Meine direkte WK Vorbereitung begann bereits am Samstagabend mit … ich mag es gar nicht schreiben… Gyros mit fettiger Sauce, viel Käse überbacken und Tzatziki. Keine Ahnung, wann ich das letztmals gegessen hatte. Es war viel, fettig, aber irgendwie mal wieder lecker. Allerdings - ob es mich im Wettkampf weiterbringen sollte, musste sich erst noch zeigen.
However, an Energiemangel sollte es nicht scheitern.
Sachen packen, Verpflegung planen … ja, Samstagabend schon… stellte ich fest, dass ich kein Maltodextrin mehr hatte, womit ich im letzten Jahr meine WKs recht magenfreundlich bestritten hatte. So`n Mist, also doch nach dem Gyros nur Gels, würde schon passen.
So machten wir uns also am Sonntag früh gegen 7.30 Uhr auf den Weg. Eine ganz entspannte Zeit, Start war für 12.00 Uhr angesetzt. Das Wetter war bereits beim Losfahren bestenfalls mäßig und sollte auch nicht dolle besser werden, wie wir in Schwerin bereits beim Ankommen eindrucksvoll demonstriert bekamen:
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Warum ist denn dieses dämliche Bild so verdreht????? Sorry, ich kriege es nicht gerade, da müsst Ihr leider den Kopf entsprechend anpassen...
Naja … wie stellte mein Mann bereits beim Hinfahren vermutlich recht treffend fest: wettertechnisch wäre ich recht anpassungsfähig. Nein, Regen mag ich nicht sonderlich, heißes Wetter auch nicht und auch bei Wind empfinde ich spätestens das Radeln als eher spaßbremsig, trotzdem kann ich tatsächlich in den meisten Fällen recht wetterunabhängig brauchbare Leistungen abrufen.
Da wir zeitlich gut "im Rennen" lagen, konnten wir entspannt den Regen abwarten, dann Startunterlagen holen, einchecken… bis dahin alles unspektakulär. Beim Einchecken stellte ich fest, dass ich für`s Radeln meine Brille vergessen hatte, war aber nicht dramatisch. Viecher sollten bei dem Wetter nicht übermäßig viele unterwegs sein … und außerdem war jedes gesparte Gramm ein gutes Gramm
Der Start erfolgte mit einigen Minuten Verspätung und als Wasserstart. Wir wurden ins Wasser gelassen, als der letzte Schwimmer der Regionalliga aus dem Wasser stieg und als ich noch brav in die Schlange eingereiht darauf wartete endlich meine Gräten ins kühle Nass zu schwingen, wurde bereits angesagt, dass der Start in zwei Minuten wäre. Fantastisch, so musste ich mir um das Einschwimmen immerhin keine Gedanken machen.
Geschwommen wurden zwei Runden auf einem unspektakulären Dreieckskurs. Trotzdem ich ziemlich am Rand gestartet war, befand ich mich innerhalb kürzester Zeit mitten im Getümmel, das sich auch beim besten Willen nicht auflösen wollte. Fein, ich war auch nicht gewillt zu weichen und schwamm kampfeslustig in der Masse mit
Wasserausstieg. Brav auf die Uhr gedrückt, in die etwa 250m entfernte Wechselzone getrabt. Neo aus, vorbildlich die Füße abgetrocknet, Socken an, Schuhe… trotzdem konnte ich letztendlich die 4.schnellste Wechselzeit vorweisen. Zwar nur von insgesamt 15 Damen, aber immerhin, für meine bescheidenen Wechselverhältnisse alles im Rahmen. Trabte mit dem Radl weiter bis zur Startlinie hielt an, schwang mich drauf… hatte ich doch im Vorfeld mal die „Schnellen“ auf der Sprintdistanz beobachtet, wie die so beim Laufen auf ihr Radl schwingen, sich DANN die Schuhe anziehen… Hammer!!! Ich frage mich manchmal, ob ich sowas auch mal üben sollte, … aber dazu habe ich irgendwie echt keine Lust.
Auf dem Drahtesel merkte ich ziemlich schnell, dass es windiger war, als ich es befürchtet hatte, immer wieder etwas „feuchtete“ und die ganzen Hügel hatte ich von den letzten Malen auch nicht mehr auf dem Zettel. Egal.
