Zitat:
Zitat von Jörn
zappa, bist Du der Meinung, dass es eine Ausnahme ist, wenn Lehrer wissen, dass die Kinder den Wahrheitsgehalt nicht beurteilen können?
Oder ist es systembedingt praktisch immer der Fall, wenn Religionsunterricht in den Klassen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 stattfinden?
Und: Gibt es innerhalb des Religionsunterrichts Antworten seitens der Schüler, die vom Lehrer als "richtig" oder "falsch" gewertet werden?
Und falls das so ist: Ist es eine Ausnahme oder systembedingt praktisch immer der Fall?
Bitte erlaube mir eine gewisse Hartnäckigkeit in diesen Punkten, da Du mich ja sehr scharf dafür kritisiert hast (was ich nicht schlimm finde).
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Zwischen Deinem Post #3990 und hier sehe ich eine Differenzierung ("Ausnahme" und "Klassen 1,... und 9". Das freut mich, dass wir jetzt nicht mehr bei allen Religionslehrern und allen Kindern sind.
Hier mal ein praktisches Beispiel, an dem sich zeigt, dass Deine Frage nach "richtig" und falsch" im Religionsunterricht zumindest teilweise keine Rolle mehr spielt. Gleichzeitig glaube ich, dass die Fallzahl derjenigen, die wegen ihrer Religionsnote ein "echtes" Problem bekommen haben (z.B. Durchfallen) gegen Null geht.
"Klassenstufe: 2. Schuljahr
In diesem Unterrichtsprojekt entdecken Kinder beides: Kirche als
Gebäude und Kirche als Gemeinde. Auf ihrer »Entdeckungsreise« füllt
sich die »Kirchenfragenbox«. Die entstandenen »Kirchenfragen« werden
im Verlauf des Projektes Gemeindemitgliedern im Interview gestellt.
Mit Grundschulkindern auf Entdeckungsreise zu gehen in unbekannte
Gefilde, ist eine besondere Chance ihre Neugier zu wecken.
...
Zu Beginn galt es, das Interesse und die Neugier der Kinder für das
Thema und damit auch ihre Fragen zu wecken. Unvoreingenommen
sollten sie den Kirchraum erkunden und die dort vorhandenen Dinge
wie Prinzipalstücke, Orgel, Empore, Abendmahlskelche, Taufschale,
Bibel und Kreuz, Osterkerze, Gesangbücher sowie die Raumaufteilung
entdecken und danach fragen.
Auf dieser Basis entstand dann Raum für eigene, inhaltliche Fragen
zu Glauben und Gemeinde, die über Wissensfragen hinausgingen.
In der Begegnung mit Gemeindemitgliedern hatten die Kinder
dann die Gelegenheit, ihre Fragen nicht nur sich untereinander und
mir zu stellen, sondern auch Menschen kennen zu lernen, die tatsächlich
in die Kirche gehen, sich zu Glauben und Gemeinde befragen
lassen und auf ganz unterschiedliche Weise »Kirche« leben und
lebendig werden lassen.
Um die Kinder zum Fragen für längere Zeit zu motivieren, habe ich
ihnen das Projekt als »Kirchenforscherprojekt« vorgestellt. Ähnlich
wie in den gängigen Kinderwissenssendungen wie »Willi will´s wissen
« wurden sie zu kleinen »Kirchenforschern« ernannt – ausgestattet
mit einem noch leeren »Kirchenforscherordner«. Darin enthalten
waren ein Schnellhefter mit Deckblatt »Kirchenforschung«, einige
leere Blätter für Zeichnungen, Skizzen und Notizen und einige nicht
leicht zu findende »Suchbilder«, die es in der Kirche zu entdecken galt.
...
Die Fragen wurden jeweils auf Gruppentische verteilt und nach einer
Stillarbeitsphase wurde jeweils ein Austausch zu den Antworten angeregt
– auf jedem Tisch lag eine Frage in einer Farbe mit entsprechendem
Platz für die Antworten. Die eigenen Antworten und Bilder wurden
dann in den »Kirchenforscherheftern« eingeklebt und gesammelt.
Ein Arbeitsblatt mit eben diesen Fragen bekamen die Kinder am
Ende der zweiten Projektphase noch einmal. Sie haben ganz anders
geantwortet, haben selbst entdeckt, was sie gelernt haben und vor allem
entdeckt, wie viel mehr Fragen sie haben (Frage 5), seit sie mehr wissen.
Folgende Fragen wurden ihnen gestellt:
...
Aufgabenstellung: Schreibe auf, was dir einfällt. Du kannst gern auch
dazu etwas malen.
1. Was fällt dir alles ein, wenn du das Wort Kirche hörst?
2. Kann man eine Kirche von außen erkennen?
Hast du eine Idee, woran?
3. Hast du eine Idee, was man in einer Kirche macht und warum Leute in
die Kirche gehen?
4. Warst du schon mal in einer Kirche? Wann? – Wo? – Wie war das?
5. Was willst du gern noch alles über die Kirche wissen?
...
aus: Mirjam Zimmermann, Fragen im Religionsunterricht