Zuerst einmal: Glückwunsch Sabine-G. Du warst ja schon ausgeschlafen, als ich ins Ziel kam...
Da der IM Italien ja noch ein recht junges Rennen ist, gebe ich auch mal einen kleinen Rennbericht ab. Allerdings spielt sich hier alles weiter hinten im Feld ab ;-)
Und vielleicht hat der/die ein oder andere von Euch, wenn er/sie das sieht, eine Idee, warum es so gekommen ist, wie es gekommen ist... aber der Reihe nach.
Eigentlich wollte ich keinen IM mehr machen. Lange vorher anmelden und überfüllte Radstrecken. Dann wird man krank oder kann arbeits- oder wetterbedingt nicht so viel trainieren (ja, ich bin ein Schönwetter-Athlet)... und man steht wieder mit einem Minimum an Training an der Startlinie. Wie die 4 male bisher (alle übrigens in Frankfurt). Da sich für 2018 gefühlt mein halber Verein angemeldet hat, wollte ich nicht nein sagen und habe mich auch angemeldet... natürlich
Dann kam es, es wie es kam (siehe oben) und ich habe das erste mal von der Transferoption Gebrauch gemacht und mich für den IM Italien entschieden, weil
- den ganzen Sommer Zeit zu trainieren (bei schönem Wetter und unerwartete Trainingspausen wirken sich nicht so gravierend aus)
- (angeblich) ruhiges Meer (war mein erster Wettkampf im Meer)
- mit dem Auto zu erreichen (keine Ahnung, wie man ein Fahrrad für das Flugzeug aus- und einpackt)
Untergebracht war ich im Melody Hotel direkt an der Wechselzone (wie viele andere Hotels auch - wie schon im ersten Bericht beschrieben; die Wechselzone war lang). An dieser Stelle muss ich eine Empfehlung für dieses Hotel abgeben: Die Angestellten waren so herzlich, dass man einfach gerne wiederkommen möchte. Auch wurde jeder untergebrachte Athlet vorher gefragt, was er/sie am Renntag frühstücken möchte...
Zum Rennen:
Schwimmen:
Irgendwie habe ich ein anderes Temperaturempfinden. Am Donnerstag war ich das erste Mal mit Neo im Wasser und hatte es auf 23°C geschätzt. Bei der Wettkampfbesprechung hieß es, es hätte am Do 26°C und am Fr. 25°C gehabt. Am Rennmorgen waren es dann 24,8°C oder so. Wegen der Quallen gab es Neo-Freigabe.
Der Rollingstart war hinten im Feld etwas... anders, weil das Wasser am Anfang recht flach ist und sich durch die gehenden Athleten fast eine Art Rückstau gebildet hatte (ich hatte mich hinten im 1:20 bis 1:30 Feld einsortiert).
Tatsächlich gab es einige dicke weiße Quallen im Wasser (nicht die Durchsichtigen, die ich sonst kenne) im Wasser und ich hatte auch mind 2. Kollisionen mit ihnen. Da war ich wirklich froh, den Neo zu tragen (war vielleicht auch harmlos - ich kenne mich nicht mit Quallen aus
).
Es gibt auch hier einen Australian exit. Die erste Runde lief gut - die 2te nicht so, was aber vor allem daran lag, dass ich auf dem Rückweg anstatt der Bojen, direkt den Ausstiegsbogen anvisiert hatte. So musste ich z. T. ziemlich nachkorrigierten, um die Bojen auf der "richtigen" Seite zu passieren. Einige Athleten hat das allerdings überhaupt nicht interessiert -und die Offiziellen wohl auch nicht. Nach ca. 1:20 kam ich aus dem Wasser. Das war ok soweit.
1. Wechsel:
Die Wechselzone ist lang. Aber damit nicht genug - man muss nach dem Schwimmausstieg fast an das andere Ende der Wechselzone laufen, um sich umzuziehen, dann nochmal durch die Wechselzone zum Rad und wieder an das andere Ende laufen, um die Radstrecke in Angriff zu nehmen. Da wundert es mich nicht, dass dabei ein ganzer km rauskommt.
