Na ja, Du empfiehlts Jörn immerhin, eine Abkürung zu nehmen
Ich denke, jeder hat die grundlegende und auch mit zig Beispielen unterlegte Position von Jörn verstanden. Sie wird nicht (noch) besser verständlich mit der immer wieder gleichen Schleife an weiteren zig Beispiele, meinst Du nicht?
Wissenschaftler fühlen sich nicht überlegen, sondern sind aus prinzipiellen Gründen sehr bescheiden. Denn ihr Wissen ist immer nur vorläufig und kann jederzeit widerlegt werden. Was sich einer Widerlegbarkeit grundsätzlich entzieht, gehört nicht ins Feld der Wissenschaft.
Galileo Galilei ließ Kugeln über eine schiefe Ebne rollen, um etwas über die Gesetzmäßigkeiten der Erdbeschleunigung zu erfahren. Zur gleichen Zeit wähnt sich die christliche Religion bereits fast zweitausend Jahre lang im Wissen über die Schöpfung der Welt, die genauen Verhältnisse an der Himmelspforte, im Jenseits und in der Hölle. Sie kennt ferner die Namen von Engeln und ihre genauen Zuständigkeiten. Sie wissen wer rechts und wer links von Gott sitzt.
Die Welt der Christen sieht den Menschen im Zentrum des Universums, und zwar räumlich wie spirituell. Die Menschen sind die Hauptsache der gesamten Schöpfung, welche sich in konzentrischen Kugelschalen über ihm wölbt. Ein gewaltiges Universum, mit dem Menschen in der Mitte, geschaffen nach niemand geringerem als dem Schöpfer des Weltalls, dessen Ebenbild er ist. Gott spricht mit jedem einzelnen von ihnen und interessiert sich für ihre kleinlichen Sünden.
Dieser beachtliche Größenwahn wird noch dadurch gesteigert, dass die Christen diese Haltung als Demut empfinden. Und Du willst mir jetzt erzählen, die Wissenschaftler hielten sich für überlegen? Und sie unterlägen gelegentlich einem blinden Glauben? Mir scheint, da kann sich das Christentum genauso wie die anderen Religionen zunächst an die eigene Nase fassen.
Zum ersten Absatz, ja klaro, Ergebnisse können nur vorläufig sein. Sturer Popperismus würde aber dazu führen, dass Wissenschaftler gar nichts herausfinden können, da keine Aussage verifiziert werden kann. Poppers Musterbeispiel mit dem schwarzen Schwan hatte ich genannt. Ich wiederhole es nun nochmalig. Die Aussage, alle Schwäne sind weiss, kann nicht verifiziert werden. Denn es könnte ja sein, dass es irgendwo einen schwarzen Schwan gibt (oder gegeben hat in der Vergangenheit), der nur noch nicht entdeckt wurde. Zum Beispiel auch auf einem anderen Planeten. Oder in einem entlegen Winkel der Welt.
Es ist also nur Falsifikation möglich. Oder wie du sagst Vorläufigkeit.
Galileo hat viele Dinge getan, er war ein Pionier, und begründete zusammen mit Newton das Megaparadigma der Systemontologie innerhalb der Philosophie. Seit Aristoteles herrschte Substanzontologie, nach Einstein Strukturontologie.
Warum schmetterst du jetzt wieder auf die Christen ein? Es ging doch darum, dass die Wissenschaft nicht frei von Widersprüchen ist. Haben wir einen Konsens? Insofern, dass die Wissenschaft Fehler macht?
Auch ich meine, das Religion und Wissenschaft nebeneinander existieren können, ja sich so gar wechselseitige befruchten. Sogar Einstein hatte das erkannt. Apropos Einstein und Größenwahn. War es nicht Einstein, der sich schwere Vorwürfe gemacht hat an der Entwicklung der Atombombe beteiligt gewesen zu sein?
Zitat:
Zitat von Jörn
Ist das nicht etwas viel Propaganda?
Es ist ein zentraler Bestandteil der Wissenschaft, jede Art von persönlichen „Glauben“ oder Wunschdenken oder sonstige Beeinflussung auszuschließen. Genau das macht Wissenschaft zur Wissenschaft, und genau das unterscheidet es von der Religion.
Für mich sieht es so aus, als wüsstest Du nicht, was Wissenschaft ist und wie sie konkret betrieben wird. Ich würde Dir empfehlen, Dir ein paar Artikel über die „Wissenschaftliche Methode“ durchzulesen.
Ich übersetze das mal: „Ich weiß zwar nix, aber ich weiß mehr als die Wissenschaft, weil diese blind ihrem Wissenschaftsglauben verfallen ist.“
Könntest Du Beispiele nennen für Dinge, die Wissenschaftler nicht sehen können, die aber von Gläubigen gesehen werden, und die nicht nur in deren Phantasie existieren (die also auch von alle anderen betrachtet werden können)?
Machen wir den Praxistest. Ich gebe dir ein funktionierendes Feuerzeug, Pappe und Holz. Du sollst Feuer machen. Wir haben eine normale Atmosphäre und 20° Celsius in meiner Wohnung. Nach der wissenschaftlichen Methode sollte es dir gelingen in meinem Ofen Feuer zu machen. Richtig? Richtig. Du richtest die Holzscheite aus, stopfst Pappe dazwischen, vielleicht nimmst du noch etwas Zeitungspapier und willst Feuer machen. Wissenschaftlich betrachtet klappt dieses auch, da der Verbrennungsvorgang eine chemisch exakt beschrieben Gleichung ist usw. Alles deutet darauf hin, dass du Feuer in meiner Wohnung machen kannst. Nichts spricht dagegen.
Meine Tochter wurde von ihrer Mutter sehr religiös erzogen, ich hab mich dazu die Jahre wohlwollend distanziert verhalten. Mit 16 sieht sie fast alles so wie ich, obwohl ich das Thema nie angesprochen habe. Da hat sie ganz allein so gefunden.
Ich hab's ja im darauffolgenden Beitrag nochmals erläutert: auf tönernen Füßen = schwächer begründet.
(Dabei ist zu bedenken, daß Einem etwas sehr Zerbrechliches das Allerwertvollste sein kann.)
Empfehlen möchte ich niemandem etwas. Ich sage nur, wer will kann für sich das schwach Begründete doch leicht ablehnen.
Den Wahrheits- und Realitätsbegriff der Religion im Ganzen abzulehnen, ist für denjenigen, der diesselbe bekämpfen will, eine Abkürzung, so daß er sich nicht mit endlosen Diskussionen um vermeintliche Tatsachenbehauptungen aufhalten muß, von denen die Gegenseite sich ohnehin nicht beeindrucken läßt.
Merkst Du eigentlich selbst noch, wie sehr Du rumeierst? ;-)
Auch wenn Deine hoch theoretischen (für mich abgehobenen) Abhandlungen und Begriffsdeutungen sicherlich irgendwo ihre Berechtigung haben, sollten wir uns doch an den allgemein verständlichen und interpretierbaren Begriffen orientieren.
Vielleicht hilft da wieder das Modell des Otto-Normalbürgers, der ganz sicher nicht verschiedene Wahrheitsbegriffe kennt und (sorry wenn ich das Beispiel wieder anführe) die Kinder unseres Landes. Auch diese befassen sich doch nicht mit der wohl möglich gemeinten begrifflichen Definition, wenn Ihnen der Religionslehrer die Märchen der Kirche erzählt.
Lass uns doch bitte auf dem Boden bleiben und uns nicht im Tausendstel verlieren. Das hilft wirklich keinem weiter.
Mir fällt zudem momentan kein anderer relevanter und lebens beeinflussender Bereich ein, als die Religion, der sich so mit Händen und Füssen dagegen wehrt, dass man seine eigenen Aussagen hinterfragt und Belege dafür sehen will.
Und da habe ich eine ganz einfache Devise: solange niemand Beweise für seine Behauptungen liefern kann, handelt es sich für mich (im besten Falle) maximal um eine persönliche Meinung. Keinesfalls jedoch um etwas, wo nach ich mein Leben ausrichte.
Welche Werte ich weitergebe, werde ich hier nicht veröffentlichen, da ich keine Lust drauf habe zu erfahren, dass ich nur schmalzigen Verse erlege, die man bei Hochzeiten und Begräbnissen vorgelesen bekommt.
Der Rest ist in den Mund gelegt, als gehe ich auch nicht drauf ein.