gewonnen.
Sanders hat natürlich ein Spektakel geliefert, was im nachhinein nicht besonders schlau war. Beim radfahren fand ich den Vergleich zwischen Wurf und Sanders interessant. Sanders ist wie eine Dampflok mit ungeheurem Krafteinsatz gestampft, während es bei Wurf ästhetisch, rund und sehr ökonomisch aussah. Bei Sebi siehts auch gut aus wenn nicht dieses ständige nach hinten hüpfen wäre. Sanders muss eindeutig seine Technik beim Radfahren und Laufen (und Schwimmen) ändern bzw. verbessern, von daher hat er noch einiges auf der Agenda.
Wenn man zum Schluss die gequälten Gesichter von Kienle und Sanders gesehen hat, konnte man sich gut in sie hineinversetzen. Da kam einer von hinten in einem Wahnsinnstempo und selbst war man am Limit, da war völlig klar, dass keiner gegenhalten konnte. Und Lange, der von hinten einen nach dem anderen eingesammelte, hatte einen „Flow“ und war voller Adrenalin.
War schon ein super Wettkampf, richtig mit „Drraama“ als die sympathische, zähnefletschende Kampfsau Sanders auf den letzten Kilometern noch abgefangen wurde, ich fands hochspannend und es war sicher Werbung für den Triathlonsport.
Sebi hatte in früheren Hawaii-Austragungen bei anderem Regelwerk auch regelmäßig seinen Anzug weit offen. Da war es halt auch noch erlaubt. 2017 hat er sich an das geänderte Regelwerk angepasst, so wie auch die allermeisten anderen Profis am Samstag. Athleten, die sich an Regeln halten, egal ob sie sinnfrei oder nicht, da wo es jeder offen sehen kann und die Kamera auf sie gerichtet ist, traue ich auch zu, dass sie auch in den Bereichen regeltreu sind, wo keiner zusieht.
Also Sebi und Reissverschluss... zumindest hat das 2017 in Ffm nicht wirklich geklappt - und da hat hier niemand ein Drama draus gemacht, oder?
Wie man so ein Versagen der Oberbekleidung behebt aus Angst form DSQ sehen wir hier:
Es freut mich ja, dass es hier so viele PL-Fans gibt, die ihn offenbar gut kennen und auch aus lokalpatriotischen Gründen hochleben lassen. Er hat es sich wirklich verdient. Und das meine ich wirklich nicht sarkastisch, sondern ganz ehrlich (und ich sage das lieber gleich dazu, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen).
Trotzdem verstehe ich nicht ganz, warum kritische Bemerkungen gleich als eine Art Majestätsbeleidigung aufgefasst werden. Warum sollte man nicht auch einen Hawaii-Sieger kritisch betrachten dürfen?
Ich kenne PL nur aus den Medien, genauso wie LS, SK, JF und viele andere. Ich habe die Hawaii-Nacht mit großem Interesse verfolgt. Ich habe dabei Dinge gesehen, die mich extrem beeindruckt haben. Und ich habe Dinge gesehen, die mir nicht gefallen haben. Beides hab ich hier auch geschrieben.
Ich finde es schade, dass hier (zumindest meinem Eindruck nach) in einem Freund-Feind-Schema gedacht wird. Hochachtung und Respekt vor einer Leistung schließt doch nicht aus, auch Dinge anzusprechen, die man nicht so super findet. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß.
[quote=hazelman;1336363]Also Sebi und Reissverschluss... zumindest hat das 2017 in Ffm nicht wirklich geklappt - und da hat hier niemand ein Drama draus gemacht, oder?
Sebi hat sich ja selbst im Ziel darüber aufgeregt, dass der Reißverschluss kaputt gegangen ist. Er hat sich sogar darüber aufgeregt, weil er stundenlange Aero-Tests und Materialtests macht und dann 180 km mit einem offenen Reißverschluss herum fahren muss. Ihn dafür zu disqualifizieren, wäre wohl eine etwas zu harte Interpretation der Regeln zumal er keine Abhilfe schaffen konnte.
Sebi hat sich ja selbst im Ziel darüber aufgeregt, dass der Reißverschluss kaputt gegangen ist. Er hat sich sogar darüber aufgeregt, weil er stundenlange Aero-Tests und Materialtests macht und dann 180 km mit einem offenen Reißverschluss herum fahren muss. Ihn dafür zu disqualifizieren, wäre wohl eine etwas zu harte Interpretation der Regeln zumal er keine Abhilfe schaffen konnte.
Klar weiss ihc, dass er das nicht freiwillig gemacht hat, Wenn ich aber nach dem oben von HaFu gesagten gehe ist Regel eben Regel. Geht Dein Material kaputt und Du verstößt gegen eine Regel, selbst Schuld.
Klar hätte er Abhilfe schaffen können, s. Jesse Thomas.