Persönlich glaube ich, dass Physik und Glaube letztendlich auf das gleiche Ziel hinauslaufen werden, dass ein Plan und Sinn hinter dem ganzen Zirkus hier steckt und "alles gut wird". Aber das ist ja nur ein Glaube.
Ich glaube nicht, dass die Physik überhaupt diesen Anspruch hat.
Alle meine Atome bleiben zwar vorhanden, aber in der Physik ist Materie nur
flüchtig. Ich denke, nach dem Tod gelangen wir in eine andere Existenz. Vielleicht erfahren folgende Generationen mehr darüber (sofern das überhaupt der Fall ist!). Ich finde es auf jeden Fall keinen Blödsinn darüber nachzudenken.
Genau, das ist es. Du denkst, dass wir in eine andere Existenz gelangen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass es nicht zu Ende ist. Und diese Hoffnung hat schon immer die Menschen nach dem tieferen Sinn des Ganzen suchen lassen. Was überall in der Welt die Religionen hat sprießen lassen.
Solange jeder für sich das ausmacht, finde ich das OK, aber ich will nicht dazu überzeugt werden, das auch zu glauben. Und das ist es letztendlich, ein Glaube.
Wie kannst Du begründen, dass die schöne Mathematik nicht auf ein grünes Einhorn hinweist?
Man ist natürlich immer in seiner Gedankenwelt gebunden. Normierte Räume, Orthogonalität von Funktionen, und plötzlich tauchen Komplexe Zahlen in der Quantenphysik auf. Das ist fantastisch! Man löst Gleichungen und bekommt Ergebnisse, an die man nicht gedacht hätte. Oder umgekehrt, man erweitert die Mathematik, um reelle Ergebnisse berechenbar zu machen.
Meine liebe Frau hat hierzu keinen Zugang.
Aber das werfe ich dir die ganze Zeit vor: wieso legst du Vernunft, Logik und Wahrheit zu Grunde?
Der Gläubige legt Gott zu Grunde. Ich Mathematik, du Vernunft, meine Frau Einhörner. Wer ist auf dem richtigen Weg? Ich erlaube mir kein Urteil. (bis auf die Einhörner :-)
Zitat:
Zitat von Jörn
Das ist ein ehrenwertes Argument. Warum wendest Du es nicht auch auf den Glauben an? Warum überlegst Du nicht, ob der Glaube womöglich unbrauchbar ist, um diese Fragen zu klären?
Genau, das ist es. Du denkst, dass wir in eine andere Existenz gelangen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass es nicht zu Ende ist. Und diese Hoffnung hat schon immer die Menschen nach dem tieferen Sinn des Ganzen suchen lassen. Was überall in der Welt die Religionen hat sprießen lassen.
Nicht nur Religionen beeinflußt das. Warum bauen Menschen Häuser für die Ewigkeit? Warum lassen sie sich Denkmäler errichten? Warum schreiben sie Bücher?
Nicht selten nur deshalb, um nicht vergessen zu werden.
Der sichere Tod ist Antriebsfeder.
Der Gläubige legt Gott zu Grunde. Ich Mathematik, du Vernunft, meine Frau Einhörner. Wer ist auf dem richtigen Weg? Ich erlaube mir kein Urteil. (bis auf die Einhörner :-)
1. Warum sind grüne Einhörner ausgeschlossen?
2. Du erlaubst Dir also kein Urteil, wer auf dem richtigen Weg ist. Das ist ein rhetorischer Trick, denn es suggeriert völlige Offenheit und Fairness gegenüber allem und jedem. In Wahrheit verschleierst Du, dass man durchaus bestimmen kann, wer auf dem richtigen Weg ist; und Du lenkst ab von jenen Erkenntnissen, die wir tatsächlich bereits beweisen können. Für Dich ist alles eine komplett unentschiedene Suppe, aber das entspricht nicht den Tatsachen.
Die Absicht dahinter ist, dass Deine private These auf die gleiche Stufe gestellt wird wie die Ergebnisse aus 200 Jahren seriöser Wissenschaft: Alle wissen so viel wie Du, nämlich nix. Das ist aber nicht zutreffend.
Derjenige ist auf dem richtigen Weg, der es anhand von Beweisen (also empirischen Prüfungen) plausibel machen kann. Wenn Beweise und Logik keinen Eindruck auf Dich machen, dann wäre das Gespräch mit Dir sinnlos, denn dann könnte es per se keinen Beweis und keine Logik geben, die Dich überzeugen würden, ganz egal, was man vorbringt. Auch Deine eigene Argumentation wäre damit bedeutungslos.
1. Ich höre von Quantenphysik (Studium)
2. Ich beschäftige mich mit der Mathematik
3. Ich sehe eine gewisse Schönheit, Faszination, Eleganz
4. (erst dann, nach viel Arbeit und Kopfzerbrechen!) Ich kann mir vorstellen, dass etwas "Göttliches", etwas Übergeordnetes dahinter steckt. Von einem Schöpfer sprach ich nicht.
Das ist genau der Trick, von dem ich in meinem kleinen Einschub sprach. Du verschleierst kunstvoll, dass das gewünschte Ergebnis bereits ein Deinen Voraussetzungen eingebaut wurde. Deine obige Liste sieht nämlich in Wahrheit folgendermaßen aus:
0. Ich lege willkürlich fest, dass Schönheit etwas mit Gott zu tun hat. Andere Erklärungen sind ausgeschlossen. Gegenteilige Ansichten werden ignoriert.
0 einhalb: Ich lege fest, dass Mathe etwas mit Schönheit zu tun hat.
1-3: Ich behaupte, Mathe sei schön.
4: Folglich muss es etwas mit Gott zu tun haben. Bingo!
Aus einer subjektiven Einschätzung über Schönheit wird wie gewünscht ein Beweis für einen objektiv vorhandenen Gott.