Körperlich geht es mir wieder gut.
Meine Schwierigkeiten liegen momentan wieder in den Breitseiten des Alltags, der aus allen Rohren feuert.
Sich da permanent immer wieder neu zu fokussieren ist extrem anstrengend und zieht mir mehr Kraft aus den Beinen wie so manche Steigung am Berg.
Knappe Zeit, sich permanent ändernde Pläne, parallel zum Training noch anderes organisieren ist ja mein täglich Brot und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern.
"Irgendwas ist immer".
Nur ab und zu kommen dann noch so viele Dinge obendrauf, dass es zuviel wird.
Am Sonntag hätte ich mich - hätte die Kraft gereicht den Rechner hochzufahren Schluß gemacht.
Vom Radrennen abgemeldet und auch vom Forum abgemeldet.
Damit hätte ich zwar auch mein Flussschwimmer-Team verlassen, aber schlussendlich nützt es auch denen nichts, wenn ich nicht mehr weiter kann.
Den Sport selber geb ich nicht mehr her und bis August ist es noch lange hin.
Das ist das Hauptziel und das verliere ich nicht aus den Augen.
Was unterwegs dahin noch mitgenommen werden kann an schönen Erlebnissen, wird mitgenommen, ist aber nicht zwingend erforderlich.
Ich trainiere wirklich gern - wenn man mich nur lässt.
Das ist selbstbelohnendes Verhalten und wird sich durch ein einzelnes Besch***+ Erlebnis nicht ändern.
Aber momentan kann ich mir noch nicht vorstellen, dass ich mich am Sonntag im Ziel mehr wie nur erschöpft und erleichtert fühlen werde und das ist mir nicht genug.
Vielleicht bekomme ich das noch hin bis dahin.
Mal sehen.
Liebste Su,
ich kann Dich voll verstehen .
Die Woche vor einem Rennen bin ich mental in einer Ausnahmestimmung . Weniger Sport, leider meist nicht weniger Stress und die Ungewissheit, wie es im Rennen ablaufen wird. da gibt es so viele Sachen, die schief laufen können. Allein schon der fehlende mentale Ausgleich durch meinen Sport mit Spaß lässt meine Laune sinken.
Mir helfen vor allem zwei Dinge.
Zum einen entscheide ich in den letzten Jahren wirklich erst am Renntag oder kurz davor, ob ich teilnehmen mag. Dies nimmt mir den Druck. Ich sehe es dann eher als Chance, weniger als Muss.
Zum zweiten, wenn ich mich denn entschiede habe, viele kleine Teilziele zu setzen und diese nach und nach abzuhaken. Allein dies gibt schon ein gutes Gefühl etwas geschafft zu haben und nicht die Befürchtung, was noch alles vor mir liegt.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß, bleib locker und wie ich aktuell in der Zeitung lesen durfte, Du bist eh privilegiert; Frühaufsteher leben länger und gesünder
Ja der Sport rettet mich regelmäßig, aber wenn die Arbeit und die Kollegen einen nicht so lassen wie man möchte, wird es schwierig.
Wenn man jahrelange Muster durchbrechen möchte, dann muss man sich nicht nur gegen sich selbst wehren, sondern dies auch gegen andere.
Bei der Familie fällt mir das natürlich extrem schwer.
Bei der Arbeit ist es nicht viel einfacher.
Was momentan am meisten Kraft kostet, ist das immer wieder neue fokussieren auf das was ich tun möchte.
Die täglichen Probleme/Herausforderungen ausblenden, verschieben, nicht beachten, nicht dran denken und sich dann auch noch bemühen kein schlechtes Gewissen zu haben.
Wie oft ich in dem was ich "möchte" unterbrochen und abgerufen werde, kann ich am Ende eines Tages nicht zählen.
Mein "jetzt nicht/frag jemand anderes/lös das Problem selbst/ sprich mit der Hand" wird lange nicht so ernst genommen wie ich das gerne hätte.
Jetzt - nachdem gerade mal nichts dringendes ansteht - versuche ich mich mal mit dem Rad davon zu schleichen...
Als bislang stiller Mitleser möchte ich nun auch einmal etwas zurückgeben.
Noch beim Startschuss meiner letzten KD war ich nicht sicher, ob ich es wirklich durchziehe oder aber schon beim Schwimmen abbreche. Die Wochen davor waren nicht gut, mir fehlten meine langen Läufe, die aus irgendwelchen Gründen nie in den Tag passten, alles war irgendwie doof und ich fühlte mich nicht fit - auch nicht krank oder so, nur irgendwie daneben. Nach wenigen Hundert Metern im (übrigens lustig stinkenden) Teich, 80 % des Feldes weit vor mir, wurde aber plötzlich alles gut. Ich wurde ruhig, die gleichmäßigen Züge wirkten nahezu hypnotisch und ich merkte, dass ich jetzt genau das bekam, was mir gefehlt hatte. Und weil mir die Zeit dabei völlig egal war, wurde es trotz meiner unterirdischen (darf man das im Wasser sagen?) Schwimmleistung auch noch eine neue PB.
