So, heute dann die Sache mit der Kette.
Campagnolo macht da nen riesen Hype ums Vernieten und kassiert so richtig ordentlich Kohle fürs Verschlussstück, wenn man die Kette mal wieder öffnen will. Einfach aufnieten und einen neuen Bolzen reinjubeln iss nich. Es gibt ne handvoll Kettenglieder UND nen neuen Bolzen dazu und seitenweise Warnungen und Hinweise, wo die Kette zu trennen und wie sie zu vernieten ist. Wer da ein Vorhaben in dieser Angelegenheit vorantreiben will, beziehe sich bitte auf die umfangreiche und bebilderte Informationsbeilage.
Bei Shimano isses etwas einfacher, allerdings nicht deutlich billiger, Rohloff ist gegen 10fach-Ketten (und Schaltungen) immun, bietet aber den verhältnismässig teuren "Rohloff Revolver"-Kettennieter an, der die Bolzen beim Vernieten aufpilzt und somit für alle Ketten geeignet ist (oder sein soll), ohne dass man spezielle Niete, Bolzen oder Kettenstücke dazu benötigt.
Für mich ist der Revolver ein tolles Werkzeug, trotzdem verwende ich meines besseren Nachtschlafes wegen für die Italiener und die Japaner die von denen vorgesehenen Möglichkeiten, die Ketten zu schliessen.
Alle anderen Hersteller wie Sram, Wippermann oder KMC bieten Kettenschlösser an, von denen die allermeisten ohne Werkzeug wieder zu öffnen und darüber hinaus auch wiederverschliessbar sind (Ausnahme: das 10fach-Kettenschloss von Sram. Dieses ist dafür dann aber wieder um ein Vielfaches teurer...

).
Wichtigster Punkt bei der neuen Kette ist die Länge:
ist die Kette zu kurz, kann sich, wenn man versehentlich gross-gross schalten will, das Schaltwerk so ins Hinterrad wickeln, dass ein Unfall nicht ausgeschlossen und das Hinterrad Schrott ist,
ist die Kette zu lang, kann sie beim versehentlichen Schalten von klein-klein vom Kettenrad oder Ritzel fallen, worauf man ins Leere tritt und sich ebenfalls ordentlich weh tun kann.
Natürlich behauptet jede/r, dasses ausgeschlossen sei, diese "verbotenen" Konstellationen (gross-gross oder klein-klein) zu fahren, die Erfahrung in der Werkstatt zeigt aber, dasses wohl doch so einige Male vorzukommen scheint...
Es gibt mehrere Wege, die richtige Kettenlänge zu bestimmen.
Natürlich gibt es die Möglichkeit, sie anhand der Zähnezahlen von Ritzeln und Kettenrädern in Verbindung mit der Kettenstrebenlänge zu errechnen, der Praktikus probiert aber lieber was mit Hand und Auge.
Ich habe mich nach langen Überlegungen für die Campagnolo-Methode zur Kettenlängenbestimmung entschieden.
Dazu wird die Kette aufs kleine Kettenrad und aufs kleine Ritzel gelegt, durch das Schaltwerk gefädelt, und dann soll der Abstand zwischen unterem Kettentrum und dem oberen (hier im Bild eher vorderen) Schaltwerksröllchen maximal 15mm betragen:
Um die richtige Länge zu ermitteln und die Ketten in Ruhe und mit nur zwei Händen (also ohne Helfer...) zu kürzen, empfiehlt es sich, aus einer alten Speiche einen Drahthaken zu biegen, mit dem man die Kettenenden unten probehalber zusammenhängen kann:
An den nun lose herabhängenden Enden kann man problemlos hantieren, überflüssige Glieder heraustrennen und die Enden miteinander vernieten bzw. mit einem Kettenschloss verbinden.
Natürlich ist es wichtig, vor der ersten Fahrt zu prüfen, ob die Kettenlänge ausreichend ist, auch gross-gross zu fahren.
An dieser Stelle könnte man dann Kritik an dieser Methode zur Kettenlängenbestimmung üben, denn wenn die Kette gekürzt ist, ist ein nachträgliches Verlängern wie oben dargestellt entweder teuer oder nervenaufreibend.
Und ich würde hinzufügen: "...wenn das richtige Schaltwerk (=Rear Derailleur/RD) montiert ist, auch nicht notwendig!"
Es ist so: die RDs gibts normalerweise mit unterschiedlich langen Schaltwerkskäfigen (das sind die Dinger am RD, durch die die Kette S-förmig hindurchläuft), um die Kette je nach Übersetzung optimal spannen zu können.
Man spricht hier von "Kapazität" und meint damit die Differenz der Zähnezahl zwischen Gross-Gross und Klein-Klein:
angenommen, es ist eine Kurbel mit 50/34 Zähnen montiert und eine Kassette mit 11/25Zähnen, dann beträgt die Differenz (50-34 plus 25-11) 30 Zähne, bei 53/39 vorne und 13/26 hinten 27 Zähne.
Normalerweise werden die RDs mit drei verschiedenen (Schaltwerkskäfig-)Grössen angeboten und somit ist für jede Übersetzung ein passender RD erhältlich, um alle benötigten Kapazitäten abzudecken.
Will nun jemand tricksen, ist er bei mir an der falschen Adresse, denn ich will nicht seine Probleme zu meinen machen: fliegt er auf die Nase, bin ich der Depp, also kriegt er entweder ne Übersetzung, die sein Schaltwerk verkraftet, ein Schaltwerk, das die Übersetzung verkraftet oder gar nix.