Doppelspitze: Mittsommerlauf in Wallau
Die ganze Familie im Auto. Sohn (4) und Papa wollen in Wallau starten. Erstmal Vollsperrung der A66, Ausweichen über die Käffer, der Kurze schläft ein. Papa wird nervös. Mama weckt den Athleten und beginnt, den knatschigen Wicht im Auto umzuziehen. Ich kann die beiden auf der letzten Rille und unter konsequentem Ignorieren aller Absperrungen ziemlich genau an der Startlinie rauswerfen, bevor ich von beflissenen Ordnern energisch verjagt und verflucht werde.
Ich trolle mich und suche Parkplatz. Der Dicke will aber nicht starten. Zuviel Auftrieb, Trubel, Lärm. Außerdem ein Stadtlauf, keine Runden um den Sportplatz. Das behagt ihm nicht. Papa hat mittlerweile einen Parkplatz erbeutet, kommt dazu und wird sauer. Mama vermittelt. Zur dritten Startwelle der Bambini hat die kleine Diva sich dann aber aklimatisiert und wünscht jetzt doch einen Start. Dass das die Startgruppe mit großen Schulkindern ist, juckt ihn jetzt auch nicht mehr. Also los.
Er liefert ein souveränes Rennen ab und zieht viel Aufmerksamkeit auf sich, da er in der Gruppe ja mit Abstand der Kleinste ist. Im Ziel gibt es ein großes Hallo, wie sich das gehört, und alle sind zufrieden. Später erhält er von Mandarine, die in ihrer Altersklasse platziert ist, einen Pokal, den sie ihm aus dem Bestand der nicht abgeholten Trophäen des Erwachsenen-Rennens organisiert hat. Er ist überglücklich und nimmt den mächtigen Humpen natürlich am Abend mit ins Bett.
Um 19:30 Uhr ist der Start der 10km. Der Dicke und seine Mutter sind Support-Trupp. Ich sortiere mich dort ein, wo ich die 45er Läufer vermute (Zielzeit). Leider muss man nach dem Startschuss immernoch sehr viele sehr langsame Läufer umschlängeln. Ich verstehe nicht, wie man so unaufmerksam durchs Leben stapfen kann... Macht aber nichts, die Beine fühlen sich gut an, ich kenne die Strecke und weiß, dass ich bald meine Pace aufnehmen kann. Als wir dann aufs Feld kommen, habe ich meinen Takt.
Ging das hier immer so bergauf? Das habe ich anders in Erinnerung. Die 2km-Marke passiere ich bei 8:57, alles gut. Es geht immernoch leicht bergauf, ich nehme ein bisschen Tempo raus, ist ja noch weit :-) Da auf dem Feld jeder km gesteckt ist, kann man sich ganz gut kontrollieren. Ich laufe recht gleichmäßig ca. 4:40. Es geht recht lange leicht bergab. Das tut gut. Bei km 7 geht es wieder in die Stadt rein. Hier sitzt man ja immer wieder dem psychologischen Trugschluss auf, man sei gleich im Ziel. Aber diese verdammten 3km über Pfade und Gassen, um Ecken und Plätze, im Zick und im Zack nehmen jedes und jedes und jedes Jahr kein Ende. Dann - endlich - die ewige Zielgerade bergauf zum Sportplatz. Jetzt bloß nicht schwächeln. Da stehen das Publikum und der Fotograf.
Den Typen da vorne im Tri-Einteiler, den wollte ich noch holen, und den mit der Kappe, der sich vorhin mühevoll vorbei geschleppt hat. Also - letzte Stufe zünden... jep, die kriege ich beide noch.
Da vorne schon von weitem zu sehen: die Ziel-Uhr:
45:30 ...-... ach Du Kacke... das wird eng!! Allerallerletzte Stufe zünden 45:40 ...-... Sch**** ist das weit!!!
45:50 ...-... Sch*** tut das weh!!!
45:??? 46:???
Keine Ahnung.
Ich liege auf dem Rücken wie ein Käfer und gucke auf die Armbanduhr. Gestoppt habe ich irgendwie noch. 45:31. Häh? Achso, die Ziel-Uhr zeigt die Brutto-Zeit. Natürlich. Alles in Ordnung. Und dafür die Aufregung. Naja, dann gab es wenigstens einen schönen Endspurt.
Immerhin 3min flotter als letztes Jahr. Und endlich die 45 vorne