Bei der Wettkampfbesprechung wurde gesagt, dass wir die Startnummern am Rad lassen können. Das habe ich auch getan. Umso mehr habe ich mich gewundert, als ich meine Startnummer im Beutel gefunden habe. Wie auf jeder LD lasse ich mir mit dem 1. Wechsel Zeit. Füße abtrocknen, Socken anziehen und ja - auch die Radschuhe. Wenn ich mit vielen Gleichzeitig auf das Rad steige ist mir das Schuhe anziehen auf dem Rad zu unsicher und auf das bisschen Zeitersparnis kommt es für mich bei einer LD nicht wirklich an.12 min habe ich für den Wechsel gebraucht - persönlicher "Rekord".
Radfahren:
Eigentlich eine positive Überraschung. Nachdem man aus Cervia draussen war konnte man bald relativ gut fahren. Es gab zwar Pulks, aber man wurde selten "eingeschlossen" und nach 20- 30 km konnte man eigentlich fair fahren - wenn man das wollte. Die Pulks waren klein genug, dass man sie gut überholen - oder in gebührendem Abstand hinterherfahren konnte. Dennoch gab es immer wieder kleine "Züge" aus 2 - 4 Athleten, die das nicht interessiert hat. Dennoch: Das Radfahren hatte schon deutlich mehr was von einem Triathlon als es in Frankfurt der Fall war (das letzte Mal war ich da übrigens 2016 am Start).
Der Straßenbelag ist überwiegend ok und die Strecke trotz des Schnellstraßenabschnitts und Wendepunkstreckenchrakters kurzweiliger als man vermuten würde.
Ansonsten habe ich mich bemüht meine Taktik durchzuziehen: Hohe Trittfrequenz, etwas langsamer fahren, als ich meine Fahren zu können und mich in keine Scharmützel zu verstricken. Dabei so 32- 36 Km/h (je nach Wind und Untergrund/Streckenverlauf).
Nach 20 min dann das erste Gel (Enervit). Dann alle ca, 45 min ein Gel, und dazwischen eine halbe Banane oder einen halben Riegel (Enervit). Überwiegend habe ich auf der ersten Runde Iso getrunken (auch Enervit) und Wasser nur gelegentlich oder zum "Essen"... 2 Gels hatte im Wechselbeutel. Der Rest kam aus der Streckenverpflegung. Die Enervit-Produkte, die ich vor der Bekanntgabe der Partnerschaft mit IM nicht kannte, hatte ich im Training getestet und fand sie auch ganz gut.
Die äußeren Bedingungen habe ich als annehmen empfunden. Es war sonnig, aber durch den Wind hat es sich nicht heiß angefühlt. So lief es bis zum Ende der ersten Runde ganz gut und ich habe mir bei jedem "Lutscher" gesagt, der mich überholt hat "Beim Marathon kriege ich Dich" - die meisten hatte ich aber irgendwann auf dem Rad wieder (trotz defensiver Renngestaltung).
Dann kam ein Kreisel, ein Überholmanöver, ein Fahrfehler und dann ein Sturz. Ich hatte Glück im Unglück und das meiste ging wohl auf den Lenker. Ich hatte etwas Schmerzen in den Händen und der linken Schulter, aber konnte weitermachen. Nachdem ich das ganze verdaut hatte, hat es mich auch nicht beeinträchtigt - zumindest solange ich in Aero-Position gefahren bin und das ist bis auf den einen Anstieg und die Abfahrt auf der Strecke ja fast durchgängig der Fall. Das Rad schien das Ganze auch gut überstanden zu haben. Und so wurde ich wieder zuversichtlich - auch wenn ich gefühlt die halbe 2. Runde ohne Iso-Getränk auskommen musste, weil es an einer der Verpflegungsstellen alles gab - nur kein Iso-Getränk.
