... mich auch.
Auch ich war vor einigen Jahren zu Ostern dort. Die Zusschaustellung der Dornenkrone auf einem roten Samtkissen war eine sehr bizarre und zugleich professionelle Inszenierung. Letztes Jahr war ich im Sommer in der Kathedrale. Ein bemerkenswertes Kunstwerk. Auch ich bin erleichtert, dass der Brand unter Kontrolle ist.
Die Dornenkrone finde ich ärgerlich und peinlich. Hier verstehe ich die Christen nicht. Warum widerspricht niemand? Es wissen doch alle, dass es sich keineswegs um die Dornenkrone von Jesus handelt.
Notre-Dame ist großartig genug, da braucht man doch nicht auf derart hanebüchene Märchen zurückzugreifen, um den Tourismus anzukurbeln.
Leider ist solcherlei Schwindel bei allen großen Kirchen üblich; auch im Kölner Dom und im Petersdom in Rom.
Die Christen (Achtung, Verallgemeinerung) wollen immer als ganz besonders ehrlich und rechtschaffen angesehen werden, und ich verstehe nicht, warum man dieses hohe Ansehen durch eine alberne Dornenkrone in Gefahr bringt.
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Du schreibst, die Annahme, dass metaphysische Thesen menschengemacht sind und man sich insofern ihrer Endgültigkeit nicht sicher sein könne, sei bereits eine Aussage über Metaphysisches. Das erscheint mir etwas spitzfindig...
Gut, spitzfindig. Der Punkt ist: Niemand der über diese Fragen nachdenkt, kommt ohne grundsätzliche Annahmen aus; darüber kann man reflektieren und es Metaphysik nennen.
Zitat:
Zitat von waden
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Und dass es sich deiner Ansicht nach wie beim Glauben um “Nichtwissen“ handle, finde ich bemerkenswert, reklamiert doch der (u.a. der christliche) Glaube dogmatisch letztgültiges Wissen für sich.
Ich stelle fest, der Versuch auf den wichtigen Unterschied zwischen Glauben und Wissen hinzuweisen, findet kaum Interesse.
Mir scheint, Zarathustra trägt hier das Argument vor, dass es sich sowohl beim Glauben als auch bei der Wissenschaft nicht um Wissen handelt.
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Nein, Wissenschaft führt sehr wohl zu Wissen und beschreibt die Wirklichkeit.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
... Im Kontrast dazu liegen sämtliche Religionen miteinander überkreuz. Selbst eng verwandte Religionen wie das Christentum, der Islam und das Judentum sind sich theologisch spinnefeind. ...
... Wie man allerdings die Unterscheidung ohne wissenschaftlichen Diksurs über alle, auch die religiösen Aussagen treffen will, d.h. ohne die objektiven Wahrscheinlichkeiten, Sicherheiten aller Aussagen zu berücksichtigen, hat er bisher nicht geschrieben, äh offenbart .
Zu allen Zeiten gibt es einen jeweils aktuellen Wissensstand. Metaphysik oder Religion liefern soetwas wie einen allgemeinen Rahmen unter anderem auch dafür. Die Tatsache, daß sich die Religion in ihrer bildlichen Sprache des zur Zeit ihrer Gründung herrschenden Wissensstandes bedient, führt natürlich oft zu solchen Verwechslungen, wie sie hier in der Diskussion fortwährend auftreten.
Zitat:
Zitat von qbz
... Sagt der Papst: "Gott erschuf die Welt in sechs Tagen" offenbart er Gottes Wort.
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Das Beispiel ist etwas schlecht gewählt; das sagt der Papst schon seit längerer Zeit nicht.
Zitat:
Zitat von qbz
... Zarathustra schrieb (dass z.B. sowohl Gott (Beten) wie der Arzt kranke Menschen heilen könnten.)...
Wer krank ist, soll zum Arzt gehen. Selbst wer daran glaubt, daß Gott ihn heilen könnte, sollte sich darauf allein nicht verlassen.
Zitat:
Zitat von qbz
... Dass nur a) oder b) zutrifft, wovon Du und ich und viele andere ausgehen, scheint mir ... für den Papst und viele Gläubige halt nicht zu gelten.
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Für den Papst und die Gläubigen, die ihm in dieser Frage folgen, gilt das sehr wohl auch: Die Welt wurde nicht in sechs Tagen und auch nicht in der Reihenfolge geschaffen, wie es in der Bibel steht.
Die Frage ist in der Bibel empirisch falsch beantwortet, spielt aber auch für die religiöse Aussage, auf die sich auch der Wahrheitsanspruch bezieht, nicht die geringste Rolle.
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Die Netzhaut ist quasi verkehrt herum im Auge platziert. Das lässt sich leicht durch die Entwicklungsgeschichte des Auges verstehen. Aber hätte ein allmächtiger Schöpfer es so konstruiert? Das ist äußerst unwahrscheinlich und nicht glaubwürdig, also des Glaubens würdig. [/indent]...
Warum hätte er es denn nicht genau so entstehen lassen sollen? Willst Du Dich beim Schöpfer darüber beschweren, daß die Welt nicht Deiner Vorstellung von Perfektion entspricht? Nach christl. Lehre ist alles Irdische vergänglich und imperfekt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Was äußerst unwahrscheinlich ist, ist Aberglauben.
Das ist nicht richtig: Es passieren gelegentlich sehr unwahrscheinliche Dinge.
Im Übrigen ist bei den genannten Beispielen (die teilweise, wie Du wohl weißt, ohnenhin nicht der christl. Lehre entsprechen) das ganze Gerede von Wahrscheinlichkeiten witzlos, wenn prinzipiell keine Methode der Bestimmung derselben angegeben werden kann.
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Ihre Wissenschaft war jedenfalls ein Ergebnis von Beobachtungen und logischen Erklärungen. Sie war kein Ergebnis des Glaubens. Wo sich Götterglaube mit der Wissenschaft vermischte, etwa bei Kepler, war sie falsch.
Die "Ergänzung der Wissenschaft durch den* Glauben" hast Du bisher nur behauptet und nicht belegt.
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker
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Wenn es Dich interessiert, können wir gerne die "konstruktiven theologischen Fragen", welche Newton beschäftigten, näher diskutieren. Um zu sehen, ob sie in irgend einer Weise die Wissenschaft um den Glauben ergänzen. Diese Behauptung steht ja nach wie vor im Raum. Meine Quelle dazu wäre das schwerverdauliche Werk "Die Ideengeschichte der Physik", die ich im Bezug auf Newton bei Interesse zusammenfassen würde.
Falls Du das Buch von Wilfried Kuhn meinst: Das ist mir bekannt. Ein gutes Buch, auch wenn man nicht in allen Detailfragen übereinstimmen mag. Danke für den Hinweis!
Darin steht z. B. geschrieben: „Bei Newtons Begriffs- und Theoriebildung spielen metaphysische Hintergrundüberzeugungen bzw. „Vor“-Urteile mit theologischen Implikationen eine wesentliche Rolle.“ (S. 243)
Ähnliches behauptet der Autor auch von zahlreichen anderen bedeutenden Physikern. Das reicht mir, um von einer Ergänzung zu sprechen.