jeden toten Sportler sofort mit Doping zu kommentieren ist daneben, finde ich auch.
Ich muss zugeben, dass mir bei entsprechenden Schlagzeilen auch sehr schnell entsprechende Gedanken kommen. Genauso wie man z.B. bei Schlagzeilen über Unfälle mit Motorradfahrern und jüngeren Fahrern schnell an zu schnelles fahren und/oder Alkohol denkt.
Man kann vielleicht durchaus überlegen, welche Gründe der Unfall/der Tod jeweils gehabt haben könnte und darf dabei auch das Thema Doping nicht ausgrenzen.
Dennoch finde ich es pietätlos ohne genaue Sachkenntniss oder die Untersuchungen abzuwarten, gleich ein Urteil zu fällen oder Gerüchte zu streuen, mit dem das Opfer und, was vielleicht schlimmer ist, die Angehörigen leben müssen, ohne die Möglichkeit zu haben, das Gegenteil zu beweisen.
Die vom TE angesprochene Problematik geht aber noch viel weiter: Gerade an Profis werden doch Erwartungen gestellt, die diese kaum erfüllen können:
Ist er zu langsam, bringt keine Leistung, hat vielleicht 1-2 kg zu viel auf den Rippen, ist er entweder:
- zu faul im Training
- zu undiszipliniert
- zu willensschwach im Training/im Wettkampf
- zu wenig fokusiert
- etc...
Überrascht er durch eine bessere Leistung, Gewichtsabnahme, Muskelaufbau... heißt es sofort von den Experten, die natürlich genau über seine Leistungsfähigkeit und seinen Trainingsstand im bilde sind, er hat:
- die Strecke war zu kurz
- der Rückenwind zu stark
- etc.
Das heißt, dem Sportler würde nur die Möglichkeit bleiben, genau die Leistung zu erzielen, die wir im Vorfeld von ihm erwarten, wobei wir ja nicht alle die gleiche Leistung von diesem erwarten.
Wir müssen die Jungs (und Mädels) also gar nicht mehr laufen lassen, sondern lassen einfach die Experten über die Platzierung abstimmen.
Ich hab' beim Thema Doping sicher auch keine rosarote Brille auf, aber ich gebe dem TE recht, dass es schon nervig ist, wenn jede minimal vom Erwarteten abweichende (bzw. tw. auch erwartete) Leistung entsprechend kommentiert wird.
damit sich die Frage, ob man Profi wird, überhaupt stellen kann, muss man schon als Kind/Jugendlicher- also in einem Alter, in dem man die Konsequenzen noch nicht überblicken kann - täglich viele Stunden trainieren, und für den Sport leben(*). Als junger Erwachsener dann alle diese Jahre in die Tonne zu hauen, weil man erkennt, dass das höchste Niveau legal (vermeintlich) nicht erreichbar ist, stelle ich mir sehr schwer vor.
Viele Grüße,
Christian
(*) Edith meint, die Jungs und Mädels vom Niedersächsischen Kader auf den Nebenbahnen trainieren zweimal am Tag jeweil etwa sieben Kilometer. Und die sind z.T. erst elf!
Ich hab' beim Thema Doping sicher auch keine rosarote Brille auf, aber ich gebe dem TE recht, dass es schon nervig ist, wenn jede minimal vom Erwarteten abweichende (bzw. tw. auch erwartete) Leistung entsprechend kommentiert wird.
Schön, mittlerweile ist der Tod eine minimal von der Erwartung abweichende Leistung...
Es geht doch insgesamt darum, dass manche sagen, dass man einer Person (ob tot oder lebendig ist egal), keine Dinge unterstellen sollte, die man nicht belegen kann. Dies ist ein verdammt hoher Anspruch, den ich für den Privatgebrauch sogar ablehne. Für eine Unschuldsvermutung bin ich als Privatperson nicht zuständig - erwarte sie daher umsomehr von denen, die daran gebundenen.
Ich möchte mir nämlich sehr wohl eine Meinung zu allen Dingen rund um den Profisport bilden dürfen, ohne dass ich den Beweis dafür im Safe haben muss.
Ich kann mir also fröhlich überlegen, wen ich für gedopt halte.
Ich kann mir genauso überlegen, welchen Politiker ich für korrupt halte (und ihn deshalb nicht wähle).
Und ich darf darüber auch breit diskutieren, solange ich keine Tatsachenbehauptungen aufstelle.
Und nun ist es doch absurd, dass ich hier im Forum öffentlich sagen kann, dass ich denke, dass alle Profi-Sportler dopen, aber sobald einer umkippt, das böse D-Wort nicht mehr sagen darf und der Tote sich durch das Ableben quasi "reingewaschen" hat.
Das ist in meinen Augen keine Pietät sondern Heuchelei. Der Tod macht in der Bewertung keinen Unterschied (liefert vielleicht sogar noch ein Indiz).
Wer allerdings für sich selbst vorurteilsfrei und unter steter Beachtung der Unschuldsvermutung durch's Leben gehen möchte, der kann dies gerne tun - für den ändert der Tod aber auch nichts an der Beurteilung.
Ich hab' beim Thema Doping sicher auch keine rosarote Brille auf, aber ich gebe dem TE recht, dass es schon nervig ist, wenn jede minimal vom Erwarteten abweichende (bzw. tw. auch erwartete) Leistung entsprechend kommentiert wird.
Zitat:
Zitat von FinP
Schön, mittlerweile ist der Tod eine minimal von der Erwartung abweichende Leistung...
Der Absatz bezog sich auf den Umgang mit Doping bzw. Dopinganschuldigungen im Allgemeinen, nicht auf den speziellen Fall Alexander Dale Oen.
Zitat:
Zitat von FinP
Es geht doch insgesamt darum, dass manche sagen, dass man einer Person (ob tot oder lebendig ist egal), keine Dinge unterstellen sollte, die man nicht belegen kann. Dies ist ein verdammt hoher Anspruch, den ich für den Privatgebrauch sogar ablehne. Für eine Unschuldsvermutung bin ich als Privatperson nicht zuständig - erwarte sie daher umsomehr von denen, die daran gebundenen.
Ich möchte mir nämlich sehr wohl eine Meinung zu allen Dingen rund um den Profisport bilden dürfen, ohne dass ich den Beweis dafür im Safe haben muss.
Ich kann mir also fröhlich überlegen, wen ich für gedopt halte.
Ich kann mir genauso überlegen, welchen Politiker ich für korrupt halte (und ihn deshalb nicht wähle).
Und ich darf darüber auch breit diskutieren, solange ich keine Tatsachenbehauptungen aufstelle.
Und nun ist es doch absurd, dass ich hier im Forum öffentlich sagen kann, dass ich denke, dass alle Profi-Sportler dopen, aber sobald einer umkippt, das böse D-Wort nicht mehr sagen darf und der Tote sich durch das Ableben quasi "reingewaschen" hat.
Darum geht es doch gar nicht, sondern darum, dass egal in welchem Thread früher oder später Doping thematisiert wird.
Um bei deinem Politikerbeispiel zu bleiben, wäre so so, als ob jede politische Diskussion, egal ob Kernkraft, Außenpolitik oder Bildung innerhalb von zwei Minuten beim Vorwurf der Korruption landet.
Keiner hat gesagt, dass wir Doping komplett ausklammern sollen. Ich finde es auch gut, das darüber diskutiert wird. Die Frage ist, ob man jede Diskussion darauf bringen muss oder das besser gesondert diskutiert.
Von jeder Diskussion kann in keinster Weise die Rede sein. In diesem Fall liegt die Diskussion auf der Hand und man kommt kaum daran vorbei, das Thema aufzugreifen.
Der Absatz bezog sich auf den Umgang mit Doping bzw. Dopinganschuldigungen im Allgemeinen, nicht auf den speziellen Fall Alexander Dale Oen.
Darum geht es doch gar nicht, sondern darum, dass egal in welchem Thread früher oder später Doping thematisiert wird.
Um bei deinem Politikerbeispiel zu bleiben, wäre so so, als ob jede politische Diskussion, egal ob Kernkraft, Außenpolitik oder Bildung innerhalb von zwei Minuten beim Vorwurf der Korruption landet.
Keiner hat gesagt, dass wir Doping komplett ausklammern sollen. Ich finde es auch gut, das darüber diskutiert wird. Die Frage ist, ob man jede Diskussion darauf bringen muss oder das besser gesondert diskutiert.