Was meine Zuversicht etwas trübte, war die Tatsache, dass sich der Magen und so eine Art Kopfschmerz bemerkbar machte. Das mit dem Magen wurde besser, als ich gezwungenermaßen den Iso weggelassen habe. Den Kopf habe ich mir dann immer wieder mit Wasser gekühlt (Falsche auf die Lüftungsschlitze des Helms gehalten und Wasser in den Helm gedrückt) - ich hatte ja jetzt 2 Flaschen dabei. Dennoch: Je länger das Rennen ging, desto mehr hatte ich das Gefühl, aus der Sonne rauszumüssen, obwohl ich es wie gesagt nicht als heiß empfunden habe.
Nach 140 -150 km spürte ich dann meine Kräfte schwinden. Trotz meiner (zumindest gefühlt) guten Krafteinteilung und der aufkommenden Gegenwind hat mir dann ab km 160 absolut den Rest gegeben. Ich wollte nur noch in die WZ und den Kopf aus der Sonne nehmen - ich habe mich gefragt, wie ich überhaupt noch Laufen soll.
Innerhalb von 20 km bis 30 km hatte sich mein (gefühlter) Zustand von "Alles unter Kontrolle" zu "Absolut am Arsch" verändert.
Dabei hatte ich meine Strategie basierend auf meinen LD-Erfahrungen durchgezogen. Auch liegt mir an sich das warme Wetter. Wenn es 20°C gewesen wären ohne Sonne hätte ich auf dem Rad mehrere Mal das Dixi nutzen müssen (von denen ich auf der Radstrecke irgendwie keins gesehen habe).
Ich will nicht wissen, wieviele Minuten ich die letzten 10 - 20 km auf der Radstrecke verloren habe. Ich habe mir auch noch keine offiziellen Ergebnisse angeschaut
2. Wechsel:
Rad abstellen, Beutel schnappen, ins Zelt, Helm ab. Schuhe an, Cap auf, Gel einstecken und los... zumindest in der Theorie. Ich war so fertig, dass alles gefühlt eine Ewigkeit gedauert hat. Schon am Ende des Radfahrens hatte ich ans Aufgeben gedacht.
Ich hatte jetzt den Zustand, den ich aus dem Training kenne, wenn ich mit längeren Radeinheiten anfange und zu wenig zuführe und/oder bei großer Hitze trainiere. Wenn ich dann nach Hause komme, schaffe ich es gerade so noch das Rad hinzustellen. Dann schnappe ich mir einen Monster aus dem Kühlschrank und kann dann nur noch Minuten lang röchelnd auf dem Boden liegen. Im Wettkampf - zumindest in der WZ2 kenne ich diesen Zustand allerdings nicht. Und ich musste ja noch einen Marathon laufen... Ich wusste echt nicht, wie das noch gehen soll.
Und ich hatte doch alle richtig gemacht: Gut verpflegt (viel mehr als im Training und so wie es sich bei den anderen Las bewährt hatte), defensiv gefahren und es war auch nicht sooo heiß (dachte ich jedenfalls). Was war also verdammt noch mal los???
Laufen:
Ich hatte ursprünglich grob eine 3:45 angepeilt. Daran gab es fast keinen Gedanken mehr, als ich mich aus dem Wechselzelt geschleppt hatte. Schon wieder Sonne. Zum Glück kam kurz nach dem Zelt eine Verpflegungsstation. An Laufen war nicht zu denken. So fertig war ich noch nie nach dem 2. Wechsel - bei weitem nicht.
Normalerweise komme ich nach dem Radfahren gut aufs Laufen und muss vor allem aufpassen, a) am Anfang nicht zu überpacen und b) genug zuzuführen.