*Gleiche Bedingungen für alle!* gab ich recht unbeeindruckt von den vielleicht nicht ganz optimalen Verhältnissen Gas. Meine „Überholqute“ an Frauen war ungewohnt mies, was mir zwischenzeitlich etwas zu denken gab… um nicht zu sagen auf den 40 Km konnte ich genau 2 Damen einsammeln, mehr nicht. Was hatte das zu sagen? Radelte ich zu langsam!? Ich konnte es nicht ändern, fuhr teilweise echt am Limit. Vereinzelt kamen Herren der Schöpfung an mir vorbeigerast in halsbrecherischer Geschwindigkeit (innerlich etwas grinsend versuchte ich mir natürlich auch das schönzureden… ja, die konnten zwar radeln, aber offenbar mussten sie teils erheblich langsamer geschwommen sein als ich, denn gestartet waren wir immerhin alle gemeinsam
), einige konnte ich überholen … und mangels Damen in der Nähe nutzte ich einfach die vorhandenen Herren als „Sparringspartner“
Als ich mit bereits etwas schwächelnden Akkus erneut in die Wechselzone einbog, rief mir jemand zu, dass ich die zweite Frau wäre!!! WOW, unfassbar! Und schlagartig waren meine Akkus wieder bis zum Anschlag gefüllt, mein Kampfgeist auf einem neuen Höhepunkt. Sollte es tatsächlich möglich sein den zweiten Platz bis ins Ziel zu retten!? Ich stürmte zu meinem Wechselplatz … an dem ich zuvor zwei Paar Laufschuhe deponiert hatte ;-o Ein etwas älteres, farblich total uncooles, leider nicht übermäßig bequemes aber „schnelles“ Paar und eines, das eigentlich genau gegensätzliche Eigenschaften aufwies. Konnte ich mich im Vorfeld offenbar nicht entscheiden, welche Schuhe es werden sollten, war nun klar: SCH/%& auf bequem, schnell muss es gehen!!!! Streifte sie über, griff mein letztes Gel. Drückte beim Überqueren der Zeitmessmatte brav meine Uhr und stellte fest, dass sie damit ihre Aktivität abgeschlossen hatte. Verfluchte Technik, versuchte ich doch hektisch schnell wenigstens eine neue Laufaktivität zu starten, was allerdings in einem für mich recht flotten Tempo und ohne Brille zu größeren Schwierigkeiten führte. Irgendwann hatte ich die Uhr aber besiegt ... und sie zeigte unerwartet flotte und extremst gleichmäßige Kilometerzeiten an: 4:41, 4:36, 4:38, 4:37… grandios, weiter. Ob die Zeiten tatsächlich so aussagekräftig waren, wagte ich zu bezweifeln, war die Strecke doch recht verwinkelt, immer wieder unter Bäumen hindurch, aber egal. Als Anhaltspunkt sollte es reichen.
Und bei Km 5 kam es dann, wie es kommen musste. Die Füße meldeten sich mit ersten Scheuerstellen und Blasen. Mist, mist, mist!!! Ich hatte sowas ja bereits befürchtet, aber doch nicht schon bei km 5!?
Allerdings konnte ich darauf nun keine Rücksicht mehr nehmen. Bisher hatte mich noch keine Frau überholt und ich war mittlerweile wild entschlossen, dass das auch so bleiben sollte. Also stärkte ich mich letztmals mit meinem Gel, ignorierte meine Füße so gut es mir möglich war, obwohl es immer schwieriger wurde und lief und lief und lief. Die Kilometerzeiten weiterhin konstant wie bei einem Uhrwerk. Endlich, die letzte von 4 Runden. Weiterhin keine Frau in Sicht, wie ich mich immer wieder mit hektischen Blicken nach hinten versicherte, geschweige denn auf der Überholspur.
Am Ende der 4. Runde bog ich dann auf die Zielgerade ein … und traute meinen Augen nicht. Zeigte die Zeitanzeige über dem Zielbogen doch tatsächlich noch eine Zeit von unter 2:26:xx an!? Ich nahm ein letztes Mal die Beine in die Hand … und erreichte den Zielbogen nach 2:25:54. Eine für mich Wahnsinnszeit und den zweiten Platz hatte mir tatsächlich niemand mehr streitig gemacht
Das Ergebnis noch einmal für die Zahlenfreaks unter uns:
Swim (angebliche) 1500m: 31:13, 4./15 Damen
T1: 3:16, ebenfalls 4. Zeit
Bike 40km: 1:04:36. 1. … in Worten: ERSTE RADZEIT!!!
… an dieser Stelle:
Liebste Hoppel!!! Vielen Dank dafür, dass Du mich je auf Zwift aufmerksam gemacht hast. Mein gestriges Geradel ist ohne „wenn und aber“ Dir gewidmet!!!
T2: mit 1:51 die immerhin 5. Wechselzeit erstritten
Run 10km: Eine Zeit, von der ich es nie für möglich gehalten hätte, dass ich sie je in einem Triathlon laufen könnte 44:56, die drittbeste Laufzeit der 15 Damen.
Gesamt 2:25:54
Bei der Siegerehrung erst stellte ich übrigens fest, dass der „erste Mann“ („gekennzeichnet“ durch das mit „erster Mann“ beschriftete Fahrrad vor ihm), der in meiner ersten Laufrunde in einem Affenzahn an mir vorbeizog, Andreas Raelert war
Er konnte an der Siegerehrung leider nicht mehr teilnehmen, da er noch mit dem Radl nach Rostock heimmüsse … mit dem Radl, wie Google Maps mir verrät, mal eben gut 80km – Hammer. Naja, was es vermutlich für einem Profi so braucht, um eine „vollwertige Trainingseinheit“ draus zu machen: 80km anradeln, mal eben die OD gewinnen und 80km wieder zurück. Lieber Andreas, mein Hut ist gezogen! Herzlichen Glückwunsch!