Vielen Dabk für eure netten Worte im Vorfeld und nach dem finish. Sie haben mir in den Tagen davor sehr geholfen
Meine Sochtweise - Erster Start als Handicapathlet.
Natürlich kam ich zeitkritisch am Start an. Vor dem Begutachten des Rades, dem Umziehen oder Beutel wegbringen den für mich Maßgeblichen gesucht. Kannte ihn schon vom Vortag. Er beruhigt, alles in Ordnung, wir haben noch genügend Zeit, nimmt mich an die Hand zur T1, stellt mir meine persönliche Betreuerin vor, die mir den Wechselbeutel reichen wird.
Bike ist ok, umziehen und schon in die Area vorm Schwimmen. Kurz danach kam FMMT, zum Glück haben wir nach der Begrüßung das Thema gewechselt, sonst hätte ich noch etwas Nässe um die Augen, und zwar nicht vom gerade beendeten Regen, gespürt. Er hilft mir noch mit dem Neo und meiner Uhr, als wir gemeinsam ins Wasser, in Startgruppe 3, gehen. Matthias war ja etwas enttäuscht, nicht in die erste zu kommen. Dann verlieren wir uns aus den Augen, Startschuss und ich lege locker los, finde gute Beine und hänge mich dran. Nach 20 min stoppt der plötzlich und schwimmt Brust weiter. War wohl doch nicht der Superschwimmer, dem ich im Wasserschatten grad noch folgen konnte.
Alleine weiter, Wendepunkt kam früher als gedacht. Die 2-3 schnellen Schwimmer aus späteren Startgruppen verursachten auch keine Beklemmung, hab mich beruhigt, um im Notfall auch 6er Zug atmen zu können, war aber nicht notwendig. Zweite Wende, dann der Ausstieg.
Sehe schon eine Helferin mit Beutel, die ist wohl für mich. Wahrhaft energisch greift sie meinen Arm und sprintet zum Zelt. Konnte da gar nicht meine Frau sehen, die in 2. Reihe stand und versuchte, sich bemerkbar zu machen. Übergabe am Zelt, umziehen (Schwimmzeit auf der Uhr beenden... ) und zum Radl. Die Startlinie habe ich übersehen, bin noch weiter gegangen, ehe ein WK Richter Gesten machte, die wohl bedeuten, ich könne lossollen. Nochmals vergewissert dass das stimmt, und dann los...
Nach wenigen Minuten höre ich „Kiss Racing Team - go“, ich trug in der 2, Disziplin mein IRL Kit meiner virtuellen zwift Renngemeinschaft. Wie sich später herausstellte, Supportete sie jemand anderen und war verblüfft, das Trikot zu sehen. Frohen Mutes ging’s weiter.
Radfahren ist die kritischste Disziplin für mich, da auf eine Reaktion auf plötzlich auftauchende Objekte nur zeitverzögert reagiert werden kann. Verzichte daher bewusst auf ein Tribike oder Lenkeraufsatz, nur ein reines RR. Halt old school- oder manche mögen es härter...
Die Armbinde, gelb mir drei schwarzen Punkten, trage ich, auch auf Wunsch der challenge. Ich kann die Bedenken des Veranstalters zur Sicherheit, für andere und mich, verstehen und tue alles mögliche um das Restrisiko so weit wie möglich zu vermindern. Allein, dass es mir und anderen gehandicappten möglich ist, gemeinsam mit anderen starten zu dürfen, ist ein hohes Privileg, dass ich zu schätzen weiß.
Situationen wie ein volles gel oder eine Packung Taschentücher, die ich beide im Rennen voll überfahren habe. Passiert ist nix, wenn es was größeres gewesen wäre...
Greding gut genommen, auf der Abfahrt ein ausländischer Athlet langsam in der Fahrbahnmitte fahrend, sogar für mich zu langsam, doppelt vergewissert, dass keiner von hinten kommt und noch innerhalb der Mittellinie überholt. Yes. Solarer Berg, TdF Stimmung, eigentlich super, bei mir leichte Panik, so eng wie die stehen, sehe noch weniger als sonst, einfach nur unfallfrei durch. Klappt. Puh.
Irgendwann hat mich FMMT überholt, später wieder ich ihn usw. In Eckersmühlen wäre ich gerne schon rechts abgebogen, so wie die Spitzengruppe, die aber noch nicht zu sehen ist. Zweite Runde etwas lockerer, ab 150 zähle ich jeden km runter.
Ab in T2. Wie das wohl wird? In der Vorbesprechung/E-Mails hieß es, ich solle da vorstellig werden, natürlich war die T2 am Samstag menschenleer, und auf der Messe war die Anmeldung etc schon geschlossen/abgebaut. Aber, natürlich, in Roth kein Problem. Kaum vom Rad gestiegen und den Arm gehoben kommt ein Helfer zu mir. Erkläre die Situation, er nimmt mich am Arm, diesmal so, dass ich folgen kann lässt den Beutel besorgen und führt mich ins Zelt. Dort stelle ich mich trotz Helferin ziemlich blöd an, veranlasse aber irgendwann das Zelt.
Es dauert ein paar Minuten, bis ich begreife, dass Udo Jürgens Hit Griechischer Wein wohl nicht der Soundanlage entspringt (da läuft irgend was forderndes), sondern meinen Kopfhörern.
Meine geplante Tempovorgabe war seit 10 Tagen übern Haufen geworfen; bei km 3 meine Frau gesprochen, noch bis km 14 weitergetrabt/gehumpelt. Dann war meine Birne zu weich. Rest nur noch gewalked.
FMMT bei glaube ich seinen 20km gesehen, da war ich schon über 30 min zurück. Matthias, du bist ein echter Teufelskerl, Wahnsinn. Soviel Spirit!!!
Frau bei km 25 und 30 getroffen, Plan reifte im Kopf. Bei km 40 treuherzig geguckt, dass sie mich doch ins Ziel begleiten könne. Ist sonst nicht so ihr Ding, aber da musste sie jetzt durch. Sind zuletzt noch getrabt, keiner konnte/wollte uns im Zielkanal überholen. Schönes Ende eines langen Tages.
Was bleibt? Das sorgenvolle Gesicht meiner Frau in den Vortagen, verbunden mit erheblichen Schlafstörungen, welche sich nach dem Finish in Entspannung änderten, die UNGLAUBLICHE Hilfsbereitschaft für mich als Gehandicapten, das Treffen mit FMMT, das Erreichen meines Ziels, die Erleichterung, die letzte Langdistanz nochmal gepackt zu haben.