Hi Lucy,
habe jetzt den ganzen Thread durchgelesen und wollte auch nochmal etwas schreiben. Erstmal fand ich das Post von Trimone eines der Wichtigeren, in dem es darum ging, dass es nur um Hypothesen gehen kann und Du letztlich selbst entscheiden musst, was und ob Du etwas änderst.
Ich glaube, dass das deshalb so wichtig ist, weil eine genaue Ursachenbestimmung unmöglich ist, dafür bietet der Thread viel zu wenige Informationen. Selbst eine genaue Paceangabe deutet zwar auf etwas hin, ist aber letztlich nur innerhalb eines genau bekannten Trainingsplanes und bei genauer Kenntnis der individuellen Fähigkeiten wirklich beurteilbar.
Soviel vorab, aber Du fragtest ja nach Hypothesen und letztlich würde ich mich auch den Ursachenforschern anschließen, die das Problem in zuviel Belastung und zu wenig Entlastung sehen.
Dafür spricht Dein Atletenselbstverständnis (INTENSIV
) , dafür spricht das durchweg sehr flott erscheinende DL-Tempo, Du läufst die langen Kanten mit Jemandem, der 5(!) Minuten schneller auf 10 Läuft, hängst nach dem (tollen!) LD-Debüt noch einen Marathon ran bzw. 2 für Dich sehr hohe Umfangsmonate dran, machst keine bis wenige Ruhetage (sind die lockeren Tage dann wirklich locker ?) ect.
Es geht mir nicht um das Gespenst Übertraining, sondern schlicht darum, dass Du Deine möglichen Trainingsfortschritte eventuell größtenteils schon wieder einreißt, bevor sie sich richtig aufgebaut haben. Laufen ist wegen der muskulären Belastung im Dehnungs-Verkürzungszyklus deutlich regenerationsaufwändiger, als Radfahren oder Schwimmen. Sprich, wenn Du allgemein immer zu viel auf die Tube drückst, wirkt sich das höchstwahrscheinlich beim Laufen am Drastischsten aus. Andersherum betrachtest: Wenn es daran liegt und Du insgesamt was umstellst, könnte es sogar im Radfahren noch besser gehen.
Vielleicht noch zwei konkrete Beispiele, worüber ich in dem Thread so stolperte:
1000er vor einem 10er WK.
4:13 entspricht einer 10er-Zeit von 42:10, Deine PB-Pace ist eine 4:28, d.h. die 1000er läufst Du 15(!) sec. unter WK-Tempo.
Ganz subjektiv halte ich das für sehr schnell, für die Woche vor dem WK extrem zu schnell, für die Wochen in der direkten 10er Vorbereitung immer noch für zu schnell, für eine Abschußeinheit fernab eines Wettkampfes dagegen sicher geeignet. Aber wie gesagt, es gibt sicher auch Athleten, die das wegstecken oder sogar brauchen, aber wenn man auf Fehlersuche ist, sollte man auch da an die Möglichkeit von zuviel Intensität denken, nicht nur in den langsamen Läufen. Lubos Bilek sagt in Arnes Interview sinngemäß, dass man mit Intensität vor dem WK 5% gewinnen, aber auch 50% verlieren kann. So ganz erfolglos ist der Mann nicht. Deshalb führt er mich auch noch zu einem anderen Stolperer:
Du schließt aus, dass Dein Problem in 2 Tempoeinheiten in der Woche beim Laufen liegt, weil das in allen gängigen Plänen so sei. Bilek, ebenso wie Arne, führt in dem Interview im Archiv an, dass die meisten Agegrouper aus seiner Sicht nur eine Intensive Einheit pro Disziplin vertragen. Wiederum: Es gibt sicher auch welche, die zwei gut vertragen und sicher auch welche, die zwei benötigen. Aber Du bist auf Fehlersuche und Deine intensiven Einheiten sind INTENSIV.
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Du hast Friel gelesen, er führt die Regeneration nicht als Begrenzer an, weil er Ihr ein tolles eigenes Kapitel widmet, unter anderem mit dem schönen Satz "Denke immer daran, das es im Zweifel besser ist, zu wenig als zu viel zu trainieren".
Mein konkreter Vorschlag wäre, Friel nochmal genau diesbezüglich durchzulesen (in fast jedem Absatz geht es eigentlich um das richtige Maß der Dinge und die Regeneration...), dann das Interview mit Lubos Bilek anzuschauen, ggf. z.B. auch was sportwissenschaftliches zu dem Thema zu lesen z.B. Neumann, Berbalk et al Optimiertes Ausdauertraining, Meier und Meier Verlag, die Kapitel über gängige Trainingsfehler und Regeneration.
Und dann dem Verdacht zustimmen und konsequent für einige Monate etwas ändern ( d.h. z.B. weniger Intensitäten und insgesamt lockerer, weniger WK, mehr Regeneration/Schlaf...) oder zu der Überzeugung kommen, dass Du eine noch junge, gut regenerierende Athletin bist, die viel Tempo braucht und das nicht das Problem sein kann und diesbezüglich nichts ändern.
Und ich will überhaupt nicht in Abrede stellen, das Du Recht behälst und wünsche Dir dann, das ein anderer Tip Dich weiter bringt.
Gruß
Sascha