Vor der Verpflegungsstation gabs ein Dixi. Super! Erstmal dahin, raus aus der Sonne, 30 Sek runterkommen. Das hat es auch nicht gebracht. Im Gegenteil: Als ich rauskam war mir schlecht - wieder kam der Gedanke ans Aufgeben. Wie soll ich schließlich so 42 km packen??? An der Verpflegungsstation (die 300 m hinter dem Wechselzelt lag - so weit war ich erst gekommen) gab es erstmal Eis, dann Wasser und Cola (letztere für den Magen und schnelle Energie). Ich glaube, ich habe mir auch ein Gel reingezwungen (was nicht geplant gewesen wäre - weiss ich aber nicht mehr genau).
Ich habe mir viel Zeit an der Verpflegungsstelle gelassen und bin dann weitergegangen. Irgendwann fing ich dann vorsichtig an zu laufen - mir gibt es tatsächlich besser. Allerdings hatte ich nach dem 1. km 10 min auf der Uhr stehen! Also würde ich 7 Std für den Marathon brauchen... zum Glück war Cutoff erst um 0:20. Das sollte reichen.
Irgendwann fing ich mich und lief wieder mit 5:35 km/min, aber ich wusste, dass das für meinen Zustand viel zu schnell war und habe versucht, mich auf über 6 min/km zu bremsen. Ich habe mir dabei immer gesagt, dass ich nach Gefühl laufen kann, wenn ich die nächsten 2 km in einem "angemessenen" Tempo laufe. Ab km 6 bin ich dann "normal" gelaufen - was viel zu schnell war. In den Verpflegungsstellen bin ich stehen geblieben wenn nötig um mich zu versorgen (Eis, Wasser, Cola, manchmal etwas Iso). Ich habe wegen der Übelkeit weniger Iso getrunken. Ca. alle 30 min gab es ein Gel - was ich mir wirklich rein zwingen musste. Für die erste Runde habe ich 1:10 oder so gebraucht (oder noch mehr) und es ging mir eher wieder schlechter. Mit jeder Runde musste ich mehr gehen - sei es aus Erschöpfung, wegen Krämpfen, brechen oder sogar weil ich beim Laufen sich ein Stechen im Herzbereich gemeldet hat, was mich ziemlich nervös gemacht und zum gehen gezwungen hat.
Irgendwie habe ich es mehr schlecht als recht ins Ziel geschafft. Meine Marathonbestzeit ist 2:55 (Straßenmarathon). Beim IM war ich immer unter 4 Std. - egal, wie ein Rennen gelaufen ist. In Cervia kam ich bei Dunkelheit nach etwa 5 Std. ins Ziel (dass mir die Zeit mal so was von egal war, brauche ich wohl nicht zu erwähnen).
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Marathon (egal wie) in dem Zustand in dem ich aus der WZ2 kam, (für mich) möglich ist. ABER: Würde ich nochmals so in die WZ2 kommen, würde ich aus dem Rennen gehen. Sowas will ich nie wieder "erleben."
Trotz dieses Erlebnisses ist es ein sehr schönes Rennen. An der Rad- und Laufstrecke ist zwar weniger los als in Frankfurt und das Ziel ist in Frankfurt auch schöner.
Aber die Atmosphäre vor, während und nach dem Rennen am Strand ist sehr lässig. Am nächsten Tag kann man noch auf der Messe bummeln, zur Award-Party gehen, das super Essen genießen (das war um Welten besser, als das was es in Frankfurt gab) und bei herrlichem Wetter die 5150-Athleten anfeuern und ein schönes Triathlonwochenende genießen - alles am Strand
Übrigens: Der 5150 ist wurde um 12 Uhr gestartet. Das Wetter hat dabei vielen Athleten sichtbar zugesetzt.
Ich lag da übrigens schon wieder in der Sonne (bzw. war am Anfeuern)...
Sorry, wenn das jetzt etwas ausführlich geworden ist. Das war so auch nicht geplant
Falls Ihr eine Idee habt, was zu diesem Einbruch am Ende des Radfahrens noch geführt haben könnte, nur zu. Und schont mich dabei auch nicht!