Zitat:
Zitat von Rob Pawbaer
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Würde ein wichtiges Familienfest nicht mit dem IM Wales im kommenden Jahr zusammen fallen, hätte ich mich bereits für die Schlacht in Tenby angemeldet. Stand heute sieht es auch eher so aus, als ob eine Langdistanz in 2017 gleichzeitig die erste und die letzte LD für mich sein wird...
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Aloha Champ,
immer wieder süß, solch naive Ideen lesen zu dürfen.
Denn nie im Leben kannst und wirst Du Deine sportliche Ruhe finden, sondern Nacht für Nacht wieder und wieder krampfgeplagt auf Deinem angstschweissgetränktem Laken von Deinen Albträumen um drei Uhr aufschrecken, vor Deinen Laufschuhen auf die Knie fallen und um Gnade&Seelenfrieden ob Deiner Rückkehr zu den anderen, luschigen 99% der ewigen Couchpotatos dieser Erde winseln, bevor Du nicht die Initialien von Embrun UND Wales in Deinen Fahrradrahmen gebrannt haben wirst!
Knapp 20 Jahr vor dem Jahre des Herren anno 2016 stand ich vor selbiger Entscheidung wie Du heute.
Das Studium näherte sich dem Ende und nach Lanzarote&Hawaii wollte ich die Big Three der Neunziger, Lanza - Hawaii - Embrun, noch abhaken, bevor das studentische Lotterleben vorbei sein wird (Norse, Wales, Celtic usw. gab's damals alle noch nicht, grob gesagt: Außer elektrischen Strom aus der Dose und Alurohre dick wie Unterarme für 26" Rennradrahmen hatten wir ja nüscht...).
Also bin ich 1997 ein paar Mal im Solling/Niedersachsen mit dem großen Blatt den (einzigen) Berg bei Dassel mit meinem 26"-Scott in Aeroposition hochgedemmelt, dann mit dem klapprigen Peugeot 309 nach Embrun, Zelt an der Wechselzone aufgestellt, am Tag zuvor erst den Weltcup vor Ort verfolgt (mit dem grandiosen Lothar Leder auf Bianchi), dann die Runde bis zur Baumgrenze abgedemmelt, festgestellt, dass das alles Pillepalle ist und somit 56/44x12-21 Übersetzung, Scottlenker und Spengle Trispokes dringelassen, Bike abgegeben und am nächsten Morgen im Dunkeln mit paar anderen Athleten in's Wasser gehüppt und auf irgendein entferntes Signalfeuer zugekrault (echtes Feuer in schwimmenden Ghettotonnen!!! Keine LED-Blinklampe).
Da es dunkel war, schwammen wir alle wie die Hechte auf nächtlichem Raubzug, ich glaub', ich war nach 50 Minuten wieder an Land.
Vom Bike weiß ich nicht mehr viel außer dass ich 3 oder 4x bei den Abfahrten über die Begrenzungen geflogen bin - Niedersächsische "Bergerfahrung" mal Aeroposition bei 70 km/h dividiert durch Bremsweg bei hochalpinen Schikanen ergaben zuwenig Reststraße bei zu hohem Speed...
Meine Freundin hörte am lokalen Radio dann ziemlich oft meinen (polnisch klingenden) Namen gemeinsam mit dem damaligen Embrun-Maskottchen Gregorz Zgylinski, sie dachte, die Franzosen mögen die komplizierten Namen, weil sie da schöne Witze drüber machen konnten.
Irgendwann hatte ich das mit den Kurven raus und bin die letzten zwei Stunden mit ihm gemeinsam nach Hause geradelt, irgendwo auf Platz 5 oder 6.
Und das war mein Embrun, denn natürlich hatte ich mich total abgewirtschaftet.
Dem Vernehmen nach bin ich gleich bei der ersten Passage des Flußes einfach umgefallen und ein bissl kann ich mich noch an den längeren Aufenthalt im Rotkreuzzelt erinnern, mein bislang erstes und letztes Mal an einem Tropf.
Und eben bis heute noch eine offene (mentale) Wunde, die ich zu meinem 50. Geburtstag, also mit ca. 25 Jahre Verzug, dann (hoffentlich) final verarzten kann.
Soviel zu Deiner Idee mit einmal und nie wieder Langdistanz.
Machste besser Roth als einzige LD, passt, ist nett, o.k.
Oder Mainhatten, logo, einmal und nie wieder!
Aber Embrun?
Oder Wales?
Das ist der Einstieg in die Droge!
Oder wie Glühweinpunsch in der Winterkälte, da schmeckste den Alkohol überhaupt nicht, also nimmste noch einen Becher und noch einen und wenn Du dann nach Hause in die mollige Stube kommst, biste breit wie eine Haubitze - Ziel errreicht, Mission completed!