Glaubst Du wirklich, dass Jäger und Sammler (früher und in der heutigen Zeit) trotz karger materieller Lebensumstände unglücklichere Menschen sind, als wir sesshaften Menschen in den Industrieländern? Sie leben traditionell das, was gemeinhein als "paleo" gemeint ist. Wer je in seinem Leben in Kontakt mit solchen Kulturen war, vermittelt nicht das Bild eines von Qualen und Leid geprägten Lebens und unglücklicher Menschen. Ganz im Gegenteil.
Schau ich mir hingegen die subjektiven Einschätzung der Lebensqualität Menschen unserer Breiten an, dann bekomm ich eher den Eindruck, dass Qualität von "Qual" kommt und dass wesentlich mehr Menschen, die weder gelegentlich frieren noch gelegentlich hungern müssen, unglücklicher sind als dies bei den Jägern und Sammlern der Fall ist.
Auch in Aksese lebende Menschen in Klostergemeinschaften wirken zumindest auf mich ziemlich zufrieden mit ihrem Dasein, während diejenigen die blind dem Paradigma der Marktwirtschaft folgend, im Konsum materieller Güter dauerhaftes Glück suchen, eher einen unglücklichen Eindruck machen.
Ist Extremsport (und der m.E. extrem von "Materialismus" geprägte Triathlonsport) letztlich nichts anderes als ein Fetisch einer Generation die im Konsum Glück sucht und es letztlich dort ebensowenig dauerhaft finden kann wie im Konsum von Klamotten und Smartphones?
Dies würde zumindest die "Wiederholungstäter" erklären, die in einer Schleife gefangen scheinen, die sie nicht verstehen und die sie deshalb endlos neu durchleben müssen und dabei doch keine "Erlösung" erfahren werden.
Ich glaube, wenn Du das Thema "
Katharis" gewählt hättest, wäre das passender gewesen als "paleo".
Zitat:
(...) Hypothese, dass das Ausleben innerer Konflikte und verdrängter Emotionen zu einer Reduktion dieser Konflikte und Gefühle führt. Vornehmlich wird von Katharsis gesprochen, wenn durch das Ausleben von Aggressionen, z. B. das Schlagen auf einen Sandsack, eine Reduktion von negativen Emotionen (Ärger, Wut usw.) erzielt werden soll.
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Extremsport als Katharis passt m.E. wesentlich besser zu der These eines - subjektiv empfunden - an sich unerfüllten und letztlich unglücklichen Lebens, dem durch den extrem betriebenen Sport ein Sinn bzw. Erlösung von der Qual eines reizlosen Lebens gegeben werden soll.
Hinzu kommt (individuell) ggfls. noch ein guter Schuss christlicher (vor allem protestantischer) Ethik, wonach nur gottgefällig lebt, wer etwas leistet. Und Leistung ist seit dem biblischen Ursündenfall nur im Schweisse unseres Angesichtes als solche zu bewerten.
Früher gabs die
Flagellanten - heute gibts eben LD-Triathleten und Ultraläufer, die nach einem 100-Meilen Lauf mit ihren blutig geschundenen Füssen prahlen.... mit Paleo hat das gar nichts zu tun.
Paleo ist im Kern nicht mehr als der Versuch, unserem genetisch evolvierten Setup gemäß zu leben, um möglichst gesund, möglichst alt zu werden. Mehr nicht - auch wenn man natürlich auch an den kulturellen Randfragen und ihrer Diskussion seine Freude haben kann.