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Zitat von qbz
Ich denke, die Religion bzw. die sittlichen Moralvorstellungen der bürgerlichen und religiösen Oberschicht dienten dazu, die soziale Selektion zu rechtfertigen. Irland war ein sehr, sehr armes, bäuerliches Land, das für viele andere Länder wie England und die USA eine industrielle, menschliche Reservearmee während der ursprünglichen Akkumalition stellte. Da standen uneheliche Kinder auf der untersten Stufe, fanden auch als Knechte und Tagelöhner in Irland keinen Broterwerb, die bürgerliche Oberschicht sah in ihnen familien- und beziehungslose, entwurzelte Heimkinder, das unterste Proletariat und fürchtete zukünftige Kriminelle.
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Das erklärt, warum alleinstehende schwangere Frauen und junge Mütter sich die Misshandlung durch die Heimschwestern gefallen ließen. Sie hatten außerhalb des Klosters oder Heims mit noch schlechterer Behandlung zu rechnen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Befürchtungen in der Zeit von 1960 bis 1998 noch eine reale Grundlage hatten, oder ob schlicht die Angst davor ausreichte.
Das erklärt vielleicht die Lage der Frauen. Doch was ist mit der anderen Seite, die der Nonnen und Ärzte? Wie rechtfertigten sie ihre Misshandlungen oder ihr Wegschauen und Geschehenlassen? Die Nonnen hätten ihrem Gelübde nach einen Gegengewicht zu den ungerechten sozialen Verhältnissen herstellen müssen. Stattdessen erreichten die Misshandlungen einen Höhepunkt ausgerechnet innerhalb der Klostermauern. Die Kindersterblichkeit erreichte in den Klostern monströse Werte von bis zu 85% (Wikipedia).
Deshalb fällt es mir schwer, die Vorgänge in den 18 katholischen Heimen nur als eine Folge der allgemeinen sozialen Verhältnisse Irlands zu sehen. Sie sind auch für die katholischen Einrichtungen selbst, aus deren Innenperspektive, keine Entschuldigung. Denn man hält sich viel darauf zugute, gerade eben nicht dem Zeitgeist zu folgen.