Dann hier auch mein Bericht von der Fraktion "ganz hinten"
Drei gute Entscheidungen meinerseits haben mir aus meiner Sicht den Arxx gerettet: 1) das Rennrad zu nehmen und nicht das Triathlonrad, 2) Armlinge als Sonnenschutauf dem Rad anzuziehen und 3) aufgrund eines sehr knappen Zeitfensters mit Hawaiian Tours zu reisen, vielen Dank insbesondere an Christoph vor Ort!
Da mir nur der Feiertag und Brückentag zur Verfügung standen, ging der Flieger am Himmelfahrtstag um 6 Uhr und bereits um 10 waren wir im Hotel und konnten freundlich empfangen sogar noch frühstücken. Anschließend ein Testschwimmen im Meer: wunderbar, die Strömung nicht sooo schlimm, wie ich befürchtet hatte. Dann noch nach La Santa um die Startunterlagen zu holen: alles sehr übersichtlich und man musste auf die Waage! Die Erklärung ("wenn die Athleten auf dem Rad kollabieren, wissen wir, wie viel Flüssigkeit wir reinpumpen müssen") diente nicht dazu mir mehr Mut zu machen...
Freitag kurz Rad testen, kurz Laufen und dann wurde per Auto die Strecke besichtigt, also der Nordteil. Spätestens hier bekam ich richtig Angst. Was zum Geier tue ich hier?? Mir war klar, dass die Abfahrten mein Problem werden würden. Mit mulmigem Gefühl noch das Rad eingecheckt, alles ohne Wartezeiten. Mit Erlaubnis einer Kampfrichterin durfte ich das Rad wie schon in Kopenhagen an den Bremsgriffen aufhängen, das Schicksal der zu kleinen Leute...
Race Day. Die Nacht verlief völlig schlaflos. Panickattacken, Spätheimkehrer im Hotel, aber als der Wecker klingelte, setzte dann doch die Routine ein. First things first, es kommt wie kommt. Du hast 17h Zeit, schau, was du schaffst.
Vorbereitung verlief unspektakulär. Abmarsch zum Start und ganz hinten aufgestellt. Ich gewinne hier soweit nichts und schon gar nicht beim Schwimmen. Ich glaube, ich bin mit der vorletzten Linie rein. In 9min war der gesamte Rolling Start durch. Schwimmen war klasse. Ich bin einfach mein Ding durch und konnte sogar einige Leute überholen - kenne ich nicht. Fische beobachtet, so schön kann Triathlon sein ;-) Landgang ist nicht meins, da ich wegen Morbus Meniere sowieso mit Schwindel kämpfe. Aber egal, zweite Runde. Und da bin ich Vollpfosten erstmal zu weit nach recht und wurde wieder zurückgeschickt. Am Ende aber stand trotz der 200m mehr eine neue Bestzeit auf der Uhr, 6min schneller als die bisherige Bestzeit in Kopenhagen. Yeah!
Ab in die lange Wechselzone. Gut eingecremt und eingecremt worden ,ich bin Haupttyp Weißbrot. Armlinge, Socken, Schuhe, Helm und Brille und ab geht die Post. Die Helfer sind der Hit. Mein Rad finde ich wie immer schnell und es geht los.
Die Radstrecke bin ich sehr defensiv angegangen und das war auch gut so. Ich kenne die Kanaren gar nicht, aber ich hatte einen Heidenrespekt. Die ersten 10 Km zuckelte ich erstmal hinter einem britischen Duo her, die unbedingt nebeneinander fahren mussten. Das zehrte an meinen Nerven. Alles Rufen half nichts. Irgendwann hatte ich sie. Die Landschaft fand ich traumhaft. Ich duddelte so hoch und runter und freute mich des Lebens. Der Cut lag bei 11:30h nach dem Radfahren, das ließ mich in Ruhe fahren. Ich will hier überleben, das ist alles. Die Schleife hinter Teguise hat mir allerdings etwas den Stecker gezogen. Ich hatte irgendwann keine Lust mehr. Der Wind kam von vorne, gefühlt war ich ganz hinten (das Gefühl war falsch, aber das wusste ich nicht). Und ich wusste, die Anstiege kommen noch. Die wiederum fand ich dann nicht so dramatisch. Mit Mädchenkurbel kam ich gut hoch und überholte einige Herren mit Triathlonrad, die schoben. Runter kamen die dann wieder an mir vorbeigeschossen, Ich bin eh ein Abfahrtsschisser und vor den Seitenwinden waren wir ja genügend gewarnt worden. Das nächste Tief hatte ich bei Arrieta. Inzwischen brannte die Sonne ziemlich und nach dem bisherigen Frühjahr war ich das noch nicht gewohnt. Ich musste einmal sogar kurz stoppen und meine Schultern dehnen, die nach den Abfahrten völlig verkrampft waren. Und weiter ging es. Das zweite Mal nach Teguise fand ich nicht besser als das erste Mal, inzwischen war der Wind stärker geworden (ja, sooo schlimm wie sonst war er wohl nicht, mir reichte er
). Und dann ging es noch mal in die Feuerberge und das Ende nahte. Wow, ich sah ein Licht am Ende des Tunnels. Das Schlussstück runter nach Puerto del Carmen bin dann selbst ich "gebrettert", da war mir dann auch alles egal.
Ab in die Wechselzone, Rad einhängen - da hing schon alles quer und ins Zelt. Ja, und nun sprach Teufelchen: "He, willst du wirklich noch einen Marathon laufen?" Früher meine Lieblingsdisziplin habe ich nach meinem Muskelfaserabriss letztes Jahr Schwierigkeiten mit den langen Läufen. Ein Deutscher und ein Engländer, die mit mir in das Zelt gekommen waren, beschlossen aufzuhören. Mein Engelchen antwortete: "Du hast noch 7 Stunden bis Zielschluss, also schwing deinen Arxx auf die Laufstrecke". Das Argument überzeugte.
Ok, der Marathon verlief in einem gleichmäßigen Mix aus Laufen, bis es nicht mehr geht, und Gehen, bis es wieder läuft. Der Puls brauchte eine Weile um sich einzupendeln und wie immer machte mein Magen Ärger. Mehr als Cola und Wasser ging nicht mehr rein. Also wurde es ein längerer Marathon, aber damit befand ich mich in guter Gesellschaft. Nachdem ich einmal begriffen hatte, dass "in English style" gelaufen werden sollte (war im Race Briefing nicht erwähnt worden, oder?), war ich auch auf der richtigen Seite unterwegs. Und so wurde es irgendwann dunkel, aber das kenne ich und Zuschauer und Helfer machten einen Superjob, danke an alle.
Und so kam ich gut gelaunt laufend ins Ziel, stolz wie Oskar und abgesehen von einem zickigen Magen wohlbehalten. Mein persönliches Ziel war die sub 16 gewesen und die hatte ich mit 15:53h erreicht. Punktlandung. Platz 8/10 in der AK, das Frauenfeld war sehr übersichtlich.
Zurück ins Hotel wandern, Sachen packen, duschen und 2h schlafen, dann ging schon wieder das Flugzeug zurück.
Fazit: Top Organisation, die VPs waren bis zum Schluss voll bestückt, Helfer, Zuschauer und Touris haben uns tatkräftig unterstützt. Es war ein tolles Erlebnis, aber einmal reicht.
Offenbar habe ich mich nicht genug angestrengt, denn außer etwas aufgeschürfter Haut im Nacken (Neo plus Sonnenbrand) habe ich gar nichts und konnte heute in der Schule schon wieder gerade die Treppe runter.