Ich glaube, FMMTs Idee, den Start bis kurz vor knapp offen zu lassen, kann für viele von uns gut funktionieren. Kürzlich las ich irgendwo, dass wir Menschen häufig "Druck" mit "Sog" verwechselten, wenn es um Motivation geht. Wer behauptet, unter Druck besonders gut zu arbeiten/zu leisten, werde in Wirklichkeit von seinem Ziel angezogen, angesogen und sei dann auch stärker. Mir gefällt das Bild sehr.
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"Wer einen Hammer hat, für den ist jedes Problem ein Nagel; für einen Triathleten ist das ganze Leben irgendwie ein Triathlon."
(Schwarzfahrer hier)
wahrscheinlich hast du bis jetzt viel für andere getan und jetzt sind die überrascht, das sich dein Fokus verschoben hat.
Auch wenn's schwer ist, bleibt dabei. Du mußt auch an dich denken. Gib vor allen Dingen deiner Familie Zeit.
Ich musste vor einigen Jahren lernen, daß ich mich gut um mich kümmern muß, damit ich für meine Familie da sein kann.
Als bislang stiller Mitleser möchte ich nun auch einmal etwas zurückgeben.
...//... Ich wurde ruhig, die gleichmäßigen Züge wirkten nahezu hypnotisch und ich merkte, dass ich jetzt genau das bekam, was mir gefehlt hatte. Und weil mir die Zeit dabei völlig egal war, wurde es trotz meiner unterirdischen (darf man das im Wasser sagen?) Schwimmleistung auch noch eine neue PB.
Ich glaube, FMMTs Idee, den Start bis kurz vor knapp offen zu lassen, kann für viele von uns gut funktionieren. Kürzlich las ich irgendwo, dass wir Menschen häufig "Druck" mit "Sog" verwechselten, wenn es um Motivation geht. Wer behauptet, unter Druck besonders gut zu arbeiten/zu leisten, werde in Wirklichkeit von seinem Ziel angezogen, angesogen und sei dann auch stärker. Mir gefällt das Bild sehr.
Im Moment bekomme ich meinen Kopf nicht frei.
Ich weiß, dass ich das Rennen rein leistungsmäßig bewältigen kann.
Viel schlimmer ist, dass ich dafür weder fokussiert trainieren kann, noch wirklich die Zeit und Ruhe bekomme, die ich dafür auch brauche.
Zum Teil liegt das in über 20 Jahre langen Verhaltensmustern:
Zitat:
Zitat von ks03
wahrscheinlich hast du bis jetzt viel für andere getan und jetzt sind die überrascht, das sich dein Fokus verschoben hat.
Auch wenn's schwer ist, bleibt dabei. Du mußt auch an dich denken. Gib vor allen Dingen deiner Familie Zeit.
Bei wunderbarem Wetter aufs Rad steigen und die Familie alleine weiter renovieren lassen und sagen "bin in 2h/wenn es dunkel ist/ wenn es regnet... wieder da" fällt mir persönlich eigentlich schon schwer genug, aber das Verständnis für diese neue Haltung ist auch noch ausbaufähig.
Über 20 Jahre Teamplayer, Catering, Krankenschwester und Mädchen-für-alles sind nicht so leicht abzuschütteln bzw. in einen Einzelkämpferstatus umzuwandeln.
Nicht mal stundenweise.
Auf der Arbeit ist das fast noch schlimmer, da ich meinen Job wirklich gerne mache, aber es dort "nur" um Kollegen geht, die zudem noch andere Probleme aufwerfen.
Das gesammelte Paket trage ich dann beim Sport mit mir herum.
Das NICHT zu tun braucht Übung und Zeit und neue Verhaltensmuster.
Beim Schwimmen (auch beim Stabi-Training mit meiner tollen Trainerin) kann ich das ganze Paket komplett am Beckenrand zurücklassen.
Beim Radeln und Laufen leider (noch) nicht.
Bei wunderbarem Wetter aufs Rad steigen und die Familie alleine weiter renovieren lassen und sagen "bin in 2h/wenn es dunkel ist/ wenn es regnet... wieder da" fällt mir persönlich eigentlich schon schwer genug, aber das Verständnis für diese neue Haltung ist auch noch ausbaufähig.
Über 20 Jahre Teamplayer, Catering, Krankenschwester und Mädchen-für-alles sind nicht so leicht abzuschütteln bzw. in einen Einzelkämpferstatus umzuwandeln.
Nicht mal stundenweise.
Ok, hier wäre auch keiner amused, wenn ich die alleine renovieren lassen würde. Allerdings renoviert ihr schon ne Weile. Du muckelst im Garten etc. pp.
Da darfst du dich auch mal erholen davon