"Amateursportler" ist grundsätzlich ein gestresster überehrgeiziger Manager.
Ich erinnere mich an die Presseerklärung des neuen IM Chefs vor ca. 1 Jahr, in dem der (sinngemäß) sagte, die IM Teilnahme sei so etwas wie die "Spitze in der aktiven Lifestylepyramide". An wen sich dieses Marketingversprechen richtet ist ziemlich eindeutig, oder?
Meine Meinung dazu: Wenn man in die Ergebnislisten schaut, gibt es definitiv viele Leute, die vllt lieber nicht hätten starten sollen. Klar kann man mal platzen und ab einem gewissen Alter ist man halt auch nicht mehr ganz so schnell. Grundsätzlich sollte ein Start bei einem Marathon oder einer Langdistanz aber mit einer seriösen Vorbereitung einhergehen. Das ist offensichtlich sehr oft nicht der Fall.
Trotzdem sehe ich im Verbieten auch nicht die Lösung. Immerhin animieren die WK viele Leute zumindest etwas Sport zu treiben und haben somit auch einen Benefit, auch wenn der WK selbst dann vllt nicht Gesundheitsfördernd ist. Das kann man von vielen legalen Suchtmitteln ja zum Beispiel nicht behaupten.
Letztlich ist es wohl eher ein Problem unserer Wachstumsorientierten Gesellschaft, dass halt alles immer mehr und toller sein muss und man mit dem halten des Status Quo nicht zufrieden sein darf, auch wenn der vor kurzem vllt noch eine Wahnsinnsleistung oder ein (wirtschaftliches) Wahnsinnsergebnis dargestellt hat. Einfach regelmäßig aus Spaß Sport machen und vllt mal an nem Volkslauf bis hin zum HM teilnehmen, weil die Zeit grad nicht mehr zulässt ist halt im Kollegen-/Freundeskreis nicht förderlich für die Credibility als krasser Athlet. Dann lieber auf der Firmenhomepage mit ner Marathon PB von 4:45 als Laufexperte feiern lassen. Jeder der nicht selbst Marathon läuft kann die Zeit eh nicht einschätzen und da es genug andere gibt, die genauso drauf sind, fällt es auch an der Platzierung nicht weiter auf. Paradoxerweise geht es bei der gewünschten Anerkennung ja zum Teil auch darum zu implizieren, dass man das notwendige Training vorher gewissenhaft und "No excuses mäßig" absolviert hat. An dieser "höher-weiter" Einstellung sollte man denk ich eher ansetzen.
Für mich geht die Anmeldung zu einer solchen Veranstaltung auch mit dem Einverständnis einher, dass ich mich entsprechend vorbereiten werde. Andernfalls macht mir der WK selbst auch gar keinen Spaß. Wenn die Zeit nicht da ist, suche ich mir andere kleiner sinnvolle Ziele, welche mit dem gegebenen Zeitbudget machbar sind und zu gegebener Zeit vllt auch auf den längeren Distanzen wieder weiterhelfen können.
„Marathons (und Ironmans) gehören verboten, außer für Profis!“...Da wir "Normalos" die mit Job/Familie/Freizeit gestresst genug sind und gar nicht die Zeit haben "richtigen Sport auszuüben" !
Hier stellen sich mir zwei Fragen:
1. Warum solte man die Menschen in einer freien Gesellschaft unbedingt "amtlich" oder "staatlich" vor ihrer eigenen Dummheit schützen? Ich bin eher für Eigenverantwortung, und entsprechendem Tragen der Konsequenzen bei falschen Entscheidungen. Es reicht mir, wenn man mich vor den gröbsten Dummheiten anderer schützt (und natürlich andere vor meinen ).
2. Wer definiert, was "richtiger Sport" und "Normalo" ist? Die Menschen sind nun mal nie alle gleich, und das ist gerade im Sport besonders offensichtlich. Und es gibt wohl mehr als zwei Gruppen (Profis und Normalos), die unterschiedliche Bedürfnisse, Möglichkeiten und Prioritäten im Leben haben.
Ich mag keine Leute, die glauben zu wissen, was "das Beste für alle Anderen" ist.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
.... Grundsätzlich sollte ein Start bei einem Marathon oder einer Langdistanz aber mit einer seriösen Vorbereitung einhergehen. Das ist offensichtlich sehr oft nicht der Fall....
ich frag mich gerade wie du das beurteilst. Anhand der Zeiten in den AKs? Das würde ja vorraussetzen du kennst die Fähigkeiten der von dir als "offensichtlich sehr oft" eingestuften Sporter.
Zitat:
Zitat von captainbeafhart
Ja und nein.
Es gibt ein (nicht ganz kleines) Segment an Freizeitsportlern, auf den die Beschreibung zutrifft. Ich selbst habe mit diesem Klientel, das Du nennst, zu tun und da gibt es das, keine Frage. Das sind aber natürlich nicht alle Personas und insofern ist das zu pauschal.
Ich denke aber auch, dass er das mit dem "Verbot" nicht so meint, wie er es sagt. Ihm steht das ja eh nicht zu hier Normen aufzustellen. Insofern ist das aus meiner Sicht als Warnhinweis zu verstehen, mit dem er die Aufmerksamkeit auf ein wichtiges Thema lenkt.
Denn die Argumentation mit dem Rest-Cortisol, dem "Zuviel", dem Runterkommen am Abend, dem Schlaf etc. sind gesicherte Erkenntnisse. Die Auswirkung siehst Du u.a. an dem explosionsartigen Aufwuchs an psychischen Erkrankungen (Burnout (ist zwar nicht als Krankheit klassifiziert, es wird aber dann anders vercoded), Depression etc.) von Arbeitnehmern ggü. den fast gleichgebliebenen physischen Erkrankungen. Und der Aufwuchs hat nicht allein mit den besseren Diagnosemöglichkeiten und der gestiegen Zahl an Psychotherapeuten zu tun, sondern tatsächlich auch mit den, von Bubendorfer genannten, Punkten.
jep sehe ich auch so. ... Stress auch beim Hobby und das "Verbot" ist als Warnung und Hinweis zu verstehen
Ich hab glaub noch nie so gesund gelebt wie jetzt als Leistungssportler.
Die Burnout-Fälle, die wir bisher auf der Arbeit hatten, waren keine Sportler sondern Raucher und Trinker. Da Würde ich also auch keinen Zusammenhang sehen.
Aber ganz abgesehen davon: Wie soll der Profi-Sport überleben wenn es keine Amateure mehr gibt? Nur für Sebi alleine wird am Wochenende keiner die Strassen im Kraichgau sperren. Das Geld wird mit den Amateuren verdient!
Ich hab glaub noch nie so gesund gelebt wie jetzt als Leistungssportler.
Die Burnout-Fälle, die wir bisher auf der Arbeit hatten, waren keine Sportler ...
Geht mir auch so, seit ich mich sportlicher Vorbereite und nach Plänen trainiere fühle ich mich besser, esse gesünder, schlafe besser. Aber ich mache mir auch keinen Stress, wenn mal die Zeit nicht passt. Der Spass steht auch beim Training im Vordergrund. Verbessern möchte ich mich aber schon durch das Training.
Thomas
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„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.„
Ich hab glaub noch nie so gesund gelebt wie jetzt als Leistungssportler.
Die Burnout-Fälle, die wir bisher auf der Arbeit hatten, waren keine Sportler sondern Raucher und Trinker. Da Würde ich also auch keinen Zusammenhang sehen.
Aber ganz abgesehen davon: Wie soll der Profi-Sport überleben wenn es keine Amateure mehr gibt? Nur für Sebi alleine wird am Wochenende keiner die Strassen im Kraichgau sperren. Das Geld wird mit den Amateuren verdient!
Das ambivalente an der Sache ist, dass Sport (im Maßen) wie Antidepressiva wirken können.
Wie soft ist es eine Sache der Balance. Und da spricht der Bubendorfer das Thema und seine Risiken prinzipiell richtig an, das "Verbot" ist aber unsinnig.
Wie so oft ist es eine Sache der Balance. Und da spricht der Bubendorfer das Thema und seine Risiken prinzipiell richtig an, das "Verbot" ist aber unsinnig.
Genau diese Balance trifft Bubendorfer meiner Meinung nach überhaupt nicht. Du hast natürlich Recht (wie auch andere) mit dem Hinweis, dass es solche leistungsgetriebene Sportler gibt, die sich mit ihrem Zugang zum Sport noch mehr Stress machen als sie ohnehin schon haben, usw.
Aber ich kenne wirklich viele durchaus leistungsorientierte Sportler und der Großteil von ihnen hat einen vernünftigen Zugang. Darunter verstehe ich, dass man seine Grenzen kennt und akzeptiert. Dass man durchaus mal ein Training auslässt, weil man müde ist, oder anderes zu tun hat, oder weil das Wetter schlecht ist. Dass man aber auch versucht, halbwegs regelmäßig zu trainieren, sich fit zu halten und gelegentlich einmal ein paar Monate einen strikteren Trainingsplan umsetzt, um bei einem Wettbewerb ein gutes Ergebnis zu schaffen.
Und vor allem ist die Grenze zwischen Vernunft und Verbissenheit doch völlig subjektiv. Manche meiner Freunde halten es ja schon für Extremsport, wenn man zweimal pro Woche bei sommerlichen 25 Grad eine Stunde mit 120 Puls vor sich hin joggt. Der goldenen Mittelweg zwischen Leistungsfanatiker und Couch-Kartoffel ist meiner Meinung nach nicht der Gelegenheits-Spaziergänger (wie ich Bubendorfer verstanden zu haben glaube), sondern jeder, der SEIN Maß gefunden hat, das ihn und seine Umgebung glücklich und zufrieden macht. Und das kann auch ein motivierter Marathonläufer oder Langdistanzler sein.