4. der AK, 10. Frau und gleichzeitig Gesamtletzte
ja, das kann man alles gleichzeitig werden
Das kam so: Geiseltaltriathlon am Hasse-See irgendwo im tiefsten Thüringen (edith sagt es war in Sachsen-Anhalt).. habe ich gelesen und mich am Freitag entschlossen, das als Trainingswettkampf zu machen ( 750/30/6 )
Eigentlich nur deshalb, weil ich nicht recht wusste, was ich mal noch trainieren könnte, bevor am nächsten Sonntag meine allererste OD ins Haus steht.
Gesagt, getan! Morgens um 7 mag mein Magen aber einfach noch kein Essen ... ein Brötchen hab ich geschafft, mehr ging nicht. Räder und Krams ins Auto und über die 7 Berge in Gefilde, in die ich ohne triftigen Grund nie wieder fahren würde.
Erstmal ankommen und nachmelden: meine Güte wieso haben denn hier alle grüppchenweise die gleichen Klamotten an? Und immer wieder fragt der mitgereiste Liebste mich ob ich denn aufgeregt sei. ("ja bin ich, lass mich in Ruhe und geh Deine eigene Wechselzone einrichten!")
Nachdem die Dame bei der Anmeldung den Schock verkraftet hatte, dass ich keinem Verein zugehörig bin, ging es auch schon zum Check-In, wo mich fast der Schlag getroffen hat. Mein schönes Rennrad aus der Bucht wurde fast rot vor Scham, alles voll mit unheimlichen Zeitfahrmaschinen. Material alleine machts ja auch nicht, also nicht verrückt machen. Solange bis der Sprecher uns alle herzlich zum Landesligawettkampf begrüßt, bei dem auch die Jedermänner mitspielen dürfen .. na Mahlzeit, die haben auch alle Vereinsklamotten an.
Dann gehts Schlag auf Schlag: Besprechung, gemeinsamer Weg zum Start und ab in den pippiwarmen See, ohne Neo versteht sich. Schön langsam losgebrustet, bißchen orientiert, alles fein, sogar zwei, drei kraulende Mitschwimmer überholt. Läuft, kann ich sogar ein wenig selbst kraulen. Erste Boje läuft noch super, dann ein Ellbogen Richtung Rippen, aua, konznetrieren, atmen, Brustschwimmen... um die zweite Boje und ab Richtung Landgang. Auf der zweiten Runde läuft es durchaus okay, auch wenn beängstigend wenige Schwimmer hinter mir zu sehen sind... zumindest von den Brustschwimmern. Drei vor mir kann ich noch einholen vor der letzten Boje, Glücksgefühle ... aber nur solange bis es passiert und kurz vor dem Schwimmausstieg der Gesamtführende an mir vorbeizischt.
Irgendwas um die 17/ 18 Minuten muss ich unterwegs gewesen sein. Zwischenzeiten gab es leider auch hinterher keine genauen.
Aus dem Wasser, keine Zeit verlieren, Füße nur im Vorbeigehen abgetrocknet, Socken, Radschuhe, los.... da merke ich meine tratschnassen Füße. Egal, erstmal fahren, atmen, trinken. Um die erste Kurve und schon gehts los mit den Anstiegen. Wenn ich irgendwas nicht kann ist das Bergaufradeln und das auch noch beständig ... es hört und hört nicht auf, wird eher steiler statt flacher. Mit jedem weiteren Anstieg werde ich weiter durchgereicht... ätzend .. Wind, bergauf, ich kurbele fleißig und komme nur langsam in Tritt. Endlich flacher, kein Baum, kein Strauch nur der Wind und ich. Dann gehts mal bergab, das macht Spaß, bis ich am nächsten Anstieg merke, dass ich den Schwung nicht mitnehmen kann. Wieder kurbeln, hässliche Pulsfrequenzen zeigt meine Uhr, bis ich endlich auf der zweiten Radrunde angekommen bin. Neuen Mut gefasst, getrunken und dann kommt sie wieder, die Landstraße mit den Autos ( nein es gab natürlich keine Vollsperrung ) und dem allerhässlichsten Anstieg. Und genau dort isses dann passiert. Eine Radlerin überholt mich und ich höre ein Auto hinter mir, dass aber aus irgendeinem unverständlichen Grund nicht an mit vorbeifahren will.
Das ist also ein Besenwagen und der will jetzt bis zur Wechselzone hinter mir bleiben. Nein, das halt ich nicht aus, traue mich nicht mehr zum trinken langsamer zu werden und fühle mich unheimlich gehetzt. Was jetzt? Absteigen, mich und das Radl in den hinter mir tuckernden Bus packen und aufgeben ? Mindestens 2 Kilometer trage ich diesen Kampf zwischen Finisherwillen und Schweinehund mit mir aus. Dann die nächste Abfahrt, es ist nicht mehr weit ... also komm, Trainingswettkampf, wenn schon Letzte, dann mit Spaß! Knapp 23er Schnitt, dass müssen mindestens die Voralpen gewesen sein ... *schäm*
Beim Wechseln dann einfach mal alleine Schuhe wechseln, kriegt auch keiner weiter mit und lostapsen und es kam wie es kommen musste, wieder leicht bergauf. Wasser und Schwamm geschnappt, etwas schneller traben geht sicher auch. Und wer hat eigentlich diese ganze Sonne bestellt?
Nach dem ersten Kilometer holt mich der Liebste auf seiner zweiten Runde ein und verheißt, dass es hinter der nächsten Kurve bergab geht. Bergab geht gut, tut gut .... schon wieder ein Getränkestand. Den freundlichen älteren Damen dort verkünde ich, dass sie Feierabend machen können, wenn ich das zweite Mal bei Ihnen war.
Richtung Ziel ermahnt mich eine Helferin, dass die Startnummer bei Zieleinlauf vorne getragen werden muss "Ich will aber doch noch gar nicht ins Ziel" rufe ich und ernte ermunternde Anfeuerung, der Streckensprecher erspäht mich und schickt mich mit sehr lieben Worten auf die letzten drei Kilometer.
Kaum unterwegs, erscheint hinter mir ein gut gelaunter Radler.. wie jetzt? Ein Besenfahrrad? Na das hat mir gerade noch gefehlt. Der junge Herr unterhält mich und sorgt dafür, dass ich mein Tempo halte. Alleine hätte ich mir sicher noch ein Gehpäuschen gegönnt. Er erzählt muntere Triathlongeschichten von sich selbst und spornt mich an. Der letzte Kilometer, erst 100 Meter vor dem Ziel überlässt er mich mir selbst, ich höre "Dieser Weg" aus den Boxen im Ziel schallen, mein Radbegleiter ist auf dem Weg dorthin und erfüllt mir den Wunsch, dort mit meinem Lieblingspushsong "eye of the tiger" empfangen zu werden.
Was auf der Ziel gerade passiert ist der Wahnsinn, der Zieleinlauf ist mit Menschen gefüllt die mich ins Ziel klatschen, der Sprecher kündigt mich an und ich verstehe die Welt nicht mehr... Wahnsinn, ich habe noch nie erlebt, dass der Letzte eines Wettkampfs so gefeiert wurde...... alles in allem habe ich viel aus dieser Erfahrung mitgenommen und war sogar ziemlich stolz darauf nicht mit dem Besenbus von der Radstrecke ins Ziel gekommen zu sein.
Gegen mich selbst habe ich gestern gewonnen und gegen ein paar andere schaff ich es sicher auch mal noch irgendwann.