Talbot Cox hat ein neues Video:
Lionel Sanders half distance pre-race routine || The Championship Samorin
Lionel Sanders ist in Šamorín weil es ihm im letzten Jahr so gut gefallen hat, Sebastian Kienle eins überzubraten und er mehr davon will. Er findet, Jan Frodeno und Patrick Lange hätten sich auch dort einfinden sollen.
Er ist angetan von den Örtlichkeiten. Auch gefällt ihm die 20-m-Windschattenzone. Er sagt ausdrücklich, dass er versucht, durch seine Anwesenheit ein Zeichen der Unterstützung dafür zu setzen.
Dann erzählt er von seiner Vorbereitung. Am Tag vor dem Wettkampf bereitet er sich nach Gefühl vor. 2500 m Schwimmen am Morgen mit rennspezifischem
main set: 100 m Startgeschwindigkeit gefolgt von 200 m Laufen lassen, um die Anfangsphase des Rennens zu simulieren. Das Ganze dreimal in kurzen Intervallabständen.
Er sagt, eines seiner großen Probleme ist der Start. Ließe man ihn einfach nach 400 m im Rennen ins Wasser fallen, glaubt er, dass er bereits die Fähigkeit besitzt in der vorderen Gruppe mitzuschwimmen. Seine Technik ist aber so instabil, dass er sie nur bei lockeren Geschwindigkeiten sehr sauber umsetzen kann. Sobald er gezwungen ist, Gas zu geben, fällt er in alte Gewohnheiten zurück. Besonders direkt nach dem Startschuss schwimmt er einen
Schrottzug mit extremer gefühlter Anstrengung. Er vergleicht das mit Josh Amberger, der auch unter extremer Anstrengung noch die Technik halten kann und so in Kona das Feld 1 1/2 Minuten hinter sich zurücklässt. Lionel bedauert, dass es für ihn selbst nicht so funktioniert. Das Set soll ihn vorbereiten, so dass er nicht gleich am Anfang explodiert.
Auf dem Rad und beim Laufen ist der Trainingsrhythmus wichtig. Nach einem radfreien Tag will er keinen weiteren einlegen und kurbelt locker 20 Minuten und zieht dazu noch einige Male an. Was das Radfahren angeht, so hatte er eine Erkenntnis: Bis vor kurzem war er betört von hohen Wattwerten und sah maximale Leistung als einzig richtigen Weg. Tatsächlich soll man das auch im Training so machen aber im Rennen soll es das Gegenteil das. Man sollte so schnell fahren wie man kann, dabei aber die kleinstmöglichen Leistung aufbringen und seinen Stolz aus erfolgreicher Umsetzung ableiten.
Ähnlich wie beim Schwimmstart trotz größerer Anstrengung die Geschwindigkeit nicht zunimmt, ist es so, dass wenn er auf dem Rad z.B. 20 Watt mehr tritt, die Knie weiter außen landen, der Kopf wackelt etc. Mit 20 Watt weniger kann er die gleiche Geschwindigkeit fahren oder sogar schneller weil er eine bessere Körperposition einhalten kann. Und wenn man im hohen Wattbereich bei gleicher Geschwindigkeit 20 Watt weniger getreten hat, fällt auch das Laufen hinterher leichter.
Für ihn ist der Fokus bei diesem Rennen auf das Laufen, weil man durch die lange Windschattenzone das Rennen auf dem Rad "alleine fahren muss". Als Vorbereitung läuft er "aktive Erholung" bei 3:49 min/km, wo er selbst die Befürchtung hat, das könnte etwas zu flott sein. Es geht ihm aber darum, Tempo zu spüren und sich darauf einzustellen, zu leiden.
Um 16:00 Uhr ist er mit seinem Programm durch und liegt auf dem Sofa und liest ein Buch. Normalerweise ist er dafür zu müde und das Tapern gefällt ihm, weil er dadurch Energie fürs Lesen hat.
Er arbeitet daran ein kompletter Athlet zu werden.
Die verschiedenen Untergründe und der anspruchsvolle Laufpart hatten ihm bei der letzten Austragung etwas Schwierigkeiten gemacht, deswegen hat er Abwechslung in sein Programm eingebaut. Er spricht von
trail running, Hügelläufen und Kursen mit vielen Ecken.
Das Radfahren sieht er technisch ähnlich anspruchslos wie in Kona.
Kienle hat bei der Pressekonferenz die Katze aus dem Sack gelassen: "Ich mache dieses Jahr nicht bei der 70.3-Weltmeisterschaft mit. Also ist dieses Rennen meine 70.3-Weltmeiterschaft."
Er spricht über die Rivalität mit Kienle. Einerseits liebt man die Schlacht, den Kampf. Aber man weiß auch, wie sehr dieser "Krieg" schmerzen wird. Es ist eine bittersüße Sache, auf die man sich mental vorbereiten muss. Wenn Sebastian Kienle etwas darüber zu sagen hätte, wäre es vielleicht, dass es so etwas in 70.3-Rennen noch nicht gegeben hat. Lionel Sanders möchte Teil davon sein und weicht keiner Konfrontation aus.
Seine Favoriten? Kienle ist ein phänomenaler Halbdistanz-Athlet, das bedeutet Vollgas bis zum Ende. Dann denkt er daran, wie ihm in Oceanside von Jan Frodeno der Arsch versohlt wurde. Nichts motiviert ihn mehr als das. Er kann das nächste gegen ihn Rennen kaum abwarten. Er wünscht sich mehr hochklassige Rennen, bei denen Topathleten in Topform alles auf eine Karte setzen.
Tatsächlich ist es so, dass er Jan nicht vor Kona wieder gegenüber treten wird. Er würde sich wünschen, häufiger gegen die beiden anzutreten.