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Alt 24.06.2013, 21:20   #3831
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 23.096
massi, Danke für Deine Antwort. Wir reden ein bisschen aneinander vorbei. Du führst Dein Recht auf freie Meinungsäußerung an und fragst Dich, was ich dagegen einzuwenden habe. Die Übergeneralisierungen in Deinem Posting "wieso unterstellst du immer allen" lasse ich mal weitgehend unkommentiert, denn weder unterstelle ich immer noch allen irgend etwas. Ganz im Gegenteil, ich habe die Gegenseite immer wieder gebeten, pauschale Aussagen zu präzisieren und zu konkretisieren.

Also, um was geht es mir? Ausgangspunkt waren die letzten Siege bei Ironman-Rennen von Lisa Hütthaler. Sie hat eine Dopingsperre abgesessen. Nach dem WADA-Code ist sie nun wieder in vollem Umfang startberechtigt. Längere Strafen als dort fixiert sind hat das Oberste Sportgericht CAS in einem anderen Verfahren grundsätzlich abgelehnt.

Nach Hütthalers Sieg gab etliche empörte Stimmen in Foren, auf twitter und facebook. Eine spezielle facebook-Seite wurde gegründet, um diese ablehnende Haltung zu kanalisieren und (auch) gegenüber Veranstaltern zu artikulieren. Die FAZ berichtete in einem größer angelegten Artikel, für den sie zuvor Stimmen aus der Leserschaft und der Szene einholte. Prof. Werner Franke rief darin die Sportler auf, den Veranstaltern klarzumachen, "neben so einer Sau starte ich nicht", und bezog sich dabei auf eine Athletin, die ebenfalls nach abgesessener Dopingsperre zurück in den Wettkampfzirkus kam.

Entscheidend ist für mich, dass Lisa Hütthaler derzeit gemäß der für uns alle geltenden Regeln startberechtigt ist. Die Kritik der Sportler droht durch die Bündelung und Verstärkung über die sozialen Medien in eine Hetzjagd umzukippen, die über die Absicht und Wirkung einer privaten Meinungsäußerung weit hinausgeht. Dass ein in der Öffentlichkeit stehender Professor eine Sportlerin als "Sau" tituliert und dafür Beifall erntet, sollte uns erschrecken. Vergesst nicht, dass wir hier über Menschen reden und nicht über Säue.

Die gebündelten Unmutsäußerungen sind nicht nur Meinungsaustausch, sondern sie verfolgen einen Zweck. Durch sozialen Druck soll erreicht werden, was nach den sportlichen Regeln nicht rechtens ist, nämlich de facto lebenslange Strafen für Doping-Ersttäter. Das steht im unverblümten Widerspruch zu den geltenden Regeln (für deren Einhaltung hier paradoxerweise gekämpft wird).

Ich verurteile Doping und habe mich schon häufig sehr klar positioniert, übrigens nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Von Medien wie dem NDR oder dem WDR werde ich als Dopinggegner wahrgenommen und befragt. Ich distanziere mich jedoch von der Idee, über sozialen Druck die Regeln zu brechen, nämlich dort, wo sie unbequem sind. Die Regeln gelten für alle gleich, und das ausdrücklich auch dort, wo sie jemandem Rechte einräumen, der sie gebrochen hat.

Ich kritisiere nicht, massi, wenn Du oder jemand anderes seine Meinung äußert und dabei kundtut, dass er gegen Doping sei (das sind wir alle). Ich kritisiere es, wenn wir darauf abzielen, jemandem seine Rechte zu nehmen, die Teil der Regeln sind.

Wenn wir Gruppe A gestatten, Gruppe B ihre Rechte zu verwehren, dann macht das anschließend Gruppe C mit Gruppe D. Wollen wir das?

Grüße,
Arne
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