Zitat:
Zitat von Raimund
ich kann mich an nem bericht in der triathlet erinnern, da haben sie in mexiko nen 15-fachen gemacht....
warum eiegtnlich immer dort...?
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Gut das ich so alt bin und irgendwo immer was finde:
hier also der bericht vom 15fachen
HEISSES PFLASTER
- 15 MAL IRONMAN NONSTOP -
Martin Feijen, Ultra-Athlet und -Veranstalter, erzählt von seinem
(bisher) längsten Ultrarennen in Mexiko.
Monterrey, Mexiko: Der erste Fünfzehnfache fand am 11. November '95 mit acht Teilnehmern statt.
Die Distanzen: 57 km Swirn, 2700 km Bike und 603 km Run.
Vor dem Start waren fast alle Athleten im gleichen Hotel untergebracht. Wir gingen gemeinsam zur Kirche, trainierten ein bißchen, aßen in den Restaurants der Stadt und hatten viel Spaß.
Geschwommen wurde in einem öffentlichen Freibad mit 25 Meterbahnen. Es gab nur eine Ecke, aus der frisches Wasser in den Pool eingespeist wurde, mit der Folge, daß eine Seite des Beckens sehr warm, die andere unangenehm kalt war. Der Amerikaner Mike Roberts etwa litt unter der Kälte, während Fabrice Lucas (F) kaltes Wasser in seinen Neo füllte, um sich zu erfrischen. Einige Teilnehmer legten gegen 2 Uhr nachts eine kurze Schlafpause ein, andere schwammen weiter. Zu ihnen gehörte auch Fabrice Lucas, der nach 18 Std. 33 Min. (7.33 Uhr morgens) als erster aus dem Wasser stieg. Vidmantas Urbonas aus Litauen folgte eineinhalb Stunden später. Ich schloß die erste Disziplin um 13.40 Uhr ab. Ein Schultermuskel verursachte mir auf den letzten 20 km eine Menge Schmerzen und ich verlor durch dieses Problem annähernd drei Stunden.
Die ersten 4 Athleten wurden von Polizeiwagen zum Park Ninos Heroes eskortiert, wo der Rad- und Laufkurs ausgelegt war. Mit heulenden Sirenen begleiteten sie uns 16 Kilometer durch den lebhaften Straßenverkehr von Monterrey. Es war eine eindrucksvolle Aktion und wir fuhren ein Durchschnittstempo von 40 km/h. Die anderen vier Starter wurden in einem Bus zum Parkgelände gebracht, da die Polizei eine weitere Stadtpassage für zu riskant hielt. Zu diesem Zeitpunkt lag Jaroslav Pavelka an vierter Stelle, gefolgt von Günter Teichmann, Silvia Adonie (der einzigen weiblichen Teilnehmerin), Sergio Fenero und Mike Roberts.
An den ersten beiden Tagen des Wettkampfs regnete es und die Temperaturen lagen zwischen 12 und 18°C. Die nachfolgenden Tage waren sehr sonnig und die Werte kletterten tagsüber auf 25 bis 34°C, nachts wurden 8 bis 19°C gemessen. An heißen Tagen legten die meisten Athleten eine Siesta von 11/2 bis 2 Stunden ein, um sich vor der Sonne zu schützen. Dafür schliefen sie nachts nicht.
Hart auf hart
Die meisten schlummerten täglich nur 3-4 Stunden, "richtiger", tiefer Schlaf war natürlich nie möglich. Der Wettstreit zwischen den ersten 4 Athleten - Pavelka, Lucas, Urbonas und mir - war so hart, daß wir alle Schlafprobleme hatten. Manchmal legten wir uns hin, standen aber bereits nach 30 Min. senkrecht im Bett, weil wir selbst im Traum nicht aufhörten zu radeln!
Nach drei Tagen Radfahren hatte sich Pavelka vom vierten auf den ersten Platz vorgearbeitet. Er radelte 22 Std, und pausierte 2 Std., während die anderen weniger Zeit auf dem Sattel verbrachten, Lucas hatte sehr viel Pech, Er mußte zwei Radunfälle hinnehmen und war 5 Std. nicht im Rennen, weil er im Krankenhaus behandelt wurde. Beim ersten Vorfall hielten alle Teilnehmer automatisch an, um Fabrice zu helfen. Jorge Luis Adonie, der Renndirektor und Ehemann von Silvia, war beeindruckt von diesem Verhalten und beschloß, das Rennen für eine halbe Stunde zu neutralisieren. Nach dieser Zeit war Fabrice wieder in der Lage, das Rennen fortzusetzen.
Jaroslav Pavelka beim Naschen während des Schwimmens. "Der Haarige" ging aus dem ersten 15fachen in Mexiko als zäher Sieger hervor.
Alle litten enorm während des Radfahrens. Die Hitze, die Einsamkeit, wundgescheuerte Sitzflächen, Magenbeschwerden, Nackenprobleme, Dehydration viele "gewöhnliche" Schwierigkeiten und manch außergewöhnliche Vorfälle mußten ertragen werden. Die zweite Gruppe der Athleten (Teichmann, Adonie, Ferrero und Roberts) legte - mit Ausnahme von Silvia - mehr Pausen ein, kämpfte aber auch mit Problemen.
Reis, Pizza, Nudeln...
Die Versorgungsteams hatten einen schweren Job. Sie mußten ihre Schützlinge Tag und Nacht betreuen, deren Probleme lösen, sie füttern und mit ausreichend Flüssigkeit versorgen. Es war sehr schwierig, jeden Tag neue Menüs zu kreieren. Reis und Spaghetti, Pizza und Pepsi standen rund um die Uhr bereit, aber nach zwei Tagen kam jedem die Pizza bei den Ohren heraus.
Ein ganz anderes Problem war die Luftverschmutzung. Monterrey und seine Vororte haben 6 Mio Einwohner, etliche Quadratmeilen Industrie und werden von endlosen Autokolonnen durchzogen. Manchmal verschwanden die Berge am Rande der Stadt im Smog und in einigen Nächten roch es fürchterlich.
Nach 7 Tagen und 23 Min. beendete Pavelka das Radfahren in Führung liegend. Ihm folgten Feijen (6 Stunden zurück), Lucas (11 Std.) und Vidniantas (15 Std.). Die Lücke zur zweiten Gruppe betrug beinahe 60 Stunden.
Es schien so, als ob Pavelka einige Probleme bei seinem ersten Marathon hatte. Nach 35 Kilometem begann er zu gehen und legte dann eine Pause ein. Doch später stellte sich dieser Rhythmus als Rennstrategie heraus. Er rannte 4 Std., pausierte 2 Std., rannte wieder vier, legte für zwei Stunden eine Pause ein, USW
Es gelang mir nicht, die Lücke zwischen ihm und mir zu schließen. Er hatte einen Vorsprung von 6 Std. (rund 35 km) und dabei blieb es. Ich beging einen schwerwiegenden Fehler, indem ich aus Angst vor Verletzungen schon früh zu gehen anfing, Tatsächlich gestalteten sich die ersten 400 km gut und verletzungsfrei. Danach verursachte eine Sehne im rechten Bein große Probleme und ich konnte von nun an wirklich nur noch gehen.
Vidmantas legte jetzt weniger Stopps als die anderen ein, übernahm die 2. Position und rückte eines Nachts auch Pavelka sehr nahe. Der Abstand betrug nur 14 Runden (= 25 km). Aber Pavelka pausierte einfach zwei Stunden weniger als sein Verfolger und verteidigte so seine Führung.
Fabrice Lucas eroberte den 3. Platz, aber er war durch seine Unfälle mit dem Rad und das unsportliche Verhalten von Eric Seedhouse und Günter Teichmann (beide verloren im Laufe des Wettkampfs die Nerven und gerieten mit ihren Begleitercrews, anderen Athleten und dem Renndirektor in Streit) sehr demotiviert. Fabrice und ich hatten die gleichen Gefühle, waren enttäuscht über die ganz und gar ultra-untypische Atmosphäre dieses Rennens. Unsere mentale Stärke war verschwunden, obwohl wir beide fest entschlossen gewesen waren, das Rennen zu gewinnen.
In der Nacht vor dem Zieleinlauf von Jaroslav Pavelka geschah etwas Merkwürdiges. Müde nach 13 Renntagen, begannen alle Teilnehmer - mit Ausnahme von Ferrero - zu gehen. Wir plauderten miteinander, lachten und waren uns einig: "Keine 15-fachen Ironman mehr." Als die Sonne aufging, setzten wir uns alle zu einem gemeinsamen Frühstück zusammen. Die Rennpositionen wurden festgeschrieben, der Wettkampf vorübergehend unterbrochen. Die Anspannung wich ein bißchen von uns. Aber wir waren noch immer nicht am Ziel.
Pavelka beendete das Rennen noch am selben Tag in 312: 22:45 Stunden - 13 Tage nach dem Start - als Sieger. Das war genau die Zeit, die ich in meinen eigenen Rennplan geschrieben hatte. Das schmerzte! Vidmantas folgte in 319:22:29. Er war sehr froh, aber auch etwas unzufrieden, weil er wieder einmal Zweiter geworden war. Er hat noch nie ein Rennen gewonnen.
Brüderliches Finish
Fabrice schlug vor, zusammen zu finishen. Ich war einverstanden, Unser Zieleinlauf war sehr emotional, besonders für mich. Ich fühlte mich von einer Last befreit, ich hatte gefinisht, Fabrice war mein Blutsbruder, aber ich hatte das Rennen auch verloren. Was für eine Tortur!
Alle Athleten kamen zum Zieleinlauf ihrer Wettkampfkollegen. Pavelka und Vidmantas waren bei unserem Finish dabei, wir sahen die restlichen Starter ins Ziel laufen. Günter Teichmann wurde Fünfter, gefolgt von Silvia Adonie, Mike Roberts und Sergio Ferrero.
Am letzten Tag des Rennens, als Sergio seine letzten Runden in Angriff nahm, begann es wieder zu regnen. Die Temperatur sank auf 2 Grad. Es schien, als ob die Wettergötter uns wecken und damit sagen wollten, daß das Rennen nun vorbei ist und alles Spaß war. Ganz sicher auch eine Erfahrung, die wir nie vergessen werden.
Die Zeit wird entscheiden, ob es einen weiteren Deka, einen 15fachen Ironman oder gar einen doppelten Deka geben wird, ich vermute, daß es noch nicht vorbei ist.
Quelle: Triathlet